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Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Titel: Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Lichtblitz aufzuckte. Das ganze Bauwerk umgaben auf allen Stockwerken verandaartige Balkons, und Nordbrandt beobachtete, wie der Balkon auf der fünften Etage sich auflöste, nach außen barst und mit traumgleicher Langsamkeit in winzigen Bruchstücken zu Boden torkelte. Eine Wolke aus Staub und Rauch brach aus der klaffenden Wunde in der Flanke des Parlamentsgebäudes hervor, und Staubspuren hingen in der Luft, Kometenschweife, die den abstürzenden Trümmern folgten.
    Das Donnergrollen der Explosion erreichte sie achtzehn Sekunden nach dem Blitz, und sie sah, wie andere Leute im Park aufblickten, aufschrien, deuteten und sich Fragen zubrüllten. Mit verängstigtem Kreischen stiegen Vögel - sowohl einheimische kornatische Spezies als auch terranische Importe aus den Grünanlagen auf, und spielende Kinder erstarrten, wandten sich um und starrten ohne zu begreifen auf den sich auftürmenden Rauchkegel.
    Und dann zog, der ersten Explosion dicht auf den Fersen, das Grollen weiterer Sprengungen über die Hauptstadt. Nicht nur eine, sondern zehn. Zehn weitere Detonationen, zehn weitere Ladungen aus handelsüblichem Sprengstoff, der viele Male so kräftig war wie die alten chemischen Explosivgemenge aus der Ära vor der Raumfahrt. Sie explodierten in Regierungsgebäuden, Einkaufszentren, Banken und der Börse von Split. Feuer und Rauch und das dämonische Heulen von Alarmsirenen - und die Schreie und Rufe der Verletzten und Sterbenden folgten dicht auf den Detonationen. Agnes Nordbrandt bleckte die Zähne und erschauerte in einer merkwürdigen Ekstase, die sich aus Entsetzen und Triumph zusammensetzte. Sie beobachtete die Wolken aus Staub und Rauch über ihrer Geburtsstadt, die wie Leichentücher an der wolkenlosen blauen Himmelskuppel hingen. Sie sah, wie andere Menschen den Park verließen und in Richtung der Explosionen liefen, und sie fragte sich, ob sie gingen, um die Katastrophe anzugaffen, oder weil sie einem Hilfsinstinkt folgten. Nicht dass es eine Rolle spielte.
    Nordbrandt blieb auf der Bank sitzen und wartete, während weitere zehn Minuten in die Ewigkeit verstrichen - und dann erschütterte die zweite Explosionswelle die Stadt.
    Sie sah zu, wie der frische Rauch an der Skyline nagte, dann schob sie gelassen ihren Buchleser in die Tasche zurück, erhob sich, folgte einhundertundsechs Meter weit einem Kiesweg und öffnete den unverschlossenen Deckel des Regenablaufs. Sie schwang die Leiter aus und blickte noch einmal vorsichtig hinter sich, ehe sie den Deckel schloss. Die einzige Bewegung stammte von dem zäh fließenden Wasser am Boden des Abflusskanals, und sie zog die Taschenlampe hervor, stieg die Leiter hinunter und ging eilig davon.
    Vuk Rajkovic, Vizepräsident der Republik Kornati, starrte voll ungläubigen Entsetzens auf die rauchenden Trümmer. Die Bombe im fünften Stockwerk des Nemanja-Gebäudes hatte schlimm genug gehaust. Sie hatte elf Abgeordnete und wenigstens zwanzig Angehörige ihrer Stäbe getötet. Aber die zweite Bombe, die in der dritten Etage gelegt worden war, genau unter der ersten .
    Er schüttelte den Kopf und spürte, wie sich unterhalb seines Schocks die Übelkeit regte. Die boshafte Berechnung dieser zweiten Bombe berührte sein Entsetzen mit sonnenheißem Hass. Diese Bombe hatte nur einen weiteren Abgeordneten getötet - den alten Nicola Martinovic, der sich wie das alte Schlachtross, das er war, wieder zurück in Rauch und Flammen gestürzt hatte. Zwei Menschen hatte er herausgetragen und war gerade zurückgegangen, um einen dritten zu holen, als der neuerliche Feuerball und die fliegende Wolke von Splittern, die einmal zu Steinmauern, Gips, gerahmten Urkunden und Porträts von Ehemännern, Ehefrauen und Kindern gehört hatten, aus den Trümmern gefaucht kam.
    Und Nicola war nicht allein gewesen. Der Nemanja-Wachschutz war dort gewesen; die Leute hatten mit bloßen Händen die brennenden Trümmer beiseite gerissen und waren schon weit vorgedrungen gewesen. Die ersten Rettungstrupps der Feuerwehr waren eingetroffen, hatten sich in die Flammen geworfen, unter den ächzenden Deckenträgern, die jederzeit nachgeben konnten. Ja, auch sie waren dort gewesen. Und die zweite Explosion, die das gesamte westliche Drittel des Gebäudes auf die Straßen darunter schleuderte, hatte sie alle abgeschlachtet.
    Und wenn ich nur ein bisschen schneller von der Kammer hierhergekommen wäre, hätte sie mich ebenfalls umgebracht, zusammen mit ihnen, dachte er. Fast wünschte er sich, es wäre so

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