Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami
die Helen angeordnet hatte und von der die Hexapuma relativ zu dem havenitischen Schlachtkreuzer auf die Seite gelegt worden war, sodass der Impellerkeil sich in die direkte Angriffslinie legte, wäre alles noch schlimmer gekommen.
Nicht dass es nicht schon schlimm genug gewesen wäre.
»Ausweichmanöver Delta-Quebec-Sieben!«, befahl sie. »Halbe inverse Rolle, Ruder.«
»Delta-Quebec-Sieben, aye!«, antwortete Senior Chief Waltham. »Schiff rollt - jetzt!«
Das Manöver riss die verwundete Steuerbordseite der Hexapuma vom Feind weg. Der Impellerkeil stand damit nicht mehr in dem Winkel, in dem er den meisten Schutz bieten konnte, doch die unbeschädigte Breitseite kam zum Tragen, und der geschwächte Seitenschild wies vom Feindschiff weg, sodass er das schwierigere Ziel wurde. Die Täuschkörper waren ebenfalls voll aktiv. Das sollte einen Unterschied ausmachen ...
Und, dachte Helen grimmig, unsere Steuerbordsensoren sind auch nur noch Schrott. Jetzt können wir die Dreckskerle wenigstens sehen!
D'Arezzo sandte dem Feind eine eigene doppelte Breitseite entgegen. Sekunden nach dem Abschuss durchquerte sie die zweite Breitseite des Feindes, und auf dem Plot war ein leuchtendes Chaos aus einkommenden und fortstrebenden Raketen-Impellerkeilen zu sehen, die wie altmodischer Pulverdampf Löcher in die Sensorenerfassung der Hexapuma rissen. Weitere Antiraketen folgten. Sie stießen in die massive havenitische Angriffswelle. Wild feuernde Lasercluster, und dann .
Der Hilfskontrollraum schwankte ein letztes Mal wild, und alle Lichter gingen aus.
Die absolute Schwärze hielt sich die vorschriftsmäßigen fünfzehn Sekunden lang. Dann leuchtete der Hauptplot wieder auf, und wie ein geisterhafter Fluch trieben zwei Wörter aus blutroten Buchstaben in der Dunkelheit:
SIMULATION BEENDET!
»Behalten Sie Platz, Ladys und Gentlemen«, sagte Abigail Hearns, und die Raumkadettinnen und Raumkadetten der Hexapuma setzten sich wieder auf die Stühle des Besprechungsraums, von denen sie sich erhoben hatten, als der Ausbildungsoffizier in die Abteilung getreten war.
Lieutenant Hearns schritt an den Kopf des Tisches, setzte sich und schaltete ihr Terminal ins Netz. Sie warf einen Blick auf die Notizen, die es enthielt, dann blickte sie mit einem matten Lächeln auf.
»Das hätte besser laufen können«, stellte sie fest, und Helen wand sich innerlich angesichts der umwerfenden Untertreibung, die dieser milde Satz darstellte. Seit der zweiten Klasse war sie bei keiner Simulation mehr so brutal zusammengeschossen worden. Etwas Unehrenhaftes in ihr wollte ihrem Team die Schuld geben. Besonders, bemerkte sie mit aufflackerndem Schuldgefühl, ihrem Taktischen Offizier. Doch so verlockend es auch war, es wäre eine Lüge gewesen.
»Ms Zilwicki«, sagte Abigail und blickte sie ruhig an, »möchten Sie darlegen, was Ihrer Ansicht nach schiefgelaufen ist?«
Die Midshipwoman straffte die Schultern, doch das blieb das einzige äußere Zeichen der Frustration, das sich Helen anmerken ließ.
»Ich habe mir eine schlechte anfängliche Lagebeurteilung zuschulden kommen lassen, Ma'am«, sagte sie forsch. »Ich konnte die tatsächliche Zusammensetzung nicht richtig erkennen und gründete meine Taktik auf ein falsches Bild von den Fähigkeiten des Feindes. Außerdem habe ich nicht bemerkt, dass das gegnerische Flaggschiff seinen Impellerschaden nur simulierte. Vor allem aber habe ich zugelassen, dass meine Anfangsfehler meine Interpretation der tatsächlichen Absichten des Gegners beeinträchtigten.«
»Verstehe.« Abigail musterte sie kurz, dann sah sie Midshipman d'Arezzo an. »Würden Sie da zustimmen, Mr d'Arezzo?«, fragte sie.
»Die Anfangsbeurteilung war mit Sicherheit unzutreffend, Ma'am«, antwortete d'Arezzo. »Ich muss aber darauf hinweisen, dass als Taktischer Offizier ich es war, der das havenitische Flaggschiff als Schweren Kreuzer einstufte, genauso wie ich es als durch unser Feuer beschädigt ansah. Ms Zilwicki hat ihre Taktik auf meine fehlerhaften Interpretationen hin aufgebaut.«
Zilwickis Augen zuckten seitwärts auf den Midshipman, während er sprach, und Abigail glaubte, in ihrem Blick eine Spur von Erstaunen zu bemerken. Gut, dachte sie. Ich weiß immer noch nicht, was genau ihr Problem mit d'Arezzo ist, aber was es auch sein mag, es wird Zeit, dass sie es überwindet.
»Ms Zilwicki?«, fragte sie.
»Ähem.« Helen riss sich zusammen. Ihr Zögern war ihr peinlich, doch sie war zu überrascht. Wenn sie mit einem
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