Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Präzision eines Scharfrichters den Pulser. Der Attentäter wiegte sich schluchzend auf den Knien. Candless entsicherte die Waffe, hob sie und zielte auf einen Kopf, der weniger als drei Meter von ihm entfernt war. Dann wollte er den Abzugfinger krümmen.
    »Lebend!« Honor benötigte all ihre Kraft, um dieses eine Wort hervorzustoßen, aber irgendwie schaffte sie es. Wir brauchen ihn lebend .
    Sie war noch immer atemlos, und ihre Stimme klang rauh und völlig heiser. Einen Augenblick lang glaubte sie, Candless hätte sie nicht gehört. Einen weiteren, noch schlimmeren Moment befürchtete sie, er könnte ihr den Gehorsam verweigern, aber er war ein Waffenträger. Er zog mit verwirrtem, haßerfülltem Knurren die Lippen zurück, dann taumelte er die zwei Schritte, die ihn von Martin trennten, erreichte den Attentäter, hob den Pulser und schlug ihm die Waffe über den Schädel.
    Durch die Wucht des eigenen Hiebes ging Candless auf die Knie. Ihm fehlte die Kraft, ein drittes Mal aufzustehen, aber das war auch nicht nötig. Der Pulserknauf hatte Edward Martin am Hinterkopf getroffen und ihn gefällt wie ein Schlag mit einem Hammer. Die gnädige Bewußtlosigkeit umfing den Mörder und ließ ihn für einen Moment das entsetzliche Verbrechen vergessen, das er begangen hatte.
     

28
    William Fitzclarance sah sich die Nachrichtensendungen mit erschöpften, blutunterlaufenen Augen rund um die Uhr an. Ein Hagel nicht zu beantwortender Fragen ging ihm durch den Kopf, und er starrte aller Hoffnung bar auf das HD.
    Mittlerweile wußte ganz Grayson, daß auf dem Harringtoner Raumflughafen etwas Furchtbares geschehen war, aber niemand konnte sagen, was. Die Harringtoner Gutsgarde hatte einen undurchdringlichen Kordon errichtet, und niemand erfuhr auch nur die kleinste Einzelheit über die Vorgänge auf dem Flugfeld. Die erste Reportercrew, die in den Luftraum eindringen wollte, wäre um Haaresbreite abgeschossen worden, und Pressefreiheit hin oder her, kein einziger Kollege hatte den Drang verspürt, dort sein Glück zu versuchen.
    Nur wußte Lord Burdette im Gegensatz zu den Journalisten, was dort hätte geschehen sollen, und das machte ihn noch begieriger auf alle Informationen. Denn er wußte nicht, ob Taylor und Martin Erfolg gehabt hatten. Sprecher mit grimmigen Gesichtern hatten mittlerweile verlauten lassen, daß mehr als achtzig Menschen zu Tode gekommen seien, weigerten sich jedoch, irgendwelche Namen zu nennen, und hatten die gebrüllten Fragen nach Lady Harringtons Wohl mit eisigem Schweigen beantwortet. Sollte das etwa bedeuten, daß dieses Miststück endlich tot war? Oder eher, daß sie noch lebte? Und was war mit Martin und Taylor? Die beiden hätten sich niemals lebend festnehmen lassen, das wußte Burdette genau, aber wenn sie irgendwie entkommen wären, dann hätte er mittlerweile von ihnen hören müssen. Waren sie von der Katastrophe überwältigt worden, die sie ausgelöst hatten, und bis zur Unkenntlichkeit verbrannt? Oder waren ihre Leichen identifiziert worden?
    Mit zitternden Händen fuhr sich der Gutsherr durchs Gesicht. Es verlangte ihn nach dem Trost von Bruder Marchants Präsenz. Aber der Geistliche war unterwegs, um seine eigenen Informationsquellen zu melken, und so war Burdette mit dem Schrecken dessen, was er entfesselt hatte, ganz allein.
    Verdammt noch eins, diese Hexe hat es verdient zu sterben! Ihre bloße Existenz ist eine Kränkung Gottes! Burdette empfand keinerlei Mitleid mit ihr – oder hätte es nicht empfunden, wenn er konkret von ihrem Ende gewußt hätte. Aber die zahlreichen anderen Toten hatte er nicht einkalkuliert, und der Gedanke, daß er nicht das geringste über den Verbleib seiner Männer erfahren würde, war ihm vorher nie gekommen. Er hatte es als unausweichlich betrachtet, daß sie Erfolg haben mußten, so zuversichtlich, daß Gott für das Gelingen sorgen würde, wie Er auch für den Einsturz der Mueller-Kuppel gesorgt hatte. Nun aber wußte Burdette überhaupt nichts, und wenn Harrington überlebt hatte … wenn sie wieder irgendwie von Satan gerettet worden war – oder wenn man Taylor oder Martin identifiziert hätte …
    Er fluchte erneut, dann schloß er den Mund und flehte zu Gott, ihm seine Zweifel zu vergeben, die unschickliche Panik, die er nicht abzuschütteln vermochte.
    Aber Gott antwortete ihm nicht, und Burdette stöhnte tief in der Kehle auf.
     
    Edward Martin saß in der engen, nackten Zelle und starrte stumpf ins Leere. Man hatte ihn bis auf die

Weitere Kostenlose Bücher