Honor Harrington 14. Honors Krieg
ausmacht.«
Erneut sah sich Janacek gezwungen, dem Premierminister Recht zu geben. Die offizielle Regierungsentscheidung, dem Antrag des Talbott-Sternhaufens auf Anschluss an das Sternenkönigreich stattzugeben (die noch ausstehende Zustimmung des Parlaments vorausgesetzt), hatte sich als außerordentlich populär erwiesen. Zugleich hatte der Verfall des diplomatischen Verhältnisses zur Republik Haven eine ausgesprochen negative Reaktion hervorgerufen. Der prekäre Zustand, in dem sich die Navy gegenwärtig befand, neigte die Waage der öffentlichen Meinung ebenfalls zu Ungunsten der Regierung. Dennoch blieb ein beträchtlicher Anteil der Öffentlichkeit unsicher, ob er hinsichtlich der effektiven Navystärke die Position der Regierung oder die der Opposition übernehmen sollte. Und dass die Bauarbeiten an den halb fertig gestellten Lenkwaffen-Superdreadnoughts wieder aufgenommen worden waren (wenn auch leicht verspätet), hatte dieser Kritik ohnehin viel von ihrer Schärfe genommen. Gleichzeitig waren die kostspieligen Programme der Regierung natürlich außerordentlich beliebt bei allen, die davon profitierten – und darum passte ihren Parteigängern die Rückleitung der Mittel in den Flottenbauetat gar nicht. Es kam noch hinzu, dass die Zusammenstöße mit den Andermanern im silesianischen Weltraum die öffentliche Aufmerksamkeit zurück auf den lieben ›Salamander‹ und ihre vermeintlich glorreichen Leistungen im Kampf gelenkt hatten – ganz zu schweigen davon, dass es Wasser auf die Mühlen derer goss, die sich über den angeblichen Zerfall der interstellaren Beziehungen des Sternenkönigreichs sorgten.
Soweit es Janacek betraf, hatte die silesianische Lage nur ein Gutes: Der Durchschnittswähler betrachtete die Konföderation nicht gerade als wichtig. Mr Average Voter erboste sich über die ›Beleidigungen‹, die das Andermanische Kaiserreich dem Sternenkönigreich zugefügt hatte, und war verärgert wegen der manticoranischen Toten, die es bisher gegeben hatte. Er wusste aber zugleich, dass auch die Andermaner Verluste erlitten hatten, und in dieser Hinsicht war Harringtons grotesk aufgeblähter Ruf ausnahmsweise ein Pluspunkt. Dem Mann auf der Straße war gesagt worden, sie hätte ausreichende Kräfte, um die Andermaner auf Kandare zu reiten, und Janacek ging davon aus, dass sie genau das tun würde. Dies zuzugeben trieb den Ersten Lord zur Weißglut, doch er wusste, dass es der Wahrheit entsprach und dass er dankbar dafür sein sollte – so sehr es ihm auch widerstrebte.
»Was sagen denn die Umfragen?«, erkundigte er sich.
»Nichts Gutes«, gab High Ridge mit größerer Offenheit zu, als er sie gegenüber fast jedem anderen gezeigt hätte. »Im Augenblick laufen die Trends gegen uns. Wir machen zwar mit einigen Fragen recht hohe Punktzahlen, aber das wird von der wachsenden Sorge über die Feindseligkeit Havens unterminiert. Dass die Queen im Moment kaum mit der Regierung spricht, beeinflusst unsere Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit zusätzlich negativ. Und ich fürchte, die Folgen unserer Kampagne gegen Harrington und White Haven wirken sich noch immer negativ auf unser Image auf. Besonders jetzt, wo so viele Befragte äußern, dass Harrington Ihrer Ansicht nach die Einzige ist, die die silesianische Lage im Griff behalten kann.« Er zuckte mit den Achseln. »Angenommen, wir können das Kabinett zusammenhalten und den Sturm an der havenitischen Front überstehen – ohne natürlich gleichzeitig wegen Silesia in einen heißen Krieg verwickelt zu werden –, dann überleben wir wahrscheinlich. Ob wir unser innenpolitisches Programm vollenden können, ist leider eine ganz andere Frage.«
Janacek spürte, wie es ihm eisig den Rücken hinunterlief. Obwohl jedes Mitglied der Regierung High Ridge eine konstant steigende Beklemmung erlebte, war es das erste Mal, dass der Premierminister so unverhohlen pessimistisch klang. Nein, nicht pessimistisch. Solche Momente hatte es schon vorher gegeben. Diesmal aber hörte Janacek zum ersten Mal, wie High Ridge seinen Pessimismus in geradezu verzagtem Ton zugab – als ob er im Grunde schon mit der bevorstehenden Katastrophe rechnete.
»Befürchten Sie, das Kabinett verliert den Zusammenhalt?«, fragte der Erste Lord ernst.
»Das kann ich nicht sagen«, gab High Ridge schulterzuckend zu. »Ohne den richtigen … Druck steht zu befürchten, dass sich MacIntosh schwieriger kontrollieren lässt, und New Kiev stößt sich schon seit längerem an unserer
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