Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
wenigstens sechs T-Jahren bei der SyS. Selbst ein Grünschnabel, der noch nicht trocken hinter den Ohren war, kannte sich genügend aus, um den Ton eines Vorgesetzten zu erkennen, der ankündigte: Sie stehen kurz davor, lebendig und über kleiner Flamme geröstet zu werden.
Sie war offensichtlich vollkommen blind und taub. »Sie verstehen nicht! Der Bürger Sonderermittler hat auch eine Nachricht geschickt. Er hat Bürgerin Captain Gallanti angewiesen, das Signal von dem Handelsschiff nicht zu beachten …«
Yuri rutschte das Herz in die Magengrube. Ihm schoss der Gedanke durch den Kopf, dass ein Mann, unter dem sich die Falltür des Galgenschafotts öffnet, ungefähr das Gleiche Gefühl haben musste.
» Welches Signal von einem Handelsschiff?«
»… und Impeller und Seitenschilde zu streichen.«
Bürger Lieutenant Commander Saunders setzte sich stockgerade auf und neigte den Kopf, als strenge er alle Sinne an. Er streckte die Hand ans und legte die Fingerspitzen leicht an das Schott.
»Sie hat Recht. Das Schiff beschleunigt. Was zum Teufel …?«
Impelleraktivität konnte innerhalb eines Schiffes nicht bemerkt werden. Impeller waren kein Reaktionsantrieb und erzeugten keine Geräusche oder hörbare Vibrationen. Yuris Kajüte lag jedoch nicht weit von den Impellerräumen entfernt, und obwohl Yuri noch immer nichts spürte, nahm Saunders anscheinend die schwachen Schwingungen wahr, die von den verschiedenen Hilfsmaschinen stammten. Das war Saunders' Spezialgebiet – obwohl er nichts bemerkt hatte, bevor der Signalgast ihn darauf aufmerksam machte. Yuri beabsichtigte nicht, seine Feststellung anzuzweifeln.
Was hat Gallanti vor? Es bestand kein logischer Grund, weshalb die Hector Van Dragen die Umlaufbahn verlassen sollte. Und wenn doch, warum fuhr sie den Impellerkeil hoch, wenn nicht …
Yuri vergaß alle Anordnungen, die er je auf Grundlage des Reglements erteilt hatte, und wisperte: »Jesus Christus!« Dann sagte er fest an die bebende Frau gewandt: »Ich weiß nicht, was Sie mir sagen wollen! Reißen Sie sich zusammen!«
Damit schien er sie endlich ein wenig zu beruhigen. Sie schluckte und nickte abrupt. »SyS-Signaltechniker Erster Klasse Rita Enquien, Bürger Assistent des Sonderermittlers. Verzeihen Sie mein Benehmen. Nur … ich dürfte gar nicht hier sein … wenn die Bürgerin Captain erfährt, dass ich die Brücke verlassen habe, bin ich tot …«
In Yuris Magen hatte sich nun endgültig ein Gefühl des freien Falls eingestellt. Er fragte sich, wie lange ein Mann stürzte, bevor das Seil zu Ende war und der Knoten ihm das Genick brach.
»Schon gut, Bürgerin Signaltechniker Enquien«, sagte er begütigend, mit seiner besten Beichtvaterstimme.
Endlich begriff er, was geschah – im Allgemeinen, nicht im Besonderen. Enquien war von etwas völlig in Panik versetzt worden, und in ihrer Verwirrung hatte sie die Vorschrift gebrochen und war zu der einzigen Person an Bord des Schiffes geflohen, der sie vertraute. Da Yuri sie nicht kannte, beruhte ihre Einschätzung vermutlich auf dem, was sie von ihren Schiffskameraden über ihn gehört hatte.
Was nur bedeuten konnte …
Das Fallgefühl verschwand. Dr. Johnsons Henker sollte der Teufel holen. Yuri hatte schon vor Wochen angefangen, ein Großkampfschiff seiner Kommandantin unter dem Hintern wegzustehlen, oder nicht? Allein für den Fall, dass die Hölle losbrach.
Und jetzt war eindeutig die Hölle losgebrochen. Das Schiff musste allerdings noch ganz weggezogen werden.
»Also, Enquien. Beginnen wir doch mit dem Anfang. Von welchem Handelsschiff reden Sie? Und welche Nachricht hat es gesendet?«
Der Mund der Frau bildete ein überraschtes O. »Ach je, wie dumm von mir.« Dann sagte sie eilig: »Eine halbe Stunde, bevor wir das Signal von der Bürgerin Admiral erhielten, ist das Handelsschiff eingetroffen. Es kommt von Haven. Es hat … eine Revolution gegeben, denke ich. Einen Staatsstreich, wie immer man es nennt. Bürger Admiral Theisman hat die Macht an sich gerissen, heißt es. Und …«
Sie schluckte. Yuri wusste plötzlich, was als Nächstes käme. Frohlocken durchfuhr ihn, und gleichzeitig eine eigenartige Welle der Furcht.
Den Teufel, den man kennt, den kennt man wenigstens.
»Bürger Vorsitzender Saint-Just ist tot. Niemand weiß genau, wie es passiert ist. Ich meine, wer es gewesen ist. Wie, das wissen sie sehr genau. Das Handelsschiff hat uns die Aufnahme geschickt, sie wurde über alle Nouveau Pariser HD-Netze gesendet. Ich habe es
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