Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
Cachat nun zufrieden gestellt, verschwand die ärgerliche Verachtung binnen Sekunden aus seinem Gesicht.
»Ach, Teufel, Yuri«, sagte Cachat müde. »Sie sind einer der nettesten Menschen, denen ich je begegnet bin. Eines Tages werden Sie dennoch einsehen müssen, was für eine erbärmliche Waffe ein Schild ohne Schwert in einem richtigen Kampf ist.«
Yuri starrte noch immer Sharon an. Sie erwiderte seinen Blick. Ihr Gesicht war noch immer bleich, doch sie hatte sich gefasst.
»Sie gehörte zu uns, Yuri«, sagte Sharon leise. »Caroline Quedilla war eine von uns. Als Jamka diese Grenze überschritt …«
»Eine Schiffskameradin «, zischte Lafitte. »Auf dem besten Schiff der ganzen Flotte.« Die Schultern des Majors wirkten breiter denn je, und er hatte die riesigen Hände auf dem Rücken verschränkt. »Ja, sicher, Quedilla hatte als Gast nicht viel drauf und war darüber hinaus noch übergeschnappt. Suchte immer nach neuen Kitzeln und war disziplinarisch eine Nervensäge. Genau die Sorte von Schwachkopf, die Jamka – er war ein aalglatter, hübscher Bastard, wie Sie sich erinnern, so lange man nicht wusste, was hinter der Fassade vorging – auf Landgang in seinen Bann schlagen konnte. Trotzdem war sie eine von uns . Gottverdammt noch mal! Man lässt einfach nicht zu, dass jemand diese Grenze überschreitet.« Er atmete langsam und tief durch. »Nicht wegen so etwas jedenfalls. Wäre es eine Frage der politischen Loyalität gewesen … oder … oder …«
Die großen Hände schienen sich zu verkrampfen. »Das wäre etwas anderes. Dieser Kerl war jedoch ein Monster, das seine Spielchen trieb, sonst nichts, und glaubte, seine Position würde ihn vor allem schützen. Er ist eines Besseren belehrt worden.«
Der Major drehte Cachat den Kopf zu. »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie Bescheid wussten.«
Cachat zuckte mit den Achseln. »Schwer war es nicht herauszufinden, nachdem ich einmal begriffen hatte, wer das Opfer war. Ich habe die Personalakten natürlich auf der Hinreise studiert. Dadurch war ich mir im Klaren, welche Verdienste die Veracity sich erworben hat – und wusste, welche beispielhafte Marineseinheit sie an Bord hat. Nicht weniger als drei ehrenvolle Erwähnungen im Streitkräftebericht. Ich kenne mich mit Marines sehr gut aus, Major. Ich habe nach dem Manpower-Skandal auf Alterde Monate in ihrer Gesellschaft verbracht, bis Saint-Just mich zur Neuverwendung nach Haven beorderte.«
Cachat warf einen Blick auf Sharon. »Captain Justices Leistungen als Kommissarin rundeten das Bild ab. Ich kenne den genauen Ablauf nicht im Einzelnen – und er interessiert mich auch nicht –, aber ich kann mir gut vorstellen, dass Sie Ihnen den entscheidenden Hinweis gegeben hat. Sie wird die Sache vor dem Kommandanten der Veracity verborgen haben, um das Schiff als Ganzes zu schützen, sollte Ihr Plan auffliegen. Sie dürften die Operation vorbereitet haben. Und Sergeant Pierce hat – den Indizien zufolge, die ich im Laufe der nächsten Wochen zusammentrug, bin ich mir sicher – den Einsatz zur Hinrichtung Jamkas angeführt.«
Er zuckte leicht. »Ein wenig bombastisch, dieser letzte Teil, doch Pierce neigt zur Bombastik. Ich möchte ganz gewiss nicht bestreiten, dass es eine Art … – nennen wir es poetische Gerechtigkeit war. Die theatralische Weise, in der dieser Mord ausgeführt wurde – ob Sie oder Pierce es nun geplant haben oder nicht –, machte immerhin jedem plausibel, dass Jamka von seinen eigenen Helfershelfern getötet worden war.« Cachat schnaubte. »Mich erstaunt immer wieder, wie bereitwillig die Leute voreilig Schlüsse ziehen, sobald man ihnen eine griffige Folgerung unter die Nase hält. Die Theorie war natürlich lächerlich. Jamkas Helfershelfer wären die allerletzten gewesen, die ihn getötet hätten. Seine Position und seine Autorität ermöglichten ihnen doch erst, ungestraft zu agieren. Deshalb habe ich sie alle auf der Stelle erschossen, damit sie gar nicht erst entlastende Einwände erheben konnten.«
Yuri war schwindlig. »Indizien …?«
Himmel, Sharon ist dran. Mord bleibt Mord, egal wer an der Macht ist.
»Halten Sie mich für einen Idioten?«, herrschte Cachat ihn an. »Die Indizien sind schon vor Monaten verschwunden. Spurlos. Dafür habe ich gesorgt, das können Sie mir glauben. Als mit dem Fall betrauter Sonderermittler war das überhaupt nicht schwer.«
Yuri überwältigte die Erleichterung, doch sie hielt nur sehr kurz an. Seine Augen begannen durch die große Brücke
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