Honor Harrington 18. Auf Biegen und Brechen
dem Strich stand jedoch fest, dass die Navys von Manticore und Grayson die geübtesten und kampferfahrensten Raumflotten der erforschten Galaxis waren. Ihre Überlegenheit im Vergleich zur revitalisierten Navy Thomas Theismans war geringer als früher, blieb aber der bedeutendste Vorteil der Allianz. Und die Andermaner, die nach jedem weniger darwinistischen Maßstab sehr, sehr gut waren, konnten ihren Verbündeten einfach nicht das Wasser reichen.
Jedenfalls noch nicht.
Hasselberg schien diese Tatsache schon vor seiner Ankunft bewusst gewesen zu sein, ein weiterer Fingerzeig, dass der Herzog von Ravenheim ihn persönlich für diesen Einsatz ausgesucht hatte. Ganz eindeutig wollte Hasselberg seinen Verband so rasch wie möglich manticoranischen Standards angleichen, und wenn einer seiner Untergebenen – einschließlich Vizeadmiral Morsers – diesbezüglich Vorbehalte hegte, so war man klug genug, sie für sich zu behalten. Und der Fairness halber musste man zugeben, dass die Kaiserlichen sich sehr anstrengten.
Dennoch blieb einiges zu tun, und nur aus diesem Grund hatte Honor Admiral D'Orvilles Einladung abgelehnt, für die heutige Zeremonie sein Gast an Bord von HMS Invictus zu sein. Sie hatte ein weiteres Manöver aus ihrer Serie zunehmend schwieriger werdender Übungseinsätze für die Achte Flotte angesetzt und konnte nicht rechtfertigen, sich einen freien Tag zu nehmen, während alle anderen auf ihren Befehl hin hart arbeiteten.
Sie lachte leise, als sie daran dachte, und Mercedes Brigham, die neben ihr stand und ebenfalls den Hauptplot betrachtete, sah sie fragend an.
»Nichts, Mercedes.« Honor schüttelte den Kopf. »Nur ein flüchtiger Gedanke.«
»Jawohl, Hoheit.«
Brighams leicht perplexer Ton hätte Honor fast noch ein Auflachen entlockt, doch sie unterdrückte ernst die Versuchung.
»Schon etwas von Vizeadmiral Hasselberg, Andrea?«, fragte sie und drehte den Kopf zu Jaruwalski.
»Nein, Hoheit. Ich glaube, es ist noch etwas früh. Seine Aufklärungsdrohnen können noch nicht ganz in Position sein.«
»Das ist mir klar«, sagte Honor leise und senkte ihre Stimme, sodass nur noch Jaruwalski und Brigham sie hören konnten, »aber seine Sonden aus der ersten Welle müssten jetzt eigentlich so dicht stehen, dass er zumindest den Außenrand von Alistairs Geleitschutz sieht.«
»Sie denken, er wartet ab, bis er ein vollständigeres Bild hat?«, fragte Brigham.
»Richtig, das denke ich«, sagte Honor nickend. »Die Frage ist, weshalb er abwartet. Nur weil er einen vollständigeren Überblick über die Lage haben möchte, ein besseres Gefühl dafür, ehe er sie dem Flaggschiff meldet? Und wenn er deswegen wartet – zeigt er dann intelligente Initiative oder stinkt es ihm, dass wir ihm nur so kurze Leine lassen?«
»Was glauben Sie denn, Hoheit, wenn ich fragen darf?«
»Ehrlich gesagt, wenn es um Morser ginge, würde ich sagen, sie fühlt sich eingeengt«, gab Honor zu. »Bei Hasselberg halte ich die erste Möglichkeit für wahrscheinlicher. Und das ist gut. Trotzdem müssen wir jetzt einen Weg finden, ihm taktvoll nahezulegen, dass es wichtig ist, uns auf der Stelle zu informieren, selbst wenn er nur lückenhafte Informationen besitzt.«
» Sternenkapitän Teischer ist ein taktvoller Mensch«, sagte Brigham. »Ich könnte mich ein wenig mit ihm unterhalten – ganz unter uns Stabschefs. Auf Manövernachbesprechungen versteht er sich auch recht gut.«
»Ausgezeichnete Idee, Mercedes«, stimmte Honor zu. »Mir wäre es erheblich lieber, wenn meine Vorschläge an ihn aus den eigenen Reihen kämen, als den Anschein zu erwecken, ich wollte ihm auf die Füße treten. Besonders wo er sich solche Mühe gibt, beste Arbeit zu leisten.«
»Ich kümmere mich darum, Hoheit.«
»Manticore Control meldet, dass die Hexapuma und die Warlock Transit vollziehen, Admiral«, verkündete Lieutenant Commander Ekaterina Lazarevna, Sebastian D'Orvilles Signaloffizier.
»Sehr gut.« D'Orville wandte sich von dem Hauptplot ab dem Display zu, auf dem seine Flaggkommandantin zu sehen war. »Dass mir alles richtig abläuft, Sybil«, sagte er.
»Wir schaffen das schon, Sir«, versicherte ihm Captain Gilraven.
»Wurmlochtransit abgeschlossen, Admiral«, meldete Lazarevna.
»Sehr gut. Senden Sie die erste Nachricht, Katenka.«
»Aye, aye, Sir. Senden … jetzt.«
D'Orville musterte achtsam sein Chronometer, während die Nachricht, mit der er Aivars Terekhov und seiner überlebenden Besatzung für ihre
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