Honor Harrington 17. Um jeden Preis
Töchter gesehen hat.«
»Ich werde ihn so sehr vermissen«, sagte sie traurig.
»Ja, natürlich. Ich auch, das weißt du«, erinnerte Benjamin sie mit einem bittersüßen Lächeln. »Howard war mein ganzes Leben lang für mich da. Er ist mir ein zusätzlicher Onkel gewesen, ein Onkel, den ich beinahe genauso liebhatte, wie er mich manchmal zur Weißglut gebracht hat.«
»Und der, dessen Tod ein Loch ins Konklave reißen wird«, stellte Katherine traurig fest.
»Ich habe vor dem Ständigen Ausschuss und dem Vorsitzenden des Verwaltungsrats meine Auswahl seines Nachfolgers besprochen«, sagte Honor. Sie atmete bewusst tief durch und wandte sich dankbar dem neuen Thema zu. »Ich glaube, es wird so glatt gehen, wie es unter den Umständen nur möglich ist.«
»Und du sollst das gefälligst nicht mit mir diskutieren, Mylady Gutsherrin«, wies Benjamin sie zurecht.
»Und ich soll es nicht mit dir besprechen«, räumte Honor ein. »Was ich, wenn du mir die Bemerkung nicht übelnimmst, zu den dümmeren unter Graysons unzähligen Traditionen gehört.«
»Wenn man Traditionen so lange ansammelt wie wir, dann schleicht sich ab und zu vielleicht doch die eine oder andere suboptimale Entscheidung durch den Filter.« Benjamin zuckte mit den Achseln. »Im Großen und Ganzen kommen wir aber gut damit zurecht. Und dass du nicht mit mir darüber reden darfst, bedeutet noch lange nicht, dass meine diversen Spione und Agenten nicht schon längst genau wissen, wen du nominieren willst. Nicht, wo wir schon dabei sind, dass ich mit deiner Wahl nicht von Herzen einverstanden wäre.«
»Nun, nachdem wir diese Sache erschöpfend besprochen haben, ohne je den Buchstaben der Vorschrift zu verletzen, könnten wir vielleicht über Dinge reden, die wir tatsächlich mit Honor diskutieren dürfen«, schlug Katherine vor.
Ihr Mann sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Zum Beispiel?«, fragte er, und sie bedachte ihn mit einem entrüsteten Blick.
»Zum Beispiel, womit die Admiralität sie betraut«, sagte sie.
»Ach so. Das.«
Benjamin warf einen Blick auf seine ältesten Töchter. Jeanette schlug Elaine mindestens so stark nach wie Rachel Katherine; sie hatte den hellen Teint und die blauen Augen ihrer leiblichen Mutter. Im Augenblick schienen die beiden jungen Frauen hin und her gerissen zwischen dem Versuch, sich unsichtbar zu machen, oder erwachsen und kenntnisreich zu wirken, je nachdem, was ihnen wahrscheinlicher die Erlaubnis verschaffte, genau dort sitzen zu bleiben, wo sie saßen.
»Die Regeln des Schwertes gelten, junge Damen«, sagte er. Sie nickten beide ernst, und er wandte sich wieder an Honor. »Was will man dich denn tun lassen?«
»Ich kann es dir noch nicht mit Sicherheit sagen«, erwiderte Honor und musterte aus dem Augenwinkel die beiden jungen Frauen. Rachel hatte die Hand gehoben, um Hipper wieder die Ohren zu streicheln, und ihr Gesicht zeigte volle Aufmerksamkeit. Verständlich, denn in weniger als einem Monat würde sie in die Akademie der Royal Manticoran Navy auf Saganami Island eintreten. Erst vor zwei Wochen hatte Honor vor der Abschlussklasse die traditionelle Abschiedsansprache ›Last View‹ gehalten; die wegen des Krieges gekürzten Sommerferien der anderen Klassen wären in zehn Tagen um, und Rachel reiste mit Honor an Bord der Paul Tankersley nach Manticore, um sich in der neusten Kakerlakenklasse zu melden. Jeanette zeigte nüchternes Interesse, aber sie war nie ein von der Navy besessener Wildfang gewesen wie Rachel.
»Ich versuchte keineswegs, mich geheimnisvoll zu geben«, fuhr Honor fort. »Seit meiner Rückkehr von Sidemore ist alles ein solches Durcheinander gewesen, dass man denken könnte, die strategische Position der Admiralität ändere sich täglich. Die Zahlen, die uns das ONI liefert, werden immer schlimmer, nicht besser, und nach wie vor schrumpft man die Kampfkraft der Achten Flotte zusammen.« Mit einem Lächeln, als hätte sie in ein Alauntörtchen gebissen, zuckte sie die Schultern. »Wahrscheinlich ist es schon fast eine Tradition, dass sich eine Flotte, die man die ›Achte‹ nennt, einfach nicht reibungslos aufbauen lassen darf.«
»Und da sagst du, wir hätten dumme Traditionen«, schnaubte Benjamin.
»Schließlich ist es nicht so, dass irgendjemand es darauf anlegen würde, Benjamin. Aber nach den Schlappen, die wir in der Eröffnungsphase des Krieges kassiert haben, wird niemand Manticore, Grayson oder Trevors Stern entblößen. Die Achte Flotte bekommt also nur,
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