Honor Harrington 14. Honors Krieg
Angesichts der logistischen Vorteile, die Sie durch den Terminus erhalten, wäre das zwar wichtig genug, aber das eigentliche Ziel wären die Lenkwaffen-Superdreadnoughts und LAC-Träger der Dritten Flotte.«
»Das meine ich auch. Ich konnte Janacek aber nicht dazu bewegen, die Dritte zu verstärken. Er weigert sich schlichtweg.«
»Um Janacek gegenüber fair zu bleiben«, warf Matthews in einem Ton ein, der deutlich verriet, wie schwer ihm genau das fiel, »hat er auch nicht viel, womit er die Dritte Flotte verstärken könnte . Ich denke mir, er hofft inständig, dass sich die Krise in Wohlgefallen auflöst, ohne dass es zum Kampf kommt. Wenn die Republik angreift, hofft er wahrscheinlich, den Entsatz für Basilisk wieder von Trevors Stern aus holen zu können, indem er Verbände der Homefleet aus dem Manticore-System durch das Wurmloch schickt.«
»Dann träumt er«, entgegnete White Haven tonlos. »Selbst wenn die Homefleet direkt am Terminus stünde, wodurch aber Manticore und Sphinx praktisch ungeschützt wären, könnte er sie unmöglich durch das Wurmloch schicken und auf Unterstützungsabstand zu Theodosias Flotte bringen – jedenfalls nicht, bevor ein Angriffsverband sie nach San Martin zurückdrängt und damit zum Gefecht zwingt.« Er lachte rau, ein hässlicher, kalter Laut. »Das hab ich am eigenen Leib erfahren, als ich Giscard nicht daran hindern konnte, die gesamte Infrastruktur des Basilisk-Systems zur Hölle zu schicken!«
»O ja, das ist mir klar«, schnaubte Matthews. »Ich fürchte nur, Janacek hat das nicht begriffen.«
»Das fürchte ich auch«, sagte Protector Benjamin. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und blickte White Haven nachdenklich an. »Was meinen Sie – würde Janacek ein, zwei Geschwader unserer Lenkwaffen-Superdreadnoughts annehmen, um damit die Dritte Flotte zu verstärken?«
»Das bezweifle ich sehr, Euer Gnaden«, erwiderte Paxton, bevor White Haven antworten konnte. Alles wandte sich ihm zu, und er hob die Schultern. »Janacek hat seine Haltung zu Grayson leider nur allzu deutlich gemacht. Er mag uns nicht, er traut uns nicht, er findet den bloßen Gedanken, uns um Hilfe anzugehen, demütigend und entwürdigend. Ich bin mir sicher, er würde eine Rechtfertigung finden, um das Angebot abzulehnen. Wahrscheinlich würde er sich einreden, dass die Verlegung graysonitischer Kriegsschiffe ins fragliche Gebiet eine provokative Eskalation bedeuten würde. Und wenn er nicht diese Begründung anführt, sucht er sich eine andere.«
»Selbst wenn nicht«, sagte Matthews mit besorgter Miene, »bin ich mir nicht sicher, inwieweit wir uns hier im Heimatsystem noch entblößen dürften, Euer Gnaden. Dadurch, dass das Protector's Own fort ist, fehlen uns bereits sechzehn Lenkwaffen-Superdreadnoughts und sechs LAC-Träger. Das ist ein gewaltiger Prozentsatz unserer Navy. Ausschließlich der Schiffe, die gegenwärtig repariert oder überholt werden, stehen uns fast sechzig moderne Wallschiffe und nur elf LAC-Träger zur Verfügung. Damit können wir Grayson meiner Meinung nach gegen alles verteidigen, was Haven nach unseren nachrichtendienstlichen Erkenntnissen gegen uns einsetzen könnte. Mit jedem Schiff aber, das wir nach Trevors Stern schicken, verringern wir unsere eigene Sicherheit. Und wäre ich an Stelle der Republik Haven und hätte die Absicht, den Krieg gegen die Manticoranische Allianz wieder aufzunehmen, dann würde ich Grayson als eines meiner wichtigsten Ziele ansehen.«
»Da hat er Recht«, sagte White Haven bedauernd.
»Daran zweifle ich auch nicht«, sagte Benjamin Mayhew. »Gleichzeitig rechne ich aber auch nicht mit einem Angriff auf uns.«
»Wieso nicht, Euer Gnaden?«, fragte Matthews. Es war keine Herausforderung, sondern eine ernst gemeinte Frage.
»Weil sie uns seit sechs Monaten diplomatische Köder vor die Füße werfen, um uns zu einem Austritt aus der Manticoranischen Allianz zu bewegen«, sagte Mayhew.
White Haven setzte sich stocksteif auf, und selbst Matthews wirkte erstaunt; nur Paxton blieb mit unergründlichem Gesicht ruhig sitzen.
»Ihre Bemühungen hatten keinen Erfolg, Hamish«, beruhigte Mayhew den Earl mit der Andeutung eines Lächelns. »Die Havies haben jedenfalls nie auch nur angedeutet, dass Militäraktionen unmittelbar bevorständen. Allerdings sieht es mir ganz danach aus, als würden sie schon seit geraumer Zeit versuchen, die Allianz zu spalten. Und ich kann Ihnen wirklich nicht sagen, wie viel Erfolg sie anderswo damit haben.
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