Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami
Ausbildungsoffizier der Offiziersanwärter zu fungieren. Lieutenant Hearns ist nur eine Jot-Ge und kaum mehr als zwo Jahre älter als die Kakerlaken.«
»Ich verstehe, was Sie meinen«, murmelte Terekhov. Er stellte den Sessel zurück und wiegte ihn leicht von Seite zu Seite, die Lippen nachdenklich geschürzt. Dann zuckte er mit den Schultern.
»Ich verstehe, was Sie meinen«, wiederholte er, »und ich stimme Ihnen zu, dass wir die Sache im Auge behalten müssen. Gleichzeitig bin ich von Lieutenant Hearns' Akte ziemlich beeindruckt. Und vergessen Sie nicht, dass sie die Tochter eines Gutsherrn ist. Ich glaube, für jemanden mit dieser Vorgeschichte ist es nicht so schwierig, Autorität über beinahe Gleichaltrige auszuüben, wie für jemanden mit anderer Herkunft. Und die Erfahrung dürfte ihr jedenfalls guttun.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich denke, dass wir in dem leider wahrscheinlichen Fall, dass BuPers uns keinen Ersatz für Lieutenant Grigsby stellen kann, Lieutenant Hearns eine Chance geben sollten. Selbstverständlich müssen wir beobachten, wie gut sie damit zurechtkommt, und eventuell unsere Entscheidung überdenken, wenn es nicht funktioniert.«
FitzGerald nickte. Er war sich nicht ganz sicher, ob er mit Terekhov übereinstimmte; allerdings hatte er von Abigail Hearns ebenfalls einen außerordentlich guten Eindruck gehabt. Dennoch hatte er auf ein mögliches Problem aufmerksam gemacht, wie es von einem guten Ersten Offizier erwartet wurde. Von nun an würde er tun, was man von einem Ersten Offizier ebenfalls erwarten durfte, nämlich seine Anstrengungen darauf konzentrieren, die Entscheidung seines Kommandanten zum Erfolg zu führen.
Als Lieutenant Commander Nagchaudhuri plötzlich leise lachte, sah alles im Besprechungsraum auf.
»Amüsiert Sie etwas, Commander?« Terekhov hätte in schneidendem Ton fragen können, doch seine Stimme drückte nur mildes Interesse aus, und der Signaloffizier deutete mit einem leichten Kopfschütteln eine Entschuldigung an.
»Verzeihung, Sir. Ich hatte nur nachgedacht. Lieutenant Hearns ist auch Miss Owens.«
»Ja, richtig«, stimmte Terekhov zu. »Ich glaube, ich hatte eben selbst angemerkt, dass sie eine Gutsherrntochter ist.«
»Das weiß ich, Sir. Ich dachte nur gerade, dass sie das zum Gegenstück einer Prinzessin von königlichem Blut macht. Damit wäre sie als Ausbildungsoffizier noch mehr qualifiziert.« Terekhov zog eine Braue hoch, und Nagchaudhuri lachte wieder leise. »Nun, Sir, eine unserer Midshipwomen ist Helen Zilwicki. Anton Zilwickis Tochter. Was bedeutet, dass sie nach der Congo-Affäre ebenfalls eine Prinzessin von königlichem Blut ist. In gewisser Weise jedenfalls. Aber wenn ich mich richtig an das erinnere, was ich über die Verfassung von Torch gelesen habe, dann ist sie wahrscheinlich die Thronfolgerin, sollte Queen Berry etwas zustoßen.«
»Wissen Sie«, erwiderte Terekhov mit einem leisen Lächeln, »daran habe ich noch gar nicht gedacht.« Er lachte stillvergnügt in sich hinein. »Für ein Schiff, das ohne einen einzigen Angehörigen der manticoranischen Peerage im Kakerlakennest ausläuft, haben wir anscheinend einen Überfluss - man könnte schon fast sagen, einen Super-Überfluss - an adligem Blut an Bord.«
Er dachte noch kurz mit gleichbleibendem, mattem Lächeln über die Situation nach, dann riss er sich davon los.
»Nun, es dürfte interessant sein zuzusehen, wie sich das entwickelt«, sagte er. »Aber jetzt müssen wir uns noch um ein paar andere Details kümmern. Doktor«, wandte er sich an Surgeon Commander Lajos Orban, den Schiffsarzt der Hexapuma.
»Jawohl, Sir?«
»Ich habe mir Ihr Ersuchen um zusätzliche Sanitäter angesehen. Angesichts der Lage im Sternhaufen ...«
»Sie wollten mich sprechen, Sir Lucien?«
Admiral der Grünen Flagge Sir Lucien Cortez, Fünfter Raumlord der Königlich-Manticoranischen Admiralität, blickte auf und wies auf den Sessel vor seinem Schreibtisch. »Ja, richtig, Terence. Kommen Sie herein - nehmen Sie Platz.«
Captain Terence Shaw, sein Stabschef, setzte sich wie angewiesen und sah ihn erwartungsvoll an. Sir Lucien war erst seit knapp drei Monaten wieder auf seinem alten Posten, und Admiral Draskovic, seine Vorgängerin, hatte ihm ein einziges Chaos hinterlassen. Es reichte vielleicht nicht an das Desaster heran, das bei BuShips oder im Office of Naval Intelligence zutage getreten war, aber es genügte. Besonders angesichts eines Krieges, der im Augenblick denkbar schlecht
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