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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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kann ich immer noch behaupten, er sei zu betrunken, um zu wissen, wovon er spricht. Es ist schließlich nicht so, als würde Durkheim mir nicht glauben – er macht ja selbst mehr als genug Witze über Ushers Sauferei, oder?
    Im selben Moment, da er zu diesem Schluss gelangte, sah Victor, dass der Mann neben Usher vom Barhocker glitt. Einen Augenblick später hatte Victor seinen Platz eingenommen.
    Wieder zögerte er. Usher sah ihn nicht an. Der Bürger Colonel des Volks-Marinecorps saß vornüber gebeugt und stierte unablässig in sein Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Wenn Victor wollte, konnte er noch immer gehen, ohne sich zu offenbaren.
    Das glaubte er zumindest. Victor hatte Ushers Ruf außer Acht gelassen.
    »Das ist ein schwerer Verstoß gegen die übliche Vorgehensweise«, sagte der Mann neben ihm, ohne die Augen vom Glas zu nehmen. »Ganz zu schweigen davon, dass Sie jede Regel unseres Handwerks brechen.
    Durkheim würde Ihnen bei lebendigem Leib die Haut abziehen, wenn er das wüsste.« Usher nippte an seinem Drink. »Na, vielleicht auch nicht. Durkheim ist ein Bürokrat, ‘ne Taube weiß mehr über Geheimdienstarbeit als er.«
    Ushers leise Stimme verriet kein Anzeichen von Trunkenheit, doch kamen ihm die Worte nur langsam über die Lippen. Auch seine Augen wirkten nüchtern, als er sie schließlich auf Victor richtete.
    »Aber was wichtiger ist – viel wichtiger –, ich bin außer Dienst, und Sie stören meine Konzentration.«
    Victor entfuhr zu rasch eine zornige Antwort, um sich noch zusammenzureißen. »Leck mich, Usher«, zischte er. »Sie haben genug Übung, um mitten in einem Taifun zu trinken, ohne einen Tropfen zu verschütten.«
    Ein schmales Lächeln erschien in Ushers Gesicht. »Na, na«, sagte er schleppend. »Was ist denn jetzt los? Durkheims Wunderkind kann ja böse Worte sagen.«
    »Böse Worte habe ich noch vor dem Reden gelernt. Deshalb benutze ich sie nie.«
    Das schmale Lächeln wurde noch schmaler. »Oh, wie aufregend. Noch ein Dolie, der seine Geschichte voll Armut und Entbehrung loswerden will. Ich kann’s kaum erwarten.«
    Victor zügelte sein Temperament. Er war ein wenig entsetzt, wie viel Mühe ihn das kostete, dann begriff er, dass es an der in ihm aufwallenden Angst lag. Im Alter von sechs Jahren hatte Victor gelernt, sich zu beherrschen. Nur dadurch hatte er in den Wohntürmen überleben und sich schließlich einen Weg nach draußen bahnen können.
    Nach draußen – und nach oben. Er konnte nur nicht so recht sagen, ob er die neue Aussicht mochte.
    »Was soll’s«, murrte er. »Ich weiß, dass ich gegen die Regeln verstoße. Aber ich muss unter vier Augen mit Ihnen reden, Usher. Und ich wusste nicht, wie ich das anders hätte anstellen sollen.«
    Das Lächeln schwand völlig aus Ushers Gesicht. Er richtete die Augen wieder auf sein Glas. »Außerhalb des Vernehmungsraums habe ich der Systemsicherheit nichts zu sagen.« Das Lächeln kehrte zurück – es war nun sehr schmal. »Und wenn Sie mich in den Vernehmungsraum bekommen wollen, sollten Sie lieber Verstärkung mitbringen. Ich glaube nicht, dass Sie das allein schaffen, Wunderknabe.«
    Nur für einen Augenblick schloss sich die große Hand ein wenig fester um das Schnapsglas. Victor sah das und bezweifelte nicht im Geringsten, dass man einen ganzen SyS-Trupp brauchte, um Usher zum Verhör zu schleppen. Und die Hälfte des Trupps würde bei dem Versuch das Leben lassen. Säufer hin oder her, Ushers Ruf eilte ihm noch immer voraus.
    »Wieso?«, fragte Victor. »Sie könnten Bürger General in der SyS sein – Bürger Lieutenant-General –, anstatt als Bürger Colonel der Marines zu versauern.«
    Kurz verzog Usher die Lippen – galt das bei ihm als halb höhnisches Grinsen? »Habe für Saint-Just nichts übrig«, antwortete er. »Den konnte ich sogar vor der Revolution nicht ausstehen.«
    Victor hielt die Luft an, dann atmete er heftig aus. Flüchtig ließ er den Blick in die Runde schweifen. Soweit er beurteilen konnte, wurden sie nicht belauscht. »Nun«, sagte er gedehnt, »Sie scheinen sich jedenfalls keine allzu großen Sorgen um Ihre Gesundheit zu machen.«
    Ushers Lippen zuckten wieder. »Spielen Sie auf meine Trinkgewohnheiten an?«
    Victor schnaubte. »Sie könnten sich glücklich schätzen, an einer Leberzirrhose zu sterben, wenn Sie rumlaufen und Scherze über den Chef der SyS reißen.«
    »Ich habe keinen Scherz gemacht. Ich habe nur eine schlichte Tatsache ausgesprochen. Ich verabscheue Oscar

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