Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
nicht gefallen.«
»Ich war auch nicht besonders froh über das, was Admiral Jurgensens Leute mir bei der Einweisung gesagt haben«, entgegnete Honor. »Aber Sie klingen, als würden Greg und Sie etwas noch Schlimmeres voraussehen als ich damals.«
»Ich weiß nicht, ob es schlimmer ist, aber ich habe das Gefühl, wir sehen mehr .«
»Mehr? Wie meinen Sie das?« Honor wirkte höchst konzentriert. Gregory Paxton war Honors Nachrichtenoffizier beim Stabe gewesen, als sie hier im Jelzin-System ihr erstes Schlachtgeschwader geführt hatte. Paxton besaß mehrere Doktortitel und war einer der brillantesten Analytiker, mit denen Honor je zusammengearbeitet hatte. Benjamin und sein ermordeter Kanzler, Lord Prestwick, hatten Paxton von der Navy losgeeist, als sie einen neuen Direktor für den Geheimdienst des Schwertes benötigten, und nach allem, was sie seither gehört hatte, leistete er dabei noch beeindruckendere Arbeit als damals in ihrem Geschwaderstab.
»Ich wollte Ihnen darüber nichts in meinen Briefen schreiben«, gab Benjamin zu, »weil Sie mit dem Sternenkönigreich schon genug Sorgen hatten, auch ohne dass ich Ihnen Anlass zu weiteren und wahrscheinlich grundlosen Bedenken gegeben hätte. Aber bevor Admiral Givens … in den Erholungsurlaub gegangen ist, hatte sie mit Greg arrangiert, dass wir die Rohdaten ihrer Quellen ebenso zu sehen bekommen wie ihre Analysen. Seit sie die Admiralität verlassen hat, ist das, was wir zu Gesicht bekommen, weitaus enger gefasst.«
»Inwiefern?«
»Wir erhalten die Rohdaten nicht mehr. Offiziell ist das ONI darauf bedacht, die Geheimhaltung zu verbessern. Und wenn ich ganz ehrlich bin, betrachten viele unserer Nachrichtendienstler dieses Bestreben – das an dem Tag begann, an dem Admiral Jurgensen auf den Plan trat – als eine ernste Beleidigung.«
Benjamin hatte es leichthin ausgesprochen, aber Honor spürte den Zorn hinter seinen Worten und wusste, dass seine Geheimdienstleute nicht die einzigen waren, die über diese Unterbrechung des Informationsflusses beleidigt waren.
»Nach unserem besten Wissen«, fuhr er fort, »und Admiral Jurgensen hat uns nichts vorgelegt, was zeigt, dass unser Wissen unvollständig wäre, hat es bei uns nie ein Sicherheitsloch gegeben. Geheimmaterial war bei uns immer gut aufgehoben. Das kann das ONI nicht von sich behaupten, denn anscheinend sind in wenigstens zwei Fällen, in denen es von uns Informationen erhalten hat, diese Informationen irgendwie den Havies in die Hände gefallen. Und während Jurgensen sich nicht offen dazu geäußert hat, hat er durch die Blume doch unmissverständlich deutlich gemacht, dass er sich vor allem über die beiden ›abtrünnigen Havies‹ in unseren Diensten Sorgen macht.«
Honors Nasenflügel blähten sich, und in ihren Augen blitzte die plötzlich aufwallende Wut.
»Alfredo und Warner sind zwo der ehrenwertesten, verlässlichsten Menschen, denen ich je begegnet bin!«, rief sie mit Nachdruck. »Dass jemand wie Jurgensen es wagt –«
»Ruhig, Honor. Ganz ruhig!« Benjamin schüttelte belustigt den Kopf. »Ich wusste, Sie würden deswegen explodieren. Und offen gesagt bin ich der gleichen Ansicht wie Sie. Bitte glauben Sie mir, dass Jurgensens Verfolgungswahn in diesem Sonnensystem niemanden interessiert. Wir haben keinerlei Bedenken, unseren ›Abtrünnigen‹ zu trauen.«
»Das will ich auch hoffen!«, schnaubte Honor. Dann lehnte sie sich bedachtsam zurück. Nimitz glitt von seinem Hochstuhl auf ihren Schoß, stellte sich wie ein altirdischer Präriehund auf die Echtfüße und lehnte sich mit dem Rücken an sie. Honor umschlang ihn mit ihrem Arm aus Fleisch und Blut.
Sie kannte Alfredo Yu und Warner Caslet sehr gut, daher wusste sie genau, dass die beiden über die Veränderungen entzückt waren, die Eloise Pritchart und Thomas Theisman in der Republik Haven vornahmen. Beide hatten sie Theisman gut gekannt. In vielerlei Hinsicht war Yu in dem Maße Theismans Mentor gewesen, wie Raoul Courvosier für Honor, und sowohl Yu als auch Caslet wären am liebsten in die Republik zurückgekehrt, um an ihrer Neugeburt teilzuhaben.
Honor wusste jedoch auch, dass die beiden wirklich so ehrenwert waren, wie sie sie einschätzte. Die beiden hatten Grayson und der Manticoranischen Allianz die Treue geschworen. Tatsächlich war auch Caslet seit drei T-Jahren graysonitischer Staatsbürger, Yu schon viel länger. Die Entscheidung, ob sie Grayson treu blieben oder nicht, auch wenn sie damit das Risiko eingingen,
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