Honor Harrington 18. Auf Biegen und Brechen
schuldete das gesamte Sternenkönigreich den beiden Schiffen, die heute eintreffen sollten, gewaltigen Dank. Königin Elisabeth und ihre Regierung hatten sich entschlossen, diesem Dank Ausdruck zu verleihen, und genau zu diesem Zweck stand Sebastian D'Orville am Wurmlochknoten.
Er blickte auf das Chronometer und nickte zufrieden. Noch zweiunddreißig Minuten.
Honor Alexander-Harrington blickte auf das Zeit-Datum-Display und nickte.
Wenn sie die Wahl gehabt hätte, wäre sie am liebsten in der nächsten halben Stunde ins Sonnensystem zurückgekehrt. Leider konnte sie sich dafür kaum entscheiden. Vizeadmiral Lyou-yung Hasselberg, Graf von Kreuzberg, und die Führungsschiffe seines Kampfverbands XVI der Kaiserlich-andermanischen Weltraumflotte hatten vor nicht einer Woche Trevors Stern erreicht. Zwei seiner drei Schlachtgeschwader hatten volle Stärke, und die Weltraumflotte organisierte wie die Republic of Haven Navy noch immer acht Schiffe zu einem Geschwader. Dem dritten Schlachtgeschwader fehlte eine seiner vier Divisionen, doch die Neuankömmlinge brachten der Achten Flotte zweiundzwanzig Lenkwaffen-Superdreadnoughts – ohne Ausnahme Schlüsselloch-II-fähig.
Dummerweise hatte noch keines dieser Schiffe je in den Reihen der Achten Flotte gekämpft, und elf davon waren nur zwei Wochen, ehe sie nach Trevors Stern aufbrachen, mit der Einweisung nach Umrüstung fertiggeworden. Entsprechend unvertraut waren die Besatzungen noch mit ihren neuen Systemen. Wie um der Situation noch ein wenig Würze zu verleihen, gehörte Vizeadmiral Bin-hwei Morser, Gräfin von Grau und Hasselbergs Stellvertreterin, nicht gerade zu den größten Bewunderern der Royal Manticoran Navy. Im Gegenteil, sie gehörte zu der Manticore-feindlichen Fraktion innerhalb der Weltraumflotte, aus der auch ein gewisser Graf von Sternhafen hervorgegangen war, der sich bei Honors letzter Verwendung solche Umstände gemacht hatte, ihr … die Zeit nicht lang werden zu lassen.
Die anderen Geschwaderchefs unter Hasselberg schienen sich erheblich mehr mit der Entscheidung ihres Kaisers anfreunden zu können, sich mit dem Sternenkönigreich zu verbünden, und Honor vermutete, dass Chien-lu Anderman von Ravenheim mehr als nur ein wenig Einfluss hatte spielen lassen, damit sie für diesen Einsatz ausgewählt wurden. Morser besaß offensichtlich eigene Gönner, denn immerhin hatte sie den Befehl über das allererste umgerüstete andermanische Lenkwaffen-Superdreadnought-Geschwader erhalten. Auch, wie Honor ein wenig widerstrebend zugeben musste, machte Morser einen sehr tüchtigen Eindruck. Nur leider fiel es ihr so schwer zu verbergen, dass sie Honor lieber den Rest der Flotte zusammengeschossen hätte, als Befehle von ihr entgegenzunehmen.
Die Allüren der Gräfin unterstrichen allerdings nur die Notwendigkeit, Kampfverband XVI so rasch wie möglich in die Achte Flotte zu integrieren. Und das ging am besten, indem sie die andermanischen Schiffe zusammen mit ihren anderen Einheiten drillte.
Wenigstens galten noch sämtliche Argumente, die dafür sprachen, Trevors Stern als Manöverraum zu benutzen. Und Vizeadmiral Morser reagierte auf die Herausforderung ganz professionell. Sie konnte nicht gern eingeräumt haben, dass die Andermaner die manticoranischen oder graysonitischen Standards einfach noch nicht erreicht hatten, aber sie hatte es auch nicht abstreiten können. Natürlich hatte die Kaiserliche Weltraumflotte auch nicht fast die gesamten vergangenen zwanzig T-Jahre gegen die Volksrepublik Haven ums Überleben kämpfen müssen. Unter solchen Umständen wurde eine Flotte entweder sehr, sehr gut, oder die Sternnation, die sie verteidigte, ging sehr, sehr schnell unter, und sowohl Grayson als auch das Sternenkönigreich gab es noch. Die Selbstzufriedenheit, mit der die Admiralität Janacek zugelassen hatte, dass die scharfe Klinge der RMN während des Waffenstillstands stumpf wurde, war ein wesentlicher Faktor für die böse Überraschung gewesen, die das Unternehmen Donnerkeil der Republik bedeutet hatte, doch das meiste davon war vom gnadenlosen Sandstrahler des Raumgefechts wieder abgeschliffen worden. Die weniger als brillanten, aber politisch akzeptablen Flaggoffiziere und Kommandanten, die Janacek auf wichtige Positionen erhoben hatte, waren entweder beiseitegedrängt worden oder in den ersten Gefechten gefallen, und den Offizieren, die ihre Posten behalten durften, war ein recht brutaler Auffrischungskurs zuteil geworden.
Unter
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