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Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Titel: Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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undurchdringlichen Impellerkeil effizient als Schild zu benutzen. Sie tat, was sie konnte, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das wusste sie … und ebenso jeder Gott, der nun vielleicht zusah.
    Außerdem hatte sie noch andere Dinge zu beachten. Gemeinsam mit Dinah, die auch für die Nahbereichsabwehr verantwortlich war, bemühte sie sich, jede einkommende Rakete abzufangen, die von dem Intransigent nicht zerstört werden konnte. Sie schlugen sich wacker, doch Judith bemerkte, wie die ältere Frau immer langsamer wurde und immer schwerer atmete.
    »Dinah, du musst dich ausruhen«, sagte Judith.
    »Ich kann mich später genügend ausruhen«, entgegnete Dinah. »Wie lang noch bis zur Hypergrenze?«
    »Fünfzehn Minuten.«
    »Fünfzehn Minuten halte ich noch durch.«
    Judith konnte sie nicht drängen. Sie hatte zu viel zu tun. Odelia hatte von Commander Boniece die Koordinaten für ihre Transition in den Hyperraum erhalten, doch Judith musste sie noch eingeben. Sie musste ihre Taktik – ihr bisschen Taktik – immer wieder angleichen, wenn die Zahl der verfügbaren Systeme durch Ausfälle schrumpfte. Raketeneinschläge dezimierten die Ortungsantennen, und Sherlyns Geräte lieferten ein nur noch lückenhaftes Bild.
    Und trotzdem, mit jeder verstreichenden Sekunde rückte die Hypergrenze näher. Etwas war geschehen, denn der Psalter folgte nicht mehr so dichtauf. Vielleicht hatte man an Bord des Intransigent die Geduld verloren und auf das Kaperschiff gefeuert. Vielleicht hielt masadanische Technik, auch wenn sie havenitisch modernisiert war, der Belastung nicht mehr stand.
    Fünf Minuten.
    »Odelia, sag Naomi, die Passagiere sollen sich auf die Hypertransition einstellen.«
    Vier.
    »Judith! Der Sprüche fällt zurück. Die Sensoren zeigen … ich bin mir nicht sicher, was sie anzeigen. Ich glaube, ein Impelleremitter ist ausgefallen.«
    Drei.
    »Wir verlieren Atemluft am Heck. Lebenserhaltungssystem schlägt Alarm.«
    Zwei.
    »Judith …«
    Dinahs Gesicht war aschfahl. Als Judith sie packte, bemerkte sie, dass die Anzeigen ihres Raumanzugs von grün nach bernsteingelb umschlugen.
    »Mein Herz … ich kriege keine Luft …«
    Eine Minute.
    »Neunundfünfzig Sekunden bis zur Hypergrenze«, verkündete der Computer.
    Judith wuchtete Dinah auf den Kommandosessel und betete zu einem Gott, an den sie gern glauben wollte, wenn er ihr nur noch ein einziges Wunder mehr gewährte. Sie nahm sich die Zeit, den beängstigend schlaffen Körper festzuschnallen.
    »Odelia, wir brauchen einen Sanitäter auf der Brücke. Sofort! Ich glaube, Dinah hat einen Herzanfall.«
    »Dreißig Sekunden.«
    Judith hörte, wie Odelia nach Hilfe rief, die Passagiere erneut warnte und dem Intransigent signalisierte, dass sie nach der Hypertransition erneut Kontakt aufnähmen. Sie beugte sich zum Astrogationspult vor und drückte die Knöpfe, die sie in den Simulationen schon so oft betätigt hatte.
    Ein eigenartiges Gefühl überkam sie, und das Universum schien Schluckauf zu haben. Judith hatte den Eindruck, über die Sprechkanäle dränge ihr ferner Jubel ins Ohr. Auf der Brücke war es seltsam ruhig.
    Judith stand auf und drückte sich Dinahs Kopf an die Brust. Graue Lippen bewegten sich, und sie beugte den Hals, um zuzuhören.
    »Wir haben's geschafft?«, wisperte Dinah.
    »Ja.« Judith lächelte gezwungen.
    »Ich glaube«, Dinah hustete, »ich werde das Gelobte Land nicht mehr sehen, aber wenigstens meine Töchter …«
    »… werden es erblicken!«, beendete Judith grimmig den Satz, als Dinah keine Luft mehr bekam. »Und du auch!«
    »Moses …«
    »So nennt ihr mich«, entgegnete Judith, »aber in Wirklichkeit bist du Moses. Ich war nur deine Magd.«
    Dinah verzog die Lippen, was ein schiefes Lächeln sein konnte, vielleicht aber auch nur ein Ausdruck ihrer Schmerzen war.
    »Moses hat es nie erblickt …«
    »Das Gelobte Land?«, fragte Judith. »Aber Moses hat an Gott gezweifelt, und du niemals. Gott wird noch ein Wunder schicken.«
    Doch Dinah lag nur sehr still, und langsam, eine nach der anderen, wurden die Anzeigen ihres Anzugs rot und dann schwarz.
    Judith, die während der endlosen Stunden der Flucht und des Kampfes kein einziges Mal die Beherrschung verloren hatte, senkte den Kopf und weinte.
     
     
     
     
    Carlie nahm den Blick nicht von den Ortungsschirmen, doch es gab keinen Hinweis, dass die Psalter oder die Sprüche ihnen in den Hyperraum gefolgt waren. Die Sprüche hatte zwar Anzeichen eines Antriebsversagens gezeigt, doch die

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