Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
zu beschreiben, will mir leider nicht einfallen.«
Er rieb sich den Nacken. »Wenn ich ganz ehrlich sein soll – und kaltblütig –, dann ist das geradezu perfekt. Cachat wird sich die Hände reiben vor Freude über solch einen Fang. Er schlägt einen kleinen Schwarzbrennerfall um Längen. Wie Sie wissen, gedeihen Inquisitoren nur bei echter Sünde.«
»Ach, kommen Sie schon, Yuri«, begann Ned erneut. »Der Bürger Sonderermittler ist doch kein …«
Als jeder Anwesende plötzlich mit Lachen herausplatzte, zog ein trauriger Ausdruck über das Gesicht des Bürger Sergeants. »Nun, ganz so schlimm ist er wirklich nicht«, beharrte er.
Radamacher erhob keine Einwände. Im Augenblick war er solch guter Laune, er hätte sogar zugegeben, dass Bürger Sonderermittler Victor Cachat an einen Torquemada nicht heranreiche. Vielleicht sein bester Schüler wäre.
Er blickte Bürgerin Major Bürger an. »Kümmern Sie sich darum, Diana? Vergessen Sie nicht, ich möchte einen guten, soliden, hieb- und stichfesten Fall gegen Alouette. Nichts Fadenscheiniges.«
Sie nickte. »Wird nicht weiter schwer sein. Wenn wir Recht haben, wird sich in der Abteilung jeder überschlagen, um auszupacken – vorausgesetzt, die Leute können davon ausgehen, dass Alouette lange hinter Schloss und Riegel landet. Irgendwo, wo er sich nicht an ihnen rächen kann.«
»Keine Angst in dieser Hinsicht. Wenn man die Mindeststrafe nimmt, falls Alouette seine Kameraden bedroht hat, um seine mangelnde Befähigung zu kaschieren – ganz zu schweigen einen Vorgesetzten wie den Gruppenleiter –, kann er mit fünf Jahren rechnen. Das sind natürlich fünf Jahre in einem Hochsicherheitszuchthaus der SyS, nicht in einem Schiffgefängnis.«
Yuri machte ein grimmiges Gesicht. »Wenn er Glück hat. Ich fürchte nur, das Glück hat Alouette soeben verlassen. Sein Fall kommt nämlich erst nach der Rückkehr des Bürger Sonderermittlers zur Verhandlung, und Cachat ist ermächtigt, jede Strafe zu verhängen, die ihm angebracht erscheint. Jede Strafe. Nachdem ich meine neue Abkommandierung erhielt, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben sorgfältig alle Vorschriften und Bestimmungen zur Position des Sonderermittlers studiert. Sie lesen sich ziemlich Furcht erregend. Cachat hat zudem bereits kristallklar gemacht, was er von SyS-Personal hält, das seine Position zum persönlichen Vorteil oder Vergnügen missbraucht.«
Er musterte die gegenüberliegende Wand der Kabine, ein breites Schott, wie man es in einer Kajüte für die höchsten Stabsoffiziere an Bord eines Superdreadnoughts erwartete. Es war fast so breit wie das Schott, das Cachat als Kugelfang seines Erschießungskommandos benutzt hatte.
Jeder in der Abteilung schien Yuris grimmige Stimmung zu teilen, man merkte es an der plötzlichen Stille.
Sie hielt jedoch im Falle der beiden Unteroffiziere nicht lange an. »Hey, Jaime«, wisperte Ned. »Irgendeine Chance, dass ich mich – nur dieses eine Mal – zu einem SyS-Erschießungskommando melden kann?«
»Gegen die Vorschriften«, flüsterte Rolla zurück. »Aber ich leg ein gutes Wort für dich ein.«
Yuri seufzte. Manchmal – seit vielen Jahren eigentlich – kam es ihm so vor, als wäre er ein Schaf, das mit den Wölfen auf die Jagd ging und sich fragte, wann schließlich doch jemand merken würde, dass er in völlig falschem Ton den Mond anheulte.
Der halb wehmütige, halb amüsierte Gedanke hielt vielleicht fünf Sekunden an. Dann öffnete sich ohne Ankündigung die Luke, ein weiblicher Signalgast schoss durch die Öffnung, und Yuri entdeckte, dass seine lange ausgedehnten vierzehn Tage zu Ende gegangen waren.
Dr. Johnsons Henker war eingetroffen.
Kapitel 9
Das Gesicht des Gasten war weiß wie ein Bettlaken. »Der Kampfverband ist wieder im System. Wir haben soeben eine Nachricht von der Bürgerin Admiral erhalten. Sie erwartet, binnen fünf Stunden wieder in der Umlaufbahn zu sein.«
So ungezwungen Yuri war, der weibliche Signalgast ließ es derart eklatant an militärischer Höflichkeit fehlen, dass er es der Frau nicht ohne Tadel durchgehen lassen konnte. Yuri fragte sich, was mit ihr los sei. Der Kampfverband kehrte schließlich nicht gerade unerwartet zurück.
»Ihr Name, Bürgerin Signaltechniker?«, fragte er frostig.
Die Frau hatte offensichtlich jeden Sinn für Vernunft verloren. Sie konnte sich nicht einmal damit entschuldigen, ein junger Neuling zu sein. Den beiden Winkeln auf ihrem Ärmel zufolge diente sie seit
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