Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Titel: Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Tillerman«, sagte er und bedeutete ihr, das Mikrofon zu nehmen.
    »Vielen Dank, Mr President«, sagte Yolanda Harper, die Chefdelegierte des Tillerman-Systems und stand auf, ohne sich von ihrem Platz zu entfernen, »aber ich werd mich kurz fassen, und ich glaub nicht, dass ich 'n Mikro brauche, um mich verständlich zu machen.« Die hoch aufgeschossene, braunhaarige, verwittert aussehende Frau wandte sich den anderen Delegierten zu und hob eine schwielige Farmerhand zu einer Gebärde des Abscheus. »Was hier zuletzt gesagt wurde, war so ziemlich die größte Ladung Scheiße, die mir untergekommen ist, seit diesen Frühling der letzte Düngershuttle bei mir ankam«, sagte sie in dem ungeschliffenen Ton mit harten Silben, der typisch für sie war. »Die Tillerman-Delegation unterstützt die Resolution einstimmig, und .«
    Die Tür zum Sitzungssaal flog auf, und Krietzmann hob in reflexhafter Empörung den Blick. Die geschlossenen Sitzungen des Verfassungskonvents durften nicht unterbrochen werden, und schon gar nicht auf solch rüde, unzeremonielle Art! Er öffnete den Mund, um etwas Scharfes zu sagen, dann hielt er inne. Maxwell Devereaux, der Ordnungsbeamte des Konvents, schritt nicht etwa gegen die Störung ein, sondern eilte vor dem uniformierten Boten mit dem eingefallenen Gesicht den Gang entlang, und seine Miene ließ Krietzmann plötzlich frösteln bis ins Mark.
    »Es tut mir leid, Henri . ich meine, Mr President«, sagte Devereaux heiser. »Ich weiß, wir sollen nicht, aber . « Er atmete tief durch und schüttelte sich wie ein Mann, der gerade einen Hieb in den Magen bekommen hat. »Das ist Major Toboc. Er ist soeben mit einer Depesche von Split kommend eingetroffen. Ich . glaube, Sie sollten sich das lieber ansehen.«
    Nur schwer ließ sich sagen, wer in dem privaten Konferenzraum am fahlsten aussah.
    Henri Krietzmann saß am Kopf des Tisches, Samiha Lababibi am entgegengesetzten Ende. Joachim Alquezar hatte gegenüber Aleksandra Tonkovic links von Krietzmann Platz genommen, und das Schweigen lag wie ein kaltes, bleiernes Gewicht auf ihnen und drückte sie alle nieder. Endlich räusperte sich Krietzmann.
    »Nun«, sagte er rau, »damit hätten wir wohl alle rechnen müssen.«
    Tonkovic zuckte zusammen, als habe er sie geohrfeigt. Dann versteifte sie sich, straffte die Schultern und sah ihn wütend an.
    »Was meinen Sie mit dieser Stichelei?«, fuhr sie ihn scharf an.
    Krietzmann blinzelte sie aufrichtig überrascht an. Im ersten Moment begriff er nicht, was sie so aufbrachte. Dann wurde es ihm klar, und sein eigener Ärger kochte hoch, dass sie so kleinlich sein konnte, in einem Augenblick wie diesem .
    Nein, Henri, ermahnte er sich mit Nachdruck. Das ist nicht der richtige Moment. Egal, was ihr sonst noch durch den Kopf geht, im Moment macht sie einiges durch. Natürlich sucht sie nach jemandem, an dem sie ihren Zorn und ihren Schmerz auslassen kann. Meine Güte, wie sehr ich mir wünschte, Bernardus wäre hier!
    »Im Gegensatz zu dem, was Sie vielleicht denken, Aleksandra«, sagte er und zwang durch pure Willensanstrengung seine Stimme, nicht schroff zu klingen, sondern vernünftig, »wollte ich damit keineswegs anmerken, ich hätte es Ihnen ja gesagt.«
    »Nein?« Sie funkelte ihn drohend an. Dann aber wischte sie sich mit den Handballen über die Augen, und ihre Schultern sackten wieder herab. »Nein, wahrscheinlich nicht«, sagte sie müde. »Es ist nur . « Ihre Stimme verlor sich, und sie schüttelte langsam den Kopf.
    »Henri wollte so etwas wirklich nicht sagen, Aleksandra«, warf Alquezar nach kurzem Schweigen ein. »Und ich auch nicht. Es wird vermutlich nur sehr danach aussehen.«
    Sie blickte ihn mit blitzenden grünen Augen an, und es war an ihm, den Kopf zu schütteln.
    »Hören Sie, Aleksandra. Wir alle, Sie eingeschlossen, sagen nun schon seit Monaten, dass ein gewisses Maß an heftigen Reaktionen nicht ausbleiben kann. Und wir waren uns alle einig, dass es zumindest einige extremistische Randerscheinungen geben würde - wie Westman -, die die Sache in die eigenen Hände nehmen würden. Aber ich glaube nicht, dass irgendjemand, mich selbst und Henri eingeschlossen, jemals damit gerechnet hätte, dass so etwas geschehen könnte. Wir hätten zumindest die Möglichkeit einkalkulieren sollen, jawohl, und es wird viele Schuldzuweisungen geben - und Selbstbezichtigungen -, während wir versuchen, mit der Wirklichkeit zurande zu kommen. Einiges wird wehtun, und vieles wird ziemlich hässlich sein.

Weitere Kostenlose Bücher