Honor Harrington 17. Um jeden Preis
getroffen.« Emily lächelte schief. »Wenn wir in diesem ausladenden Anwesen eines zur Genüge besitzen, dann Schlafzimmer.«
Honor schmeckte ein Gefühl, in dem sich Zuneigung, Humor und eine schwache, nachklingende Spur von Kummer mischten. Es begleitete Emilys letzten Satz, und fast unwillkürlich streckte sie wieder die Hand aus und legte sie der älteren Frau auf die Schulter. Wie immer fühlte sich der zierliche Leib der Invaliden unter ihrer Berührung schockierend zerbrechlich an und stand in solch vollständigem Gegensatz zur inneren Vitalität der Frau, die darin gefangen saß.
»Ich weiß«, sagte sie leise, und Emily legte ihre brauchbare Hand über Honors Finger.
»Ja, das kann ich mir vorstellen«, sagte sie lebhafter. Sie lächelte noch immer. »Und Hamish trifft auch bald ein. Er hat angerufen und gesagt, er wird in der Admiralität aufgehalten. Nichts Kritisches, nur Einzelheiten, um die er sich persönlich kümmern muss. Ach ja, Nimitz«, sagte sie, »Samantha geht es wunderbar. Sie freut sich bestimmt genauso sehr auf euer Wiedersehen wie du.«
Nimitz richtete sich auf, seine Echthände zuckten hin und her, und Emily lachte leise, während sie die Gebärden las.
»Ja, ich glaube, man könnte schon sagen, dass sie dich genauso sehr vermisst hat, wie sie Sellerie vermissen würde. Vielleicht sogar ein bisschen mehr.«
Nimitz bliekte belustigt, und Honor schüttelte den Kopf.
»Ihr beiden übt einen schlechten Einfluss aufeinander aus«, stellte sie ernst fest.
»Unsinn. Wir waren schon nicht mehr zu retten, ehe wir uns überhaupt kennenlernten, Honor«, entgegnete Emily heiter.
»Das glaube ich gern.« Honor blickte LaFollet über die Schulter an, und der Colonel lächelte matt.
»Wenn Sie mich einen Augenblick lang entschuldigen wollen, Mylady«, sagte er, »ich muss mit dem Fahrer der Limousine reden, bevor er den Wagen parkt. Mit Ihrer Erlaubnis?«
»Natürlich, Andrew«, sagte sie und sah ihm voll Zuneigung nach, als er nach draußen ging.
»Ach, ich glaube, ich sollte gehen und mit Tabitha über das Abendessen reden, Mylady«, sagte Thurston zu Emily. »Sie behalten sie im Auge, bis ich wieder da bin, Hoheit?«, fragte sie unschuldig Honor.
»Aber natürlich«, antwortete Honor ernst, und Thurston ließ sie lächelnd mit Emily und Nimitz allein.
»Meine Güte«, murmelte Emily, als die Tür sich hinter ihr schloss, »das hat sie wirklich sehr gekonnt gemacht. Und ich dachte, nichts käme je an seiner professionellen Paranoia vorbei! Nach allem, was er weiß, könnten im großen Saal, jetzt, während wir sprechen, Meuchelmörder lauern.«
»Andrew beschützt mich nicht nur physisch, Emily«, erklärte Honor. »Er gibt auch sein Bestes, damit ich wenigstens die Illusion, ich hätte so etwas wie eine Privatsphäre, nicht verliere.« Ihr Lächeln war noch schiefer, als die künstlichen Nerven in ihrer linken Gesichtshälfte es normalerweise hervorriefen. »Natürlich wissen wir beide, dass sie wirklich nur eine Illusion ist, aber sie ist mir trotzdem sehr wichtig.«
»Das sehe ich auch so«, sagte Emily sanft. »Wir manticoranischen Aristokraten glauben, wir leben im Goldfischglas, aber verglichen mit euch graysonitischen Gutsherren …« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist wohl notwendig, wenn ich mir überlege, wie oft im Laufe der Jahre versucht wurde, dich umzubringen, aber ich wundere mich oft, wie du es aushältst, ohne den Verstand zu verlieren.«
»Das frage ich mich manchmal auch«, gab Honor zu. »Meistens aber sind es gerade meine Waffenträger, die mich bei Verstand halten. Die Graysons hatten tausend Jahre Zeit, sich an die Besonderheiten ihrer Traditionen zu gewöhnen, und es ist erstaunlich, wie ›unsichtbar‹ ein Waffenträger werden kann. Trotzdem, es steckt noch mehr dahinter. Sie werden … zu einem Teil von einem selbst. Ich glaube, es ist ähnlich wie deine Beziehung zu Nico oder Sandra, oder meine zu Mac, nur mit einer zusätzlichen Dimension. Sie wissen alles über mich, Emily, und jeder einzelne von ihnen wird bis zum Grab niemals etwas Vertrauliches über mich preisgeben. So sind graysonitische Waffenträger.«
»Dann beneide ich dich genauso sehr, wie ich dich bemitleide«, erwiderte Emily.
»Ein bisschen von dem Mitleid solltest du dir für dich aufsparen«, sagte Honor. Emily zog eine Braue hoch, und Honor bedachte sie mit noch einem ungleichmäßigen Lächeln. »Wenn alles weiter so läuft, wie es bisher lief, dann werden Hamish und du feststellen,
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