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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sie so lange zu verbergen gesucht hatte. Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen und wiegte sich mit dem Stuhl vor und zurück. Am ganzen Leib bebte sie unter der Macht ihres Schluchzens.
    »Mylady!« rief LaFollet. Sie spürte ihn – er kniete neben ihr und hielt ihre Unterarme. Mit sanfter Gewalt rüttelte er sie, zog ihr die Hände vom Gesicht und zwang sie, ihn aus tränennassen Augen anzusehen. Mit tiefer, leiser Stimme sagte er: »Wir waren es nicht, Mylady. Es war kein Unfall und keine Fahrlässigkeit. Mylady, es war nicht Ihre Schuld.«
    Honor starrte ihn an, beschämt über ihre Schwäche und dankbar für seinen Trost, und er strahlte ihr ins Gesicht; ohne eine Spur von Verachtung über ihre Unbeherrschtheit lächelte er sie an. Sie entwand ihm ihre Unterarme, ergriff seine Hände und drückte sie fest, dann wandte sie sich wieder Gerrick zu.
    »Wie, Adam?« fragte sie nur, mit einer Stimme, die schon fast wieder die ihre war. »Wie hat man das gemacht? Und wie haben Sie es herausgefunden?«
    »Wie wir es herausfanden, das ist eine lange Geschichte, Mylady. In aller Kürze: Wir haben den Einsturz immer wieder nachgerechnet und analysiert, und schließlich haben wir festgestellt, daß es ein Muster gab. Wir …«
    Er verstummte unvermittelt, dann schüttelte er wie ein gereiztes Pferd den Kopf und warf seiner Gutsherrin ein müdes, schiefes Lächeln zu.
    »Mylady, darf ich mich setzen? Ich fürchte, ich bin ein wenig erschöpft.«
    »Natürlich«, antwortete sie rasch, und der Ingenieur ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen. »Ich summe nach Mac«, sagte Honor. Sie wußte, daß das irgendwie dümmlich klang, aber sie war nicht fähig, etwas Klügeres zu sagen. »Wir brauchen …«
    »Mylady«, sprach LaFollet sie sanft an, und Honors Blick fiel auf ihn zurück. Er lächelte wieder. »Ich habe Ihrem Steward schon alles gesagt, Mylady, und er bat mich, Ihnen zu sagen, er würde kommen, sobald er den … Delacourt gefunden hat; ich glaube, so hieß das Wort.«
    »Den …?« Honor blinzelte ihren Waffenträger an, und nun erst bemerkte sie, wie ausgelaugt und erschöpft sie wirklich war. Leise erklang ihr Lachen. »Den Delacourt«, wiederholte sie mit schiefem Lächeln. »Mac hatte schon immer einen Sinn für das der Gelegenheit Angemessene.«
    »Das ist wohl wahr, und …«
    LaFollet verstummte, als die Luke zum Salon sich öffnete und MacGuiness hindurchtrat. Der Steward trug ein silbernes Tablett, auf dem drei langstielige Gläser und eine Flasche aus dem Weinkeller ihres Vaters auf Sphinx standen. Das Lächeln, das Mac ihr zuwarf, zerriß ihr fast das Herz. Er trug das Tablett an den Schreibtisch und setzte es ab. Honor blinzelte, um ihre Augen zu klären, als sie die kleine Schüssel Sellerie erblickte, die für Nimitz zu bereiten MacGuiness sich die Zeit genommen hatte.
    »Ich dachte, Sie könnten vielleicht danach verlangen, Ma’am«, sagte er leise und schenkte den rubinroten Wein in ein Glas, das er ihr daraufhin reichte. Dann füllte er zwei weitere, gab sie LaFollet und Gerrick und trat mit der Flasche zurück. Honor streckte den Arm aus und ergriff seine Hand.
    »Vielen Dank, Mac«, sagte sie leise. »Sie wissen immer Bescheid, nicht wahr?«
    »Keine nennenswerte Gabe, Ma’am«, antwortete er verhalten und ließ die Flasche, die er bereits in den Arm geklemmt hatte, los, um mit der Hand die ihre bedecken zu können. »Summen Sie nach mir, wenn Sie noch etwas benötigen sollten, Mylady«, bat er mit knapper, förmlicher Verbeugung und verließ das Arbeitszimmer.
    Honor sah ihm nach, dann wandte sie sich wieder Gerrick und LaFollet zu. Der Waffenträger stellte sich formell neben ihren Stuhl, aber sie schüttelte den Kopf und wies auf das Sofa. LaFollet zögerte einen Moment, dann atmete er tief durch und gehorchte ihrer Gebärde. Sie wartete, bis er sich gesetzt hatte, dann blickte sie wieder den Ingenieur an.
    »Erklären Sie«, befahl sie, und nun war ihre Stimme wieder die ihre, auch wenn eine letzte Restanspannung deutlich zu vernehmen war.
    »In gewisser Weise, Mylady, sind wir daran schuld«, sagte Gerrick ruhig, »aber nur, weil wir die Mistk …« Er unterbrach sich mitten im Wort, als wäre seine Rage mittlerweile genügend abgekühlt, um sich an die Gutsherrenwürde Honors zu erinnern, dann fuhr er fort. »Weil wir den Hintermännern, wer auch immer sie sein mögen, erlaubt haben, ihre Leute in unsere Belegschaft einzuschleusen, Mylady.« Er zuckte die Achseln. »Niemand von uns

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