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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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und Walter Brentworth die volle Last ihrer Pflichten gegenüber dem Geschwader trugen. Dieses Wissen bedeutete nur ein weiteres Gewicht auf der Waage ihres Selbsthasses. Du kannst nicht einmal mehr deinen Job tun , sagte sie sich mit verbitterter Selbstverachtung. Sie vermochte nur dazusitzen und wußte, daß sie geschlagen war. Der Teil ihres Lebens, dem sie sich nach Pauls Tod zugewandt hatte, um ihr persönliches Universum wiederaufzubauen, war ebenso brutal vernichtet worden wie Paul. Jeden Tag vollführte sie auswendig gelernte Standardbewegungen und gab vor, daß noch etwas von ihr übrig wäre, und jeden Abend ängstigte sie sich vor dem Einschlafen, denn der Schlaf bescherte ihr ja doch nur neue, furchtbare Alpträume.
    Sie hatte versagt. Nein, schlimmer: Sie war verantwortlich für den Tod von Kindern und von Männern, die für sie gearbeitet hatten. Ihre Kuppel hatte sie alle das Leben gekostet, und auch in ihrer tiefen Verzweiflung begriff sie noch, daß sie Benjamin Mayhews Feinden damit die Waffe geliefert hatte, mit der sie seine Reformen zerschmettern und in alle Winde verstreuen würden. Das ist deine Schuld , flüsterte die grausame innere Stimme. In ihrem Stolz, in ihrer Arroganz hatte sie Aufgaben übernommen, die ihre Fähigkeiten weit überstiegen, und die Folgen ihres Versagens standen ihr nun in aller Schärfe und Deutlichkeit vor Augen. Sie hatte doch wirklich geglaubt, sie könnte eine Gutsherrin sein und etwas Bleibendes leisten. Statt dessen mußte sie feststellen, daß sie sich übernommen hatte und auf einer Bühne spielte, deren Anforderungen ihr erbärmliches Talent bei weitem übertrafen. Und das hatte sie nun davon: Tod und Vernichtung, den Zusammenbruch des Versuchs, eine ganze Welt, die in der Vergangenheit lebte, in die Gegenwart zu bringen. Nun vermochte sie nicht einmal mehr den einen Job auszuführen, zu dem sie sich immer berufen gefühlt hatte, und mußte ihn von Leuten verrichten lassen, die eigentlich von ihr Führung erwarten – nein, verlangen durften. Leute, die sie daran erinnerten, daß es ihre Pflicht wäre, das Ausmaß ihrer Niederlage vor allen außerhalb des Geschwaders zu verbergen.
    Sie erhob ihre stumpfen, mandelförmigen Augen zu Nimitz. Der ‘Kater hatte sich auf seinem Ruhepolster über ihrem Schreibtisch zusammengerollt und beobachtete sie mit ebenso trübem Blick. Er hat Angst , dachte sie. Angst. Sie hatte sogar Nimitz im Stich gelassen, das wußte sie, denn er konnte seine Gefühle vor ihr ebensowenig verbergen wie sie die ihren vor ihm. Zum erstenmal in all den Jahren, die sie miteinander verbracht hatten, fürchtete sie die Verbindung.
    Er gab einen leisen Laut von sich, der ihr widersprechen sollte, und in dem seine bedingungslose Liebe mit seiner Verängstigung rang, aber Honor wußte so gut wie er, was los war. Beide trauerten sie über die Trümmer dessen, was sie einander bedeutet hatten, wie sie auch die zerschmetterten Kinderleichen auf dem Gut von Mueller beklagten.
    Nimitz wiederholte den Laut, ließ sich von dem Polster gleiten, überquerte den Schreibtisch und streckte sich von der Schreibtischkante aus Honor entgegen. Er legte ihr die Echthände auf die Schultern und drückte ihr sein Näschen gegen die Wange. Tränen brannten in ihren Augen, als er sie anflehte, auf den Selbsthaß zu verzichten, mit dem Honor sie beide zugrunde richtete. Aber das konnte sie nicht. Sie verdiente es, vernichtet zu werden, und wußte zugleich, wie sehr es ihn verletzte. Das ließ ihren Haß auf sich nur noch stärker auflodern.
    Sie nahm ihn in die Arme, vergrub ihr Gesicht in seinem Pelz und versuchte, mit der körperlichen Liebkosung die emotionale zu ersetzen, die sie ihm nicht mehr geben konnte. Er schnurrte und drückte sich wiederum an sie, versprach ihr seine Liebe – aber unter der Liebe brannte noch immer der bittre Geschmack seiner Furcht. Der Mut, mit dem er sich gegenüber ihrem Schmerz entblößte, quälte sie wie eine Messerklinge, die in ihr herumgedreht wurde. Honor spürte, daß ihre Tränen in sein Fell sickerten – wie die ätzende Säure der Selbstverachtung.
    Sie wußte hinterher nicht, wie lange sie aneinandergeklammert und erfolglos versucht hatten, den anderen zu trösten, aber schließlich störte sie das leise Klingen der Türglocke. Sofort überkam Honor eine Anspannung – ihre Muskeln verkrampften sich. Am liebsten hätte sie die Aufforderung zurückgewiesen, aber auch dieser Weg stand ihr nicht offen. Sie saß in der Falle, sie

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