Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
überlegen, wie sie es ihr beibringen .
»Lord Alexander und der Earl von White Haven sind eingetroffen, Hoheit.«
»Danke, Mac. Wenn Sie so freundlich wären, sie gleich hereinzubitten?«
»Sofort, Hoheit.«
Honor schaltete ihr Lesegerät auf Bereitschaft, sodass es auf der dritten Seite von Midshipwoman Zilwickis Analyse der Schlacht vom Kap St. Vincent stehen blieb, und blickte mit einem Lächeln auf. James MacGuiness, der einzige Steward der gesamten Royal Manticoran Navy, der gar nicht mehr der RMN angehörte, lächelte zurück und neigte den Kopf zu einer Beinahe-Verbeugung, bevor er sich aus ihrem Arbeitszimmer zurückzog. Sie blickte ihm warmherzig nach und war sich einmal mehr bewusst, wie unentbehrlich er in den letzten zwanzig T-Jahren für den reibungslosen Ablauf ihres Alltagslebens geworden war.
Sie blickte zu Nimitz hinüber, der sich auf der Sitzstange, die er gewöhnlich mit seiner Gattin teilte, in glanzvolles Alleinsein zurückgezogen hatte. Es war Donnerstag, und darum war Samantha fort; sie begleitete Miranda LaFollet und Farragut zur Andreas-Venizelos-Akademie, einem Waisenhaus mit Privatschule, das Honor für die Kinder von im Krieg gefallenen Manticoranern und Graysons gestiftet hatte. Die AVA unterhielt Gebäude sowohl im Sternenkönigreich als auch im Jelzin-System, und als Personalchefin vertrat Miranda Honor dort regelmäßig, denn andere drängende Pflichten verschlangen immer mehr ihrer Zeit. Die Kinder verehrten Nimitz, Samantha und Farragut und alle Baumkatzen, und jede 'Katz liebte es, Zeit mit Kindern zu verbringen, ob sie nun vier- oder sechsgliedrig waren. Alle 'Katzen freuten sich auf diese Besuche, und Nimitz begleitete die anderen oft, auch wenn Honor sich nicht freimachen konnte. Allerdings verzichtete er stets darauf, wenn auf dem Terminkalender eine Besprechung wie die heutige stand.
Honor sah an dem 'Kater vorbei; bevor die Tür sich hinter MacGuiness schloss, erhaschte Honor einen Blick auf LaFollet, der vor der wuchtigen Tür Posten stand – selbst hier! Dann stemmte sie sich aus dem Sessel und ging an das große Fenster des Erkers, der in das Grundstück ragte wie eine Art hängender Turm. Durch die vom Boden bis zur Decke reichende Crystoplastwand blickte man auf die strahlend blaue Schönheit der Jasonbai hinaus, und Honor gönnte es sich einen Moment, die Aussicht zu genießen, als sehe sie das Panorama zum ersten Mal. Dann drehte sie sich wieder zur Tür um und zupfte sich ihren Rock und ihre Weste im graysonitischen Stil glatt.
Im Laufe der Jahre hatte sie sich vollends an das traditionelle graysonitische Gewand gewöhnt. Noch immer betrachtete Honor diese Kleidung als völlig nutzlos, es sei denn, man wollte dekorativ ausschauen, doch musste sie zugeben, dass dekorativ auszusehen nicht unbedingt eine schlechte Sache war. Außerdem gab es noch einen anderen Grund, aus dem sie im Sternenkönigreich fast immer diese Kleidung trug, wenn sie nicht in Uniform war: Sie erinnerte jeden einschließlich Honor selbst daran, wer sie außerdem noch war – und wie viel das Sternenkönigreich und die gesamte Manticoranische Allianz ihrem Adoptiv-Planeten schuldete.
Noch so etwas, das High Ridge ständig ignoriert – wenn nicht noch schlimmer , dachte sie bitter, dann unterdrückte sie die vertraute Wut, die in ihr aufstieg. Es war der falsche Moment, sich noch mehr Gründe dafür zurechtzulegen, dem Premierminister an die Gurgel zu fahren.
MacGuiness kehrte einige Augenblicke später mit Hamish und William Alexander zurück.
»Der Earl von White Haven und Lord Alexander, Hoheit«, murmelte Honors Steward und Haushofmeister, dann zog er sich zurück und schloss die Türen aus poliertem Holz.
»Hamish. Willie.«
Honor durchquerte den Raum zu ihnen und streckte begrüßend die Hand vor. Mittlerweile erschien es ihr nicht mehr merkwürdig, sie so formlos zu empfangen. Hin und wieder beschlich sie zwar noch immer ein Gefühl der Unwirklichkeit, wenn sie ihre Königin oder Protector Benjamin mit dem Vornamen anredete, doch selbst diese Augenblicke wurden seltener. Auf eigenartige Weise war sie sich stets gewahr, wer sie war und woher sie kam, auch wenn es immer natürlicher für sie wurde, sich in zwei verschiedenen Sternnationen auf höchster politischer Ebene zu bewegen. Nur selten dachte sie bewusst darüber nach, doch wenn ihr diese Dinge zu Bewusstsein kamen, dann begriff sie, wie die Art, wie sie verspätet in die innersten politischen Kreise ihrer
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