Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Titel: Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Volksflotte eingetreten war. Der einzige Kritikpunkt, den Radamachers Vorgesetzte regelmäßig gegen ihn erhoben hatten, war seine ›Nachlässigkeit‹ gewesen.
    Bei einigen war dieser Begriff politisch definiert gewesen. Yuri Radamachers tatsächliche Loyalität war selbstverständlich nie infrage gestellt worden; wäre sie irgendwann zweifelhaft erschienen, hätte man ihn summarisch aus der Systemsicherheit entlassen – bestenfalls. Dennoch hatte er im Laufe der Jahre mehrere Vorgesetzte gehabt, die den Eindruck erhalten hatten, er sei unzureichend fanatisch.
    Yuri konnte dagegen nichts sagen. Wenn er ehrlich sein sollte, hielt er sich für in keiner Weise fanatisch.
    Doch der Vorwurf der Nachlässigkeit hatte einen anderen Beiklang. Seine Vorgesetzte während seines ersten Jahres im La-Martine-Sektor hatte kein Blatt vor den Mund genommen.
    »Reden Sie keinen Quatsch, Yuri!«, hatte sie ihn bei einem seiner Bewertungstermine angefahren. »Es ist sicher wunderhübsch und herrlich, sich gelassen und gemütlich zu geben und der beliebteste SyS-Offizier im ganzen Sektor zu sein. Jawohl, Bürger Goldjunge. Die Wahrheit ist, Sie sind einfach stinkfaul !«
    Dagegen hatte Yuri augenblicklich Einwände erhoben. Durch eine virtuose Kombination von theatralischen Verweisen auf seine Akte und einem halben Dutzend charmant vorgetragener Anekdoten war es ihm sogar gelungen, dass die Vorgesetzte ihm am Ende mit der Bewertung auf halbem Wege entgegenkam. Dennoch …
    Tief in seinem Innern wusste er, dass an dem Vorwurf einiges wahr war. Ob es an seiner Persönlichkeit lag oder an seiner Ernüchterung in Bezug auf das Regime, konnte er nicht mit Bestimmtheit sagen. Vielleicht kam beides zusammen. Doch worin der Grund auch bestand, es war eine Tatsache, dass Yuri Radamacher anscheinend niemals wirklich auf, wie der uralte und unverständliche Ausdruck es nannte, ›allen Zylindern lief‹. Er machte seine Arbeit, und er machte sie sehr gut, das stimmte – aber er unternahm nie das Bisschen zusätzliche Anstrengung, von der er wusste, dass er sie hätte leisten können. Aus einem unerfindlichen Grund schien ihm die Sache dieser Mühe nicht wert zu sein.
    Deshalb amüsierte er sich gelegentlich, während die Wochen vergingen, und fragte sich, was diese längst versetzten Vorgesetzten von seinen heutigen Arbeitsgewohnheiten halten würden. Yuri Radamacher war noch immer gemütlich und gelassen und angenehm im Umgang. Er arbeitete allerdings jeden Tag achtzehn Stunden.
    Über den Grund wunderte er sich indessen nicht. Yuri liebte die literarischen Klassiker und konnte als Antwort eine ganze Reihe von passenden Sätzen abrufen. Am besten umschrieb die Situation seiner Meinung nach ein Satz von Dr. Johnson: Verlassen Sie sieh darauf, wenn einer weiß, dass er in vierzehn Tagen gehängt wird, konzentriert sich sein Denken ganz erstaunlich.
    Gewiss, Yuri Radamacher standen mehr als nur zwei Wochen zur Verfügung. Doch wie viel mehr, das musste sich erst noch erweisen. Er warf sich mit einer Energie in sein Projekt, die er nicht mehr an den Tag gelegt hatte, seit er ein Teenager war und sich just der Opposition gegen das Legislaturistenregime verschrieben hatte.
    Vierzehn Tage kamen und vergingen, dann noch einmal. Und wieder. Und erneut.
    Yuri begann sich ein wenig zu entspannen. Er wusste noch immer nicht, was die Zukunft ihm brachte. Was immer es war, er würde ihm wenigstens von der besten Position aus gegenübertreten können, die er geschaffen hatte – nicht nur für sich, sondern für die meisten Menschen in seiner Umgebung.
    Und mehr noch, niemand sollte je davon erfahren. Zumindest nicht auf dieser Welt, und ungeachtet aller SyS-Vorschriften glaubte Yuri wirklich nicht an ein Leben nach dem Tode.
     
     
     
     
    »Jetzt machen Sie aber mal halblang, Yuri«, beschwerte sich Bürger Lieutenant Commander Saunders. »Impellertechniker Bob Gottlieb ist mein bester Gast. Für ihn machen die Emitter Männchen und betteln.«
    Yuri blickte ihn milde an. »Außerdem ist er der größte Schnapsbrenner an Bord, und er wird unvorsichtig damit.«
    Saunders blickte finster drein. »Hören Sie, ich rede mit ihm. Ich bringe ihn dazu, dass er sich bedeckt hält. Yuri, Sie wissen verdammt gut, dass es an Bord eines Kriegsschiffs dieser Größe immer illegale Destillen gegeben hat und immer geben wird. Besonders wenn die Leute so lange keinen Landgang mehr gehabt haben. Wir müssen uns wenigstens keine Sorgen machen, dass Gottlieb irgendwelchen

Weitere Kostenlose Bücher