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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Honor seufzte vor Erleichterung. Sein Fell war an mehr als einer Stelle versengt, aber sie hätte wissen sollen, daß er genügend Verstand – und schnelle Reflexe – besaß, um in Deckung zu gehen.
    Sie blickte über ihre Schulter und verzog das Gesicht vor Sympathie, als sie sah, wie Candless eigensinnig versuchte, auf die Beine zu kommen. Ein mieser Tag für den armen Jamie , dachte sie mit etwas, das man als hysterische Belustigung hätte bezeichnen können, wäre sie nicht so merkwürdig unbeteiligt gewesen. Erst stürzt die Pinasse ab, dann will die eigene Gutsherrin ihn k.o. schlagen, und jetzt explodiert die ganze Schose vor seiner Nase. Ein Wunder, daß er sich überhaupt noch bewegen kann.
    Jemand berührte sie an der Schulter, und sie blickte auf. Reverend Hanks stand neben ihr. Sein Gesicht war ‘ne blutüberströmte, kummervolle Maske. Er blickte auf das Massaker und schüttelte traurig den Kopf.
    »Hier, Mylady«, sagte er, »lassen Sie mich Ihnen helfen.«
    Er reichte ihr die Hand und zog sie hoch – und im gleichen Augenblick fuhr links von ihnen plötzlich Nimitz herum und stieß dabei den gefürchteten Schrei aus, der wie zerreißende Leinwand klang: seinen Kriegsschrei.
     
    »Tu einfach so, als wärst du auf dem Schießplatz, Austin«, sagte Martin leise, als sie so rasch auf den Graben zuliefen, wie es ihre gummiweichen Beine ihnen erlaubten. Taylor nickte bebend. Der Ex-Sergeant erwartete von Taylor nicht allzu viel. Er hätte sich keinen mutigeren und willigeren Kameraden wünschen können, mit dem er in den Tod ging, aber ihm fehlte einfach die Ausbildung für ein Unternehmen wie dieses. Martin war sich gewiß, daß Taylor sein Bestes geben würde, aber er wußte auch, daß am Ende er selbst den Job erledigen müßte.
    Vergib mir, o Herr – vergib mir das, was ich bereits getan habe, und das, was ich nun im Begriff bin zu tun , betete er still. Ich weiß, sie ist Dein Feind, eine Ungläubige und eine Metze, aber sie ist auch eine Frau. Gib mir die Kraft das Werk zu tun, von dem ich weiß, daß ich es in Deinem Namen tun muß.
     
    Honors Kopf fuhr herum, als ein Blitz in der Farbe von versengtem grauem und cremefarbenem Fell wie eine Rakete an ihr vorbeischoß und über den verbrannten Boden raste. Ihr Blick folgte Nimitz bereits, ihr Verstand aber hatte noch nicht begriffen, was vorging. Trotz ihrer Verbindung zu dem Baumkater brauchte sie wertvolle Sekunden, bis sie erkannte, was geschah, und diese Sekunden hatte sie nicht übrig.
    »Süßer Prüf …!«
    Austin Taylors Ausruf brach ab und ging in einen gurgelnden Schrei über, als zehn Kilo Baumkater von Boden absprangen und ihm an die Kehle gingen. Er konnte noch einen Arm hochreißen und sein Jugulum schützen, aber diese unmittelbare, instinktive Reaktion verschaffte ihm nur einige endlos anmutende Sekunden voller Todesschmerz, denn nun geriet eine sechsgliedrige Kreissäge in seinem Gesicht außer Kontrolle. Nimitz erster Hieb kostete Taylor die Augen, und der erblindete Attentäter torkelte wild um sich schlagend, kreischend einen höllischen Tanz, während Krallen und Reißzähne ihm einen Zentimeter nach dem anderen den Kopf zerfetzten.
    Edward Martin zuckte bei Austins Aufschrei zusammen und keuchte vor Schrecken, als er begriff, was geschah. Das fauchende und zischende, wütende Monster, das an Austin riß und zerrte, konnte nur der dämonische Vertraute der Hexe sein. Martin zog den Kopf ein, und die Schreie seines Kameraden gellten ihm in den Ohren, doch selbst darin erkannte er die göttliche Vorsehung: Der Baumkater hatte den falschen Mann angegriffen und schenkte dem gefährlicheren Mörder Zeit zum Handeln. Mit gezogener Waffe stürmte er vor.
    Da! Für ihn verengte sich das gesamte Universum auf die einzelne, hochgewachsene Gestalt. Er sah das Blut auf ihrem fremdartigen, schönen Gesicht, bemerkte, daß sie sich nach rechts neigte, um die Rippen auf dieser Seite zu schonen, erblickte den Schmutz und die Blutflecke auf ihrem einstmals eleganten Kleid. Jedes einzelne Detail registrierte sein Verstand, während sie sich ihm zuwandte. Er sah ihre Verwirrung und ihr allmähliches Begreifen – nichts davon zählte noch. Er war zu weit von ihr entfernt, als daß ihre fremdweltliche Nahkampftechnik eine Gefahr für ihn bedeutet hätte, aber bereits dicht genug an ihr, um nicht mehr danebenschießen zu können. Schlitternd hielt er an und hob die Sturmpistole mit beiden Händen. Am Rande seines Sichtbereichs bewegte sich

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