Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
könnten, würde ich eine Pinasse auf Bündelstrahlentfernung zu Ihnen schicken.«
»Unmöglich«, wies Grubner sie rundheraus ab. »Ich bin in wichtigem kaiserlichem Auftrag unterwegs. Mir fehlt die Zeit, um Liebenswürdigkeiten mit Raumoffizieren fremder Mächte auszutauschen.«
»Nicht einmal dann, wenn das Gespräch mit Ihrem Auftrag zusammenhängt?«, fragte Honor.
Grubner lächelte schmal, gewiss nicht einfach bei seinen dicken Lippen. »Aber das werden wir wohl nie herausfinden, oder? Ich wünsche Ihnen eine glückliche Fahrt, Captain …«
Er verstummte unvermittelt und zog die Brauen zusammen. »Harrington«, fuhr er mit plötzlich nachdenklicher Stimme fort. »Captain Honor Harrington?«
»Richtig, Herr Kapitän .«
Die zwanzigsekündige Verzögerung wirkte diesmal viel länger. »So, so«, sagte Grubner. »Dann sind Sie also die Heldin von Basilisk Station.«
»So würde ich es nicht ausdrücken, Herr Kapitän «, sagte Honor, die spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Daran, dass ihre eigenen Leute sie gelegentlich mit einer Ehrfurcht behandelten, die über den Respekt gegenüber der Kommandantin hinausgingen, hatte sie sich gewöhnt; das Gleiche nun von einem Fremden zu erfahren, war eine ungewohnte und umso peinlichere Situation. »Aber ja, es waren mein Schiff und meine Leute, die das fertig gebracht haben.«
»Tatsächlich«, sagte Grubner und nickte bedächtig. »Nun ja. Dann steht die Sache wirklich in ganz anderem Lichte da. Ich wäre erfreut, wenn ich Sie zu dem Gespräch, um das Sie ersuchen, an Bord der Neu-Bayern empfangen dürfte.«
Er lächelte plötzlich. »Und selbstverständlich würde ich Ihnen gern angemessene andermanische Gastfreundschaft angedeihen lassen. Möchten Sie heute Abend zum Dinner kommen? Oder gleich welche Mahlzeit die Uhr Ihres Schiffes als Nächste vorsieht.«
Honor blinzelte; der plötzliche Umschwung in Grubners Gebaren brachte sie aus dem Gleichgewicht wie ein gut platzierter Tritt beim Coup de Vitesse . »Ich danke Ihnen sehr für Ihr freundliches Angebot, Herr Kapitän «, brachte sie hervor, »doch ich möchte Sie gewiss nicht länger aufhalten als unbedingt erforderlich.«
Grubner winkte ab. »So eng ist mein Zeitplan dann doch nicht, Captain. Und die Befehle der Kaiserlichen Weltraumflotte bieten immer Spielraum für unerwartete Zwischenfälle und Gelegenheiten.«
Gelegenheiten … »Dann, Herr Kapitän , fühle ich mich geehrt und nehme Ihre Einladung an.« Honor blickte auf die Schiffsuhr. »Und Abendessen wäre mir recht.«
»Ausgezeichnet, Captain«, sagte Grubner. Soweit Honor es sagen konnte, klang er aufrichtig erfreut. »Soll ich Ihnen eine Pinasse senden, oder möchten Sie mit einem eigenen Beiboot kommen? Meins ist wahrscheinlich schneller«, fügte er mit deutlichem Stolz hinzu, »und mit Sicherheit bequemer.«
»Vielen Dank, Herr Kapitän «, entgegnete Honor. »Ich weiß Ihr Angebot zu schätzen, aber ich nehme meine eigene Pinasse. Auf diese Weise können Sie sich wieder auf den Weg machen, sobald unser Gespräch vorüber ist.«
»Wie Sie wünschen, Captain«, sagte Grubner. »Ich erwarte Sie, wann immer es Ihnen passt. Neu-Bayern Ende.«
Das Display erlosch. Honor atmete beherrscht durch; erst als sie sich umsah, bemerkte sie, dass jedes Auge auf der Brücke auf ihr ruhte.
»Was ist?«, fragte sie, bemüht, beiläufig zu klingen. »Haben Sie noch nie miterlebt, wie jemand zum Abendessen eingeladen wurde?«
Venizelos fand als Erster Worte. »Muss am deutschen Akzent gelegen haben«, sagte er mit bedacht unbeteiligter Stimme. »Obwohl ich sagen muss, dass es für mich tatsächlich eine Premiere ist. Ich habe noch nie von einem Führungsoffizier der RMN gehört, der an Bord eines andermanischen Schiffes eingeladen wurde.«
»Anscheinend haben Sie einen neuen Fan, Ma'am«, stimmte Metzinger zu. »Wie viele Millionen sind es jetzt?«
Honor schüttelte den Kopf. »Wenn das alles vorbei ist, ändere ich meinen Namen in Smith«, drohte sie. »Das hätte ich schon vor Monaten tun sollen.«
»Ach, ich weiß nicht, Skipper«, warf DuMorne ein. »Andermanisches Essen soll recht gut sein, heißt es. Einige der Weine sind sogar ausgezeichnet.«
»Ich werde es mir merken«, entgegnete Honor trocken. »Joyce, rufen Sie den Beiboothangar und lassen Sie meine Pinasse bereitmachen.«
»Jawohl, Ma'am.«
»Sie werden doch nicht allein gehen, Ma'am, oder?«, fragte Wallace.
Etwas an seinem Ton führte dazu, dass sich Honors
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