Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
war. Druckwellen und elektromagnetische Impulse gingen den Splittern voran, zerschmetterten und verbrannten beiläufig elektronische Systeme. Die Vanguard wand sich im Todeskampf; die Dorado , weit schwächer und viel verwundbarer als ein Kriegsschiff, durchlief bereits ihre letzten Zuckungen.
Dann erreichten die sich ausdehnenden Sphären der Vernichtung die Fusionsreaktoren.
Das Fusionskraftwerk der Dorado existierte schon nicht mehr, es war wie alles im Rumpf des Handelsschiffes zu nutzlosen Trümmern zerquetscht worden. Die beiden Reaktoren der Vanguard , die schlagenden Herzen des noch immer gegen seine Vernichtung ankämpfenden Schiffes, hatten es irgendwie geschafft zu überleben.
Nun starben auch sie, und eine kurze, in den Augen schmerzenden Sekunde lang leuchtete ein neuer Stern am Nachthimmel des Planeten Walther.
Dann verblasste die kleine Sonne wieder, und nichts blieb von ihr übrig als eine langsam expandierende Wolke aus Kernplasma und Trümmerstücken.
An Bord des erst neulich umgetauften Leichten Kreuzers Forerunner starrte Captain Vaccares ungläubig auf die Displays. Vor einer Minute noch hatte die Vanguard zwischen den manövrierunfähigen Frachtern gestanden und wie ein Löwe auf die Beute gewartet, die ihr zugetrieben wurde.
Nun, in der Zeit eines Lidschlags, war sie verschwunden. Und die Beute, HMS Fearless , rief ihn.
»Andermanischer Leichter Kreuzer Alant «, drang eine Frauenstimme aus dem Brückenlautsprecher, »oder wie immer Sie sich nun nennen, hier spricht Captain Harrington an Bord Ihrer Majestät Schwerem Kreuzer Fearless . Sie sind angewiesen, Ihren Impellerkeil zu streichen und sich zu ergeben.«
»Die Fearless hat erneut kehrtgemacht, Captain«, meldete der Taktische Offizier. »Sie beschleunigt in unsere Richtung.«
»Wenden«, befahl Vaccares dem Rudergänger. Zusammen mit Commodore Dominicks Vanguard hätten sie einen manticoranischen Schweren Kreuzer mühelos bewältigt. Nach der Vernichtung der Vanguard wäre es Wahnsinn gewesen, sich der Fearless allein mit einem Leichten Kreuzer zu stellen. »Maximalschub zur Hypergrenze.«
Die Bilder auf den Displays kippten zur Seite, als die Forerunner um einhundertachtzig Grad gierte. Vaccares überprüfte die Zahlen zweimal und nickte bei sich. Die Hypergrenze war nur etwa eine Stunde entfernt, er war noch immer außerhalb Raketenschussweite der Fearless , und er beschleunigte höher als der Schwere Kreuzer.
Sie kämen nach Hause. Nicht ruhmbedeckt, wie Commodore Dominick geplant, oder mit Schätzen beladen und dem Schlüssel zur Eroberung Manticores in der Tasche, wie Charles versprochen hatte. Nein, mit eingezogenem Schwanz kehrten sie nach Haven zurück. Aber wenigstens wären sie davongekommen.
Und gerade als er zu diesem Schluss kam, blitzte auf dem Bugdisplay eine plötzliche Warnung auf. »Hyperabdruck!«, rief der Taktische Offizier. »Unmittelbar voraus.«
»Identifizieren«, befahl Vaccares. Noch ein Manticoraner? Hatte der Konvoi ein zweites Geleitschiff gehabt, das am Rand des Systems auf der Lauer gelegen hatte?
Nein, es war weit schlimmer.
»Unidentifizierter Raider, hier spricht Seiner Majestät Schlachtkreuzer Neu-Bayern «, verkündete kühl eine schroffe Stimme mit deutschem Akzent. »Sie haben keine Aussicht zu fliehen. Ergeben Sie sich, oder Sie werden vernichtet.«
Panisch blickte Vaccares auf das taktische Display. Doch die Neu-Bayern hatte Recht. Eingekeilt zwischen dem Schlachtkreuzer voraus und der Fearless achtern, gab es keinen Vektor, auf dem die Forerunner nicht für mindestens zehn Minuten ein Gefecht gegen eines oder sogar beide größere Schiffe durchzustehen gehabt hätte.
Natürlich konnte er kämpfen. Seine Besatzung und er konnten zum Ruhme Havens sterben oder die Volksrepublik wenigstens vor den diplomatischen Konsequenzen schützen, die es unweigerlich hätte, wenn Volksflottenangehörige an Bord eines gekaperten andermanischen Kampfschiffes aufgegriffen wurden.
Doch es hatten bei diesem Fiasko schon zu viele Menschen das Leben verloren. Die meisten waren Manticoraner gewesen, doch tot waren sie dennoch.
Er sah keinen Grund, freiwillig die Zahl der Toten zu erhöhen.
»Den Keil streichen«, befahl er ruhig dem Rudergänger. »Dann Signal an die Neu-Bayern und die Fearless .
Sagen Sie ihnen, wir kapitulieren.«
Admiral der Roten Flagge Lady Sonja Hemphill sah von dem Bericht auf und richtete ihren Blick auf das Gesicht des jungen Mannes, der vor
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