Honor Harrington 14. Honors Krieg
Eloise Pritchart und er gerade diese Note im Einzelnen besprochen und jeden Satz peinlich genau formuliert hatten. Die Präsidentin erwartete offensichtlich von ihm, die Note in exakt der Form abzusenden, auf die sie sich geeinigt hatten. Leider hatte sie ihm dazu keine Dienstanweisung erteilt. Und nach reiflicher Überlegung, die allein auf seiner ausgedehnten Erfahrung im Außenministerium und mit der manticoranischen Regierung beruhte, waren ihm einige kleine Änderungen in den Sinn gekommen. Änderungen, welche die Wirkung der Botschaft um ein Beträchtliches erhöhen würden.
Allerdings , gestand er sich mit einem schmalen Lächeln ein, während er den überarbeiteten Text musterte, ist diese vielleicht nicht ganz identisch mit der, die der Präsidentin vorschwebt …
15
Sir Edward Janacek hatte entdeckt, dass es ihm keine Freude mehr machte, morgens zur Arbeit zu gehen. Als Michael Janvier ihm die Rückkehr ins Admiralty House angeboten hatte, hätte er diese Entwicklung niemals für möglich gehalten, doch seit jenem siegestrunkenen Tag hatten sich die Dinge geändert.
Er nickte dem Schreibersmaat im Vorzimmer zu und betrat sein Büro. Sein Schreibtisch wartete auf ihn, und dort, mitten auf der Unterlage, ruhte der verschlossene Depeschenkasten, der die Chips mit den im Laufe der Nacht hereingekommenen Nachrichten enthielt. Wie der Gang zum Büro war auch dieser Kasten zu etwas geworden, vor dem ihm graute, vor allem heute, da am Vortag Eloise Pritcharts neustes Sendschreiben eingetroffen war. Eigentlich wollte Janacek den Kasten nicht einmal beachten, doch er sah ihn an, während er am Schreibtisch vorbei zu der Kaffeekanne ging, die an ihrem angestammten Platz auf der Anrichte stand. Dann verharrte er mitten im Schritt: Vom Deckel des Depeschenkasten blinkte ihn ein rotes Licht an, und sein Magen verkrampfte sich.
Angesichts der unvermeidlichen Zeitverzögerung bei Signalen von Schiffen, die über interstellare Entfernungen hinweg eingesetzt waren, hatte es herzlich wenig Sinn, die ranghohen Mitglieder der Admiralität aus dem Schlaf zu reißen, wenn eine Depesche mitten in der Nacht eintraf. Selbst wenn ihr Inhalt furchtbar wichtig war, spielte es keine nennenswerte Rolle mehr, ob sie nun eine oder zwei Stunden früher in die Hände ihrer Empfänger gelangte. Schließlich müsste die Antwort ohnehin erst wieder über ein Dutzend Lichtjahre oder mehr befördert werden.
Natürlich gab es Ausnahmen zu dieser Regel, besonders bei einer Sternnation, die einen Wurmlochknoten besaß, und man erwartete von den höheren Signaloffizieren im Stabe, dass sie erkannten, wann solch eine Ausnahme gegeben war. Außer unter diesen besonderen Umständen konnten sich jedoch auch die höheren Ränge der Admiralität auf Nächte freuen, deren Schlaf nicht durch das plötzliche Eintreffen von schlechten Nachrichten gestört wurde.
Das Blinklicht hingegen zeigte an, dass Simon Chakrabarti als Erster Raumlord die nächtlichen Depeschen bereits gelesen hatte – und eine davon seiner Meinung nach von ganz besonderer Wichtigkeit war.
Der Erste Raumlord wurde schon seit Monaten immer unglücklicher. Janacek wäre selbstverständlich bereit gewesen zu akzeptieren, wenn der Mann hausintern ein gewisses Maß an Sorge zum Ausdruck brachte. Der Erste Raumlord hatte schließlich die Aufgabe, seine zivilen Vorgesetzten über alle Sorgen in Kenntnis zu setzen, die er hegte. Doch ging Chakrabarti mittlerweile darüber hinaus, seine Befürchtungen im privaten Kreis mitzuteilen oder sie sogar in Besprechungen unter vier Augen mit dem Ersten Lord zu äußern. Vielmehr schrieb er amtliche Mitteilungen, in denen er zunehmend schärfer argumentierte, und er verfolgte den Signalverkehr – besonders den aus Silesia – mit einer Aufmerksamkeit, die Janacek für geradezu besessen hielt.
Im Zuge dessen hatte Chakrabarti begonnen, die Depeschen, die ihm besonders wichtig erschienen, mit Randbemerkungen zu versehen. Und genau damit , dachte Janacek, während er das boshaft funkelnde rote Auge mit einer Art faszinierter Furcht betrachtete, will ich mich jetzt überhaupt befassen.
Leider ähnelte das, was man wollte, manchmal nicht einmal entfernt dem, was man tatsächlich bekam – daran hatte Pritcharts Antwort auf Elaine Descroix' letzte Note die gesamte Regierung High Ridge schmerzlich erinnert.
Er straffte die Schultern, atmete tief durch und ging zum Schreitisch. Er ließ sich auf den Stuhl sinken, wobei er dessen
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