Honor Harrington 17. Um jeden Preis
Silesia-Station.
»Ach, nichts, womit er am Ende nicht fertig wird«, beruhigte Caparelli sie. »Einige alte silesianische Verwaltungsbeamte wollten uns offensichtlich nicht glauben, als wir ihnen sagten, dass die Zeiten sich geändert haben. Und während die meisten ernannten Systemgouverneure im Rahmen des Annexionsvertrages in den Ruhestand versetzt wurden, war fast ein Viertel aller Gouverneure ›frei‹ von ihren Bürgern ›gewählt‹ worden.«
»Eines können Sie mir glauben, Sir Thomas«, entgegnete Honor trocken, »eine silesianische Wahl alten Stils hatte mit Freiheit nichts zu tun. Für jede einzelne Stimme zahlte der Gewinner bar auf die Hand.«
»Ich weiß, ich weiß. Wir können nur leider nicht einfach hingehen und ohne einen ausgezeichneten Grund gewählte Gouverneure absetzen, egal wie sie sich an die Macht gebracht haben. Einige davon sind wirklich so dumm zu glauben, deshalb könnten sie weitermachen wie bisher, und leider hatten ein paar Vertreter dieser dummen Fraktion die Befehlsstruktur ihrer Flottenkontingente unter dem vorherigen Regime fest in der Tasche. Gegen Admiral Sarnows Anweisungen, viele ältere Schiffe außer Dienst zu stellen, wird eine Menge passiver Widerstand geleistet, auch wenn es sich um überholte Schrottpötte handelt. Und bei seiner Neubesetzung der Kommandostäbe in den einzelnen Sonnensystemen gibt es erheblich mehr Widerstand und Behinderung allerorten. Er hat mehrere heilsame Exempel statuiert, nach denen alle bis auf die Hirntoten überzeugt sind, dass wir es ernst meinen. Aber leider besteht Unklarheit über den Verbleib von fast dreißig Prozent der konföderierten Schiffsliste.«
»Dreißig Prozent , Sir?«, fragte Mercedes Brigham überrascht trotz ihres niedrigen Ranges, und Caparelli lachte sehr gezwungen auf.
»Das ist bei weitem nicht so schlimm, wie es klingt, Commodore«, versicherte er ihr. »Wenigstens die Hälfte – und eher zwo Drittel – der Schiffe, die wir nicht finden können, waren verschwunden, ehe wir kamen. Teufel, einer der unverfroreneren Systemgouverneure und sein Kommandeur hatten ein komplettes Schlachtkreuzergeschwader als aktiv auf die Liste gesetzt – acht Schiffe und fast zwoundzwanzigtausend Personen Besatzung –, ohne dass sie überhaupt existierten! Die beiden und vielleicht noch ein halbes Dutzend Offiziere, die sie brauchten, um diese Posse aufrechtzuerhalten, steckten nicht nur den Sold der erfundenen Besatzungen ein, sondern jeden Cent, der angeblich für Munition, Reaktorbrennstoff, Instandhaltung und so weiter ausgegeben wurde.«
Er schüttelte den Kopf, offensichtlich fassungslos, wie eine Flotte auf solch einer Grundlage operieren und sich noch immer ›Navy‹ schimpfen konnte.
»Dennoch«, fuhr er nach einem Augenblick mit düsterer Stimme fort, »sind einige Schiffe wirklich verschwunden, mitsamt ihrer Crew. Ich vermute sehr, dass mehr als nur ein paar davon ein wenig Piraterie als Nebenerwerb betrieben und es für eine gute Idee hielten, auf Vollzeitjob umzusatteln, weil wir durch die Havies so abgelenkt sind. Dadurch braucht Sarnow natürlich genau die gleichen Schiffstypen wie die Achte Flotte für Operationen wie Raupenfraß. Und darüber hinaus müssen wir uns um Talbott kümmern.«
»Stimmen die Berichte über Terroristen, Sir?«, fragte Honor leise.
»Ich glaube, die Medien haben sie ein wenig aufgebauscht, und bislang sind sie hochgradig lokalisiert, aber, ja. Es hat ein paar hässliche Zwischenfälle gegeben, besonders im Split-System. Admiral Khumalo ist leider auch nicht die beste Wahl für seinen Posten, fürchte ich. Kein schlechter Verwalter, aber einfach nicht der richtige Mann bei Blut auf der Straße. Zum Glück ist die Baronin Medusa das genaue Gegenteil.«
Honor nickte zustimmend. »Ich kenne sie noch von meiner Zeit auf Basilisk Station her.«
»Erfahrung im Umgang mit gelegentlich mordlustigen Eingeborenen kommt ihr im Moment wahrscheinlich sehr zupass«, sagte Caparelli mit alaunbitterem Lächeln. »Doch was auch immer ich von Khumalo halte, man kann ihm nicht verübeln, dass er nach mehr Schiffen ruft. Sein Verantwortungsbereich ist beträchtlich größer als Sarnows, und seine Verbände sind maximal beansprucht. Leider haben wir nur so und so viel Butter für unser Brot. Wir mussten ihm wenigstens ein paar moderne Schiffe schicken, aber im Großen und Ganzen muss er damit auskommen, was er hat. Und wir müssen hoffen, dass die Lage dort sich nicht noch verschlimmert.«
Honor nickte
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