Honor Harrington 17. Um jeden Preis
auflaufen, ehe wir uns endgültig in Marsch setzen.«
»Zu Befehl, Hoheit«, murmelte Mercedes, und Honor schmeckte die sorgsam verborgen gehaltene Belustigung ihrer Stabschefin. Offensichtlich sagte sich Mercedes, dass sie auch bei Hamish Alexander ›auflaufen‹ würde, und nicht nur bei seinem Ersten Raumlord. Während Brigham eindeutig ernste Bedenken in Bezug auf die Weisheit der Affäre hegte – Honor gelang es, bei ihrer ungewollten Zweideutigkeit nicht das Gesicht zu verziehen –, war sie anscheinend zu dem Schluss gekommen, sie tue Honor gut, in persönlicher Hinsicht wenigstens.
Andererseits wusste Mercedes nichts von den rasch näherkommenden Folgen dieser Beziehung.
»Während wir dort sind«, fuhr Honor gelassen fort, »werde ich Sir Thomas informieren, dass wir ohne unvorhergesehene Zwischenfälle in annähernd sieben Tagen Unternehmen Raupenfraß beginnen werden.«
»Das klingt alles wunderbar, Honor«, sagte Sir Thomas Caparelli. Er hatte sich in seinem Bürosessel hinter dem Schreibtisch zurückgelehnt. Honor und Mercedes Brigham hatten ihm gerade eine letzte Einweisung in ›Raupenfraß‹ geliefert.
»Entschuldigen Sie, dass wir so lange gebraucht haben, um uns zu organisieren«, sagte Honor.
Er schüttelte knapp den Kopf. »Nicht Ihre Schuld. Nach Episoden wie diesem Fiasko im Sansibar-System und dem Druck nach dem Raid auf Alizon waren wir gezwungen, mehr Schiffe zu verlegen, als hier bei der Admiralität irgendjemand gewollt hätte. An den Verzögerungen beim Aufbau Ihrer Kampfstärke sind wir schuld, nicht Sie.«
»Das ist mir klar. Gleichzeitig weiß ich, wie dringend wir die Havies von weiteren Angriffen wie den auf Sansibar abhalten müssen.«
»Das stimmt. Aber Sie hatten vollkommen recht, als Sie darauf hinwiesen, dass ein Angriff mit unzureichender Stärke mehr als nutzlos wäre.« Er seufzte. »Ich wünschte nur, es käme einem nicht dauernd so vor, als wäre ›unzureichende‹ Stärke so ziemlich alles, was wir vorzuweisen haben.«
»Wir müssen aus den Vorteilen, die wir haben, das Maximum herausholen«, sagte Honor. Sie blickte Brigham kurz an. »Mercedes und ich haben in den Stabsbesprechungen noch kein Wort über die neuen Feuerleitgeräte verlauten lassen, Sir Thomas. Wir malen uns zwar nicht gern aus, dass Leute verlorengehen oder gefangengenommen werden, aber es kann geschehen, und deshalb haben wir die Information weitgehend zurückgehalten. Als ich zum letzten Mal mit Commander Hennessy sprach, deutete er an, dass Admiral Hemphill einen großangelegten Test bei Gryphon plane. Gibt es schon Ergebnisse?«
Caparelli nickte. »Ja, die gibt es. Mir liegt allerdings nur der vorläufige Bericht vor, noch keine Einzelheiten, aber es sieht vielversprechend aus. Sehr vielversprechend. Es ist keine Rede davon, das Gerät schon morgen einzusetzen, aber es sieht allmählich so aus, als könnte es irgendwann in den nächsten drei bis vier Monaten verfügbar werden, aber nur in kleinen Stückzahlen.«
»So schnell?« Honor lächelte. »Wenn Hennessy nicht zu viel versprochen hat, werden die Haveniten wenig begeistert sein. Darf ich auch fragen, wie wir mit der Umrüstung der Andermaner vorankommen?«
»Das ist ein wenig unerfreulicher«, antwortete Caparelli. »Es läuft nicht so gut, wie wir gehofft haben. Bis ihre Gondelleger mit unseren Mehrstufenraketen alten Typs ausgestattet sind, wird es wenigstens einige Wochen mehr dauern, als Admiral Hemphill ursprünglich annahm, und die Schlüsselloch-Modifikation der neueren Schiffe braucht sogar noch länger. Die gute Neuigkeit ist, dass wir einen größeren Batzen davon auf einmal geliefert bekommen. Natürlich«, er verzog das Gesicht, »zieht Silesia im Moment wieder eine Menge andermanische Aufmerksamkeit auf sich. Von uns übrigens auch.«
»Ich habe die Meldungen aus Silesia nicht so eng verfolgt, wie ich es hätte tun sollen«, gab Honor zu. »Trotzdem, nach allem, was ich höre, scheint es dort doch ganz glatt zu laufen.«
»Im Vergleich mit der Jauchegrube, die die Konföderation früher einmal gewesen ist? Das mit Sicherheit. Verglichen mit jedem halbwegs ehrlich regierten Teil der Galaxis ist sie für meinen Geschmack aber noch immer viel zu ›interessant‹. Admiral Sarnow hat alle Hände voll zu tun, das können Sie mir glauben.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Honor ein wenig besorgt. Mark Sarnow war ein alter Freund, und sie hätte gedacht, er eigne sich ideal als Kommandeur der neuen
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