Honor Harrington 17. Um jeden Preis
Sandusky, der angestrengt die Stirn gerunzelt hatte, während er sich ihre Erklärung anhörte.
»Erewhons Austritt aus der Allianz musste sogar die Manticoraner aufrütteln. Die Manticoranerin auf der Straße schien willens, sich mit High Ridge abzufinden, solange die Sicherheit des Sternenkönigreichs nicht klar von außen bedroht wurde. Wenn jedoch die Allianz zu bröckeln schien, ohne dass ein offizieller Friedensschluss in Sicht war, dann müsste sich das ändern, und hoffentlich in Richtung größerer Militanz gegenüber der Republik. Und um ehrlich zu sein, obwohl High Ridges Desinteresse an der Bekämpfung der Sklaverei uns gut ins Konzept passte, bezweifelten wir sehr, dass er die Frage noch sehr lange ignorieren konnte, denn man darf nicht vergessen, wie sehr die Winton-Dynastie uns stets gehasst hat und wie hart Montaigne, Zilwicki, Harrington und Leute wie die Hauptmanns gegen uns hetzen. Deshalb waren wir absolut bereit, seine Regierung stürzen zu sehen, insbesondere, wenn dieses zur Wiederaufnahme der Kampfhandlungen beitrug, auf die wir hofften.
Anders betrachtet, mussten sich die Erewhoner, nachdem sie sich von der Allianz losgesagt hatten, plötzlich sehr einsam fühlen, besonders, wenn ihre einstigen Verbündeten und die Republik einander tatsächlich wieder bekriegten. Unter diesen Umständen erschien es wahrscheinlich, dass sie ein Bedürfnis empfanden, ihre militärische Stärke nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern zu vergrößern, und das hätte geheißen, sich an die Leute zu wenden, die ihnen vor dem Allianzbeitritt sämtliche Wallschiffe gebaut hatten. Was wiederum zufällig unsere Freunde von Technodyne sind. Folglich hätte Technodyne einen direkten Blick auf die neueste, beste Kriegstechnik der Manticoraner erhalten. Ob die Navy der Liga daran nun interessiert gewesen wäre oder nicht, Technodyne und die mesanische Navy waren es auf jeden Fall, und Zugriff darauf für uns zu erhalten und die Systemverteidigungs-Kontingente unserer Freunde in der Region wäre eine wunderbare Sache gewesen. Darum war Technodyne so kooperativ, als es galt, die Kreuzer für das Tiberian-System zu beschaffen.«
»Nur hat es so nicht funktioniert, Aldona, richtig?«, warf Detweiler ein. Er klang beinahe, als wäre er ihr Onkel, doch das beruhigte Anisimovna kein bisschen. Sie setzte zu einer Antwort an, doch jemand kam ihr zuvor.
»Nein, Mr Detweiler, es hat nicht funktioniert«, sagte Isabel Bardasano.
Die jüngere Frau saß neben Anisimovna, und sie sah dem mesanischen Vorstandsvorsitzenden ruhig in die Augen, mit allen Anzeichen völliger Gleichmut. Was, wie Anisimovna dachte, in ihrem Fall vermutlich auch stimmte. Sie beneidete Bardasano um ihre Fassung, doch was deren Selbstbewusstsein anging, das an Arroganz grenzte und auf dem diese Fassung beruhte, war sie sich nicht so sicher, ob sie es haben wollte. Im Augenblick jedenfalls war sie Bardasano sehr dankbar, dass sie sich einmischte und Detweiler erinnerte, dass Anisimovna nicht die oberste oder zumindest nicht die alleinige Verantwortung für die Operation Verdant Vista trug.
»Es hätte funktionieren müssen«, fuhr Bardasano fort. »Leider hatten wir mit keinem Zwischenfall wie der Schlacht von Tiberian gerechnet. Auch die Ermordung Steins hatten wir nicht einkalkuliert, oder wie rasch Elizabeth Winton sich entscheiden würde, von all ihren Untertanen ausgerechnet Anton Zilwicki als ihren Vertreter zum Begräbnis nach Erewhon zu schicken. Und ganz gewiss hatten wir nicht mit der Einmischung eines havenitischen Spions und der ungesetzlichen Operation eines Gouverneurs der Grenzsicherheit gerechnet!«
Sie schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht verriet Abscheu.
»Wir erreichten genau den Bruch mit Manticore, den wir erwünscht hatten. Doch statt sich an Technodyne zu wenden, was nach unserer Einschätzung die damalige erewhonische Regierung, auf sich allein gestellt, fast mit Sicherheit hätte tun müssen, überredeten die Haveniten und Gouverneur Barregos sie, ausgerechnet bei der Republik Haven Zuflucht zu suchen. Schlimmer noch, Ruth Winton war dort und brachte es zuwege, dass das Sternenkönigreich, wenn auch nur sehr oberflächlich, eine Operation gegen Congo unterstützte, die letzten Endes von einem Haveniten geplant worden war! Damit standen die beiden Sternnationen als gemeinsame Förderer des ›Torch‹-Regimes auf Verdant Vista zusammen – eine Beziehung, die anzudauern scheint, obwohl sie mittlerweile überall sonst mit sehr großen
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