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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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hinunterzustürzen, hielt jedoch in der Bewegung inne. Aber nur sehr kurz. Als er das leere Glas auf den Tisch stellte, sagte er sehr leise: »Wussten Sie, dass Sie beschattet werden?«
    Victor war verblüfft, hatte sich jedoch genügend in der Gewalt, um nicht den Kopf zu drehen. » Scheiße «, zischte er, vorübergehend seinen Vorsatz über Bord werfend, Kraftausdrücke zu vermeiden.
    Das schmale Lächeln kehrte auf Ushers Gesicht zurück. »Ich will verdammt sein. Sie scheinen tatsächlich einer von der aufrichtigen Sorte zu sein, Wunderknabe. Wusste nicht, dass es davon noch welche gibt. Wie gut können Sie einen Schlag wegstecken?«
    Victor, verwirrt durch Ushers scheinbar zusammenhangslose Frage, versuchte ihm gedanklich zu folgen. »Hä?«
    »Vergessen Sie’s«, murmelte Usher. »Wenn Sie’s noch nicht wissen, finden Sie’s gleich heraus.«
     
    An die nächste halbe Minute behielt Victor nur eine sehr verschwommene Erinnerung, nur vereinzelte Bilder:
    Den vor Wut brüllenden Usher, beinahe jedes seiner Worte eine Obszönität. Die auseinander stiebenden Bargäste. Er selbst flog durch die Luft, schlug auf dem Rücken auf. Er sprang – irgendwie – auf, flog schon wieder, krachte auf einen Tisch; Usher, mit wutverzerrtem Gesicht, noch immer Obszönitäten brüllend.
    Am stärksten:
    Schmerz, und Ushers Hände. Große Hände. Gott, ist der Drecksack stark! Victors Versuche, ihn abzuwehren, waren zwecklos – als versuchte ein Kätzchen, die Kiefer einer Bulldogge aufzustemmen.
    Trotzdem verlor er nie ganz das Bewusstsein. Und irgendwo in dem grenzenlosen Chaos begriff Victor, dass Usher ihn gar nicht wirklich umbringen wollte. Er wollte ihn noch nicht einmal verletzen.
    Und das war gut so, denn nach den ersten Sekunden hegte Victor keinen Zweifel mehr, dass Usher ihn hätte zerschmettern können. Insofern war Ushers Ruf also kein Fantasieprodukt der Revolutionsmythologie. Trotz seines momentanen Entsetzens sang in Victor eine Stimme ein Hosianna nach dem anderen.
     
    Der Admiral und der Botschafter
     
    Edwin Young war ein großer Mann von schlaksiger Statur. Er trug die perfekt sitzende Uniform eines Konteradmirals der Royal Manticoran Navy, die – bis ans Äußerste dessen, was die Vorschriften gestatteten, verziert und auf modische Eleganz getrimmt war. Sein feinknochiges Gesicht und die langen, schlanken Finger vervollständigten das Bild des Offiziers adliger Herkunft ebenso sehr wie die entspannte und gelangweilte Pose, die er im Sessel hinter seinem großen Büroschreibtisch einnahm.
    Schon ein flüchtiger Blick hätte jedem verraten, der mit den Feinheiten der manticoranischen Gesellschaft vertraut war, dass der Admiral dem Adel angehörte – und zwar dem Hochadel. Ihm gegenüber saß ein Captain vom militärischen Nachrichtendienst und dachte, die kleine, geschmackvoll schlichte Anstecknadel, die Young als Mitglied im Bund der Konservativen auswies, sei nun wirklich nicht nötig.
    Die Anstecknadel verstieß gegen die Bekleidungsvorschriften der RMN, doch sorgte der Admiral sich offenhar nicht, jemand könnte ihn maßregeln, weil er sie zur Uniform trug. Der einzige manticoranische Funktionär auf Terra, der im Rang höher stand als er, war Botschafter Hendricks. Wie es der Zufall wollte, befand sich der manticoranische Botschafter auf Terra im gleichen Raum wie der Admiral und der Captain; er stand am Fenster. Und wie es sich fügte, trug der Botschafter die gleiche Anstecknadel am Revers.
    Eigentlich haftete der Blick des Captains jedoch nicht auf der Anstecknadel des Admirals, sondern auf dessen Hals: ein langer Hals, schlank und biegsam, fügte er sich nahtlos ins Bild von Admiral Youngs elitärer Herkunft und Erziehung.
    Der Captain war sich recht sicher, dass er ihm den Hals mühelos würde brechen können.
    Nicht dass er sich damit aufhalten wollte … ein gebrochener Hals wäre allenfalls eine Nebenwirkung. Der Captain hatte bereits mehrere Möglichkeiten erwogen und wieder verworfen, wie er dem Admiral den Hals brechen könnte. Sie hatten gemeinsam, dass sie dem Captain zu schnell gingen. Er würde es vorziehen, dem Admiral langsam und methodisch die Luftröhre abzuklemmen.
    Zum Schluss würde er ihm natürlich die Wirbelsäule brechen. Die Knochensplitter würden das Rückenmark durchtrennen und die Tat vollenden. Vermutlich immer noch zu schnell; der Captain war ein ausgesprochen kräftiger Mann und konnte sich nicht erinnern, jemals so wütend gewesen zu sein wie in diesem Moment.

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