Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
war gezwungen, wieder die Maske eines Menschen aufzusetzen, der all das vermochte, worin sie versagte. Bebend atmete sie tief durch, drückte Nimitz einen Kuß zwischen die Ohren und stand auf. Sie setzte den Baumkater sanft auf sein Polster und wischte sich die Tränen ab. Als sie sich vom Schreibtisch entfernte, zerrte sein leises, liebevolles Klagen an ihrem Herz.
    Ohne auch nur nachzusehen, wer vor der Luke stand, drückte Honor auf den Einlaßknopf. Welche Rolle spielte es schon …
    Die Schottür öffnete sich, und Andrew LaFollet trat ein. Auf seinem Gesicht erblickte Honor Besorgnis, Vertrauen – und Furcht –, die gleichen Gefühle wie bei Nimitz, obwohl der Major sich redlich mühte, sie zu verbergen. Honors Mund verzog sich zum Zerrbild eines Lächelns. Dann sah sie Adam Gerrick hinter ihrem Waffenträger, und ihr Magen verkrampfte sich. Bitte , dachte sie. O Gott, ich bitte dich! Nicht noch eine Katastrophe! Noch mehr Schuld kann ich nicht ertragen!
    »Andrew.« Ihre eigene Stimme erschreckte sie, denn sie hatte nicht beabsichtigt zu sprechen, dennoch erfüllte der Stimmapparat seine Aufgabe; ein weiterer auswendig gelernter Automatismus, der den Eindruck erwecken sollte, die dazugehörige Person wäre noch funktionstüchtig.
    »Mylady«, antwortete LaFollet leise und machte den Weg frei für Gerrick. »Adam«, sagte Honors Stimme.
    »Mylady.« Der Ingenieur sah furchtbar aus, fand Honor, als hätte er seitdem nicht mehr geschlafen. Doch noch während ihr der Gedanke durch den Kopf ging, stellte sie ebenso distanziert fest, daß sich etwas an ihm verändert hatte.
    Als sie zum letzten Mal am Com miteinander gesprochen hatten, spiegelte Adam Gerrick ihren Selbsthaß wider; nun war etwas anders. Der Haß war noch vorhanden, aber er war viel glühender geworden. Er fraß nicht mehr langsam wie zersetzende Säure; die feurige Glut seines Zornes schlug zu ihr hinüber, als hätte sie die Tür eines Schmelzofens geöffnet.
    »Was kann ich für Sie tun, Adam?« fragte sie lustlos. Seine Antwort traf sie wie ein Schlag.
    »Wenn Sie mir zuhören würden, Mylady«, entgegnete er grimmig, »könnten Sie mir helfen, die mordlustigen Bastarde zu finden, die die Mueller-Kuppel sabotiert haben.«
    Zum allerersten Mal hatte Gerrick in ihrer Gegenwart ein Schimpfwort benutzt. Das war ihr erster Gedanke, aber sie war sich dessen noch gar nicht bewußt geworden, da zuckte sie zusammen, als hätte sie eine Ohrfeige erhalten.
    »Sabotiert?« wiederholte Honor, und ihr plötzlich angespannter Sopran klang zwar rauh, aber nicht mehr betäubt.
    »Sabotiert.« Die Bestätigung des Ingenieurs klang so fest wie geschmiedetes Eisen, das sowohl in Gewißheit als auch Empörung abgeschreckt worden war, und Honor geriet ins Taumeln. LaFollet trat rasch vor, als sie eine Hand ausstreckte und sich damit am Schreibtisch festhielt, aber das bemerkte sie nicht einmal. Ihre Augen waren auf Gerricks Gesicht fixiert und flehten ihn an, er möge doch die Wahrheit sagen, er möge wissen, worüber er sprach – und sein knappes, heftiges Nicken beantwortete die Bitte.
    Honor ließ sich auf den Schreibtischstuhl sinken. Ganz schwach kam in ihr ein Schamgefühl über ihre Schwäche auf, aber in ihrem Kopf war alles in Bewegung geraten und ordnete sich neu. Gewaltige, furchtbare Lasten stürzten durch die finsteren Bereiche ihres Verstandes und zerschmetterten einander in Kaskaden weißglühender Splitter. Dann sog sie wie erstickt tief den Atem ein.
    »Sind Sie … Sind Sie sicher, Adam?« wisperte sie. »Das war Absicht ?«
    »Absichtlich und mit Vorbedacht, Mylady. Stu Matthews hat es vor vier Stunden festgestellt.«
    »Vier Stunden?« wiederholte sie. »Sie … Sie wissen seit vier Stunden davon?«
    Honor versagte die Stimme, und die Schamesröte stieg Gerrick ins Gesicht.
    »Jawohl, Mylady. Bitte verzeihen Sie mir. Ich hätte Sie anrufen und es Ihnen sagen sollen, aber ich wollte sicher sein – absolute Gewißheit haben –, bevor ich in Ihnen falsche Hoffnungen wecke.« Seine Nasenflügel bebten, und er warf den Kopf herum. »Die Gewißheit habe ich jetzt – und Lord Clinkscales, der Planetenschutz und Protector Benjamin haben sie auch.«
    »Mein Gott«, flüsterte Honor. Sie hörte, wie Nimitz mit einem leisen ›Wumms!‹ hinter ihr auf dem Schreibtisch landete, und sie blickte Gerrick an wie ihre allerletzte, schwache Hoffnung auf Erlösung.
    » O mein Gott !« flüsterte sie, und diesmal kam der Ausruf von Herzen, rauh vom Schmerz, den

Weitere Kostenlose Bücher