Honor Harrington 17. Um jeden Preis
und verzog das Gesicht. »Verzeihen Sie, Sir.«
»Da sagen Sie nichts, was ich nicht auch schon gedacht hätte, Chief«, entgegnete Krenckel trocken. »Aber es würde erklären, wie die Mantys es geschafft haben, ihre Mehrstufenraketen so klein zu bauen. Ganz zu schweigen von den höllischen Energiewerten, mit denen ihre Eloka-Drohnen aufwarten können.«
»Ja, das stimmt schon«, pflichtete Sullivan ihm bei. Dann schien ihm etwas einzufallen. »Aber was ich sagen wollte, Sir – wir bekommen nur Streustrahlung zurück, und die manticoranische Richtstrahltechnik ist besser als unsere. Unsere beste Erfassung war ein Zufall – einer unserer Ortungssatelliten hat den Übertragungsweg gekreuzt –, und uns fehlen die Daten für eine gute Kreuzpeilung. Selbst wenn wir die hätten, wäre die Drohne schon lange fort, bis wir irgendetwas dorthin geschickt hätten. Sie würde uns aufkommen sehen, und sie kann erheblich höher beschleunigen als ein LAC, das wir ihr auf den Hals hetzen.«
»Dann müssen wir wohl weiter hoffen, dass wir doch noch eine Kreuzpeilung erhalten«, sagte Krenckel.
»Jawohl, Sir.«
Sullivan beugte sich wieder über sein Display, widmete sich wieder ganz der ermüdenden Aufgabe, die winzigen Spione abzuhören, die durch das Augusta-System flitzten. Bei sich hielt er seine Bemühungen für ebenso sinnlos wie beschwerlich. Sie wussten, dass irgendwo dort draußen manticoranische Sonden waren; sie wussten, dass sie diese Drohnen auch dann nicht stellen konnten, wenn sie sie orteten; und sie wussten, dass die Sonden nicht im System wären, wenn sich der Teufel nicht längst zum Abendbrot eingeladen hätte.
Trotzdem, er konnte seine Zeit genauso gut hiermit verschwenden wie mit etwas anderem.
»Commander Estwickes Daten kommen herein, Hoheit.«
»Danke, Andrea.«
Honor nickte ihrem Operationsoffizier zu, dann blickte sie wieder ins Com.
»Haben Sie gehört, Rafe?«
»Jawohl, Ma'am. Yolanda befasst sich schon mit den vorläufigen Daten. Bisher scheint alles ungefähr unseren Erwartungen zu entsprechen.«
»Dann wird es auch so sein. Aber vergessen Sie nicht, Überraschungen …«
»… stellen sich normalerweise genau dann ein, wenn jemand etwas falsch deutet, was er die ganze Zeit vor Augen hatte«, beendete Cardones den Satz für sie. Sie schloss den Mund, dann lachte sie.
»Ich habe wohl zu viele Jahre an der Akademie verbracht.«
»Nein, Ma'am. Sie waren immer eine gute Lehrerin.«
Die aufflackernde Verlegenheit, die der Ernst in Cardones' Tonfall in ihr weckte, überraschte Honor ein wenig.
»Nun, ich hatte selbst einige sehr gute Lehrer«, sagte sie dann. »Admiral Courvosier, Captain Bachfisch, Admiral Sarnow. Wenn man einmal in dem Schema drinsteckt, kommt man wahrscheinlich nicht mehr hinaus.«
»Wenn es Ihnen egal ist, Ma'am, dann wären wir alle wohl ganz froh, wenn Sie es gar nicht erst versuchten.«
»Ich … werde daran denken, Captain Cardones.«
»Gut. Und jetzt, wenn Sie erlauben, Hoheit, haben wir wohl beide taktische Informationen zu verarbeiten. Also«, er grinste sie breit an, »dann wollen wir mal.«
»Melden Sie dem Admiral, dass wir eine größere Hypertransition anmessen.«
Commander Ivan deCastro, Konteradmiral Bellefeuilles Stabschef, hoffte, dass er gelassener wirkte, als er sich fühlte, während er Commander Ericsson im Display anblickte.
»Wie groß, Leonardo?«, fragte er.
»Wenigstens dreizehn Abdrücke«, antwortete Ericsson grimmig. »Vielleicht vierzehn. Wir müssen die Messwerte noch verfeinern.«
»Das ist nicht gut«, sagte deCastro, und Ericsson schnaubte.
»Wie ich sehe, hängen Sie der Theorie an, dass Understatement eine besondere Form der Betonung sein kann.«
»Wenn man sonst nichts aufzubieten hat, kann man wenigstens spitzzüngig sein.« DeCastro setzte ein mattes Lächeln auf. Dann straffte er die Schultern. »Also gut, ich informiere die Chefin. Wenigstens hat sie ihre Familie mittlerweile vom Flaggschiff auf den Boden bringen lassen.«
»Ich weiß.« Nur für einen Augenblick wirkte Ericsson gehetzt. »Himmel, das muss hart sein. Zu wissen, dass die eigenen Kinder da unten sind. Dass sie genau wissen, was passiert.«
»Ist schon eine verfluchte Situation«, stimmte deCastro ihm zu. »Schicken Sie mir Ihre verfeinerten Werte, sobald Sie können.«
» Wie stark, sagst du, ist dieser Angriffsverband?«
Gouverneur Joona Poykkonens Gesicht im Comgerät von Konteradmiral Baptiste
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