Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
an. Sobald die Hotels und Erholungsgebiete Touristen anlocken und die permanenten Bewohner kommen, die man für den Service braucht, schießt die Zahl in den Himmel.«
»Schon gut, schon gut«, seufzte Honor. »Ich kapituliere. Legen Sie mir bis nächsten Mittwoch einen Entwurf vor, und ich verspreche, ich melde mich bei Ihnen, so bald ich kann.«
»Hast du das gehört, Nimitz?«, fragte der Anwalt über die Schulter den cremefarben-grauen Baumkater, der es sich neben seiner kleineren, braun-cremefarben getupften Gattin auf der eigens für sie angefertigten Sitzstange bequem gemacht hatte. Nimitz stellte die Ohren auf, und Maxwell lachte. »Ich erwarte von dir, dass du sie im Auge behältst und dafür sorgst, dass sie sich wirklich mit meinen Notizen befasst«, sagte er.
Nimitz musterte ihn kurz, dann richtete er sich in eine halb sitzende Position auf und hob die Echthände. Mit der Handkante der rechten Echthand strich er sich über die offene Handfläche der linken und hielt erst inne, als die Handkante auf den Fingerspitzen ruhte.
»Verräter«, brummte Honor finster, als sie sein Handzeichen für ›Okay‹ erkannte, und Nimitz lachte bliekend und begann wieder zu signalisieren.
»Nicht meine Schuld, wenn jemand auf dich aufpassen muss«, entgegneten die rasenden Finger. »Außerdem bekomme ich Sellerie von ihm.«
»Dass du deine Loyalität so billig verkaufst«, entgegnete Honor und schüttelte betrübt den Kopf.
»Nicht die Loyalität«, erwiderten Nimitz' Echthände. »Nur meine Mithilfe.«
»Sicher«, schnaubte Honor. Sie wandte sich wieder Maxwell zu. »Nun, nachdem Sie sich Ihren pelzigen Schergen rekrutiert haben, bleibt mir wohl keine Wahl, als wirklich zu lesen, was Sie mir vorlegen. Aber wo Sie noch in meinen Terminkalender passen wollen, das übersteigt mein Verständnis.«
»Ich bin sicher, Mac und Miranda können Ihnen irgendwo noch eine Stunde loseisen, damit Sie es lesen.
Ich verspreche, ich fasse mich so kurz, wie es geht. Aber bevor Sie irgendwelche Pläne genehmigen, müssen Sie unbedingt mehr gelesen haben als nur die Zusammenfassung und die Kapitelüberschriften, Hoheit. Es schmeichelt mir zwar, dass Sie mir so weit trauen, aber die endgültigen Entscheidungen sind Ihre Sache – und die Folgen, die sie eventuell nach sich ziehen.«
»Das weiß ich«, sagte sie ernster und tipple einen Befehl in ihr Schreibtischterminal. Sie musterte das Display kurz, dann gab sie eine kurze Notiz ein.
»Ich habe Mittwoch zwar einfach so gesagt«, räumte sie ein, »aber es sieht ganz so aus, als könnte es klappen. Und das ist wirklich gut, weil ich an dem Nachmittag eine Klausur auf Saganami Island habe. Ich werde wenigstens das ganze Wochenende Arbeiten benoten müssen. Wenn Sie also am Mittwochmorgen bei mir wären, oder noch besser Dienstagabend, dann schiebe ich das irgendwo ein, bevor ich im Papier versinke.«
»Das freut mich zu hören, Hoheit«, sagte Maxwell, »aber haben Sie Mittwoch nicht auch eine Sitzung im Oberhaus? Ich glaube, ich habe gelesen, dass die Regierung noch diese Woche ihren neuen Haushaltsentwurf vorlegen möchte. Und obwohl das Herzogtum wichtig ist, sollte es Sie nicht von Ihren Vorbereitungen abhalten.«
»Nein«, sagte Honor und verzog das Gesicht zu einem Ausdruck, der eher von Herzen kam. »Die Sitzung ist auf Mittwoch in einer Woche verschoben. Warum, das weiß ich nicht genau, aber die Regierung hat uns vorgestern verständigt, dass sie die Debatte um eine Woche nach hinten verlegt. Und groß vorbereiten brauche ich mich nicht. High Ridge wird das Gleiche sagen, was er seit drei T-Jahren sagt, und der Earl von White Haven und ich werden das Gleiche erwidern, was wir schon seit drei Jahren erwidern. Dann wird das Haus – knapp natürlich – den Antrag der Regierung annehmen, das Unterhaus wird Änderungsanträge anhängen, das Oberhaus wird sie ablehnen, und absolut alles bleibt beim Alten.«
Maxwell blickte sie an und fragte sich, ob ihr bewusst war, wie bitter (und ausgelaugt) sie klang. Allerdings erstaunte es ihn nicht sonderlich, sie so reden zu hören.
Die Macht des Oberhauses, Finanzvorlagen zu initiieren, war nur ein Vorteil, den die Kontrolle des Staatshaushalts mit sich brachte. Zusätzlich musste jede genehmigte Vorlage in ihrer endgültigen Form vom Oberhaus gebilligt werden. Dadurch konnte das Oberhaus (und darüber hatte Honor sich gerade beschwert), letztendlich jeden vom Unterhaus gestellten Änderungsantrag ablehnen, der ihm nicht passte,
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