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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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alarmierenden Meldungen waren nun fünfzig Stunden vergangen, und noch immer wußte niemand mehr als bloße Gerüchte. Was als geschlossene Sitzung der Schlüsselträger einberufen wurde, war nun zu etwas anderem geworden: Holovid-Kameras säumten die Beobachtergalerie rings über dem Plenum und warteten darauf, alles, was hier geäußert wurde, zu jedem HD im ganzen Sonnensystem zu übertragen.
    Woraus diese Sendung nun aber bestehen würde, davon hatte niemand eine Vorstellung. Nichts war durchgesickert, und noch nie waren die graysonitischen Medien so unwissend gewesen. Auch im Rat hatte niemand etwas verlautbart, nicht einmal eine kurze Mitteilung war an die Presse gegeben worden. Und so saßen sie alle und erwarteten wie ihre Siedler beklommen und aufgeregt zugleich die Ankunft des Protectors. Wie die Objektive der Kameras klebten auch ihre Augen an dem leeren Tisch gleich unterhalb des Protectorenthrons: den Tisch, der mit dem Wappen des Guts von Harrington und dem Siegel des protectoralen Champions blasoniert war, und in dessen samtgepolsterten Halteklammern die blanke Klinge des Staatsschwertes von Grayson ruhte.
    Das Schwert, dessen Besitzerin, wenn die Gerüchte recht hatten, schon tot war oder im Sterben lag, während die Schlüssel hier saßen und sich wunderten.
    Dann geschah etwas. Auf der Galerie erhob sich Unruhe, und die Kameras schwenkten zu den Türen der Kammer herum. Die Augen der Gutsherren folgten den Linsen, ihre gemurmelten Gespräche verstummten. Als die schweren hölzernen Türflügel beiseiteschwangen, wirkte das wispernde Quietschen ihrer Angeln in der plötzlichen Stille geradezu ohrenbetäubend.
    Benjamin IX. schritt durch diese Tür und trat mit steinernem Gesicht in die Stille. Zum ersten Mal seit Menschengedenken rief der Torwächter den Protector weder an noch verkündete er dessen Ankunft, und fast alle Gutsherren bekamen einen trockenen Mund, als ihnen die Bedeutung dieser Unterlassung klar wurde.
    Einen Anlaß gab es, nur einen einzigen, zu dem der Protector die Gleichberechtigung zwischen ihm und den Schlüsseln in dieser, ihrer Kammer ignorieren würde – nämlich, wenn er kam, um über einen von ihnen zu richten.
    Burdette kämpfte um Kontrolle über sein Gesicht, aber seine Miene spannte sich an, als der Protector in vorsätzlich langsamem Schritt zu seinem Thron am Scheitelpunkt des Hufeisens ging. Benjamin erstieg das Podium, wandte sich um, setzte sich – und erst da begriffen die Gutsherren, daß noch jemand fehlte: Als geistiges Oberhaupt des Planeten Grayson hätte Reverend Hanks den Protector begleiten sollen, und ein gedämpftes Wispern, nur fast so laut wie ein Hüsteln, erhob sich über die Stille, als seine Abwesenheit allgemein bemerkt wurde.
    »Mylords«, begann Benjamin mit einer Stimme so rauh wie kaltes Eisen, »heute abend komme ich zu Ihnen mit der ernstesten Neuigkeit, die ein Protector in den vergangenen sechshundert Jahren vor dieses Konklave gebracht hat. Ich komme mit der Nachricht von einem Verrat, der sogar den von Jared Mayhew, welcher sich Makkabäus nannte, übertrifft. Einem Verrat, dessen ich keinen einzigen Grayson für fähig gehalten hätte, Mylords – bis Dienstag nacht.«
    Schweißtropfen sprenkelten Burdettes Stirn, und er wagte es nicht, sie abzuwischen, damit er sich vor den anderen Gutsherren nicht verriet. Sein Herz hämmerte, und er blickte längs des Hufeisens zu Samuel Mueller hinüber. Sein Verbündeter sah ebenso erstaunt und verwirrt aus wie jeder andere hier, und auf seinem Gesicht zeigte sich nicht der leiseste Hinweis darauf, daß er wüßte, wovon Mayhew da sprach; und er schenkte Burdette nicht einmal einen Seitenblick … Dann sprach der Protector weiter, und aller Augen, auch die Burdettes, hefteten sich auf ihn wie Eisenfeilspäne an einen Magneten.
    »Für Dienstag abend, Mylords, hatte ich eine geschlossene Sitzung einberufen. Jeder von Ihnen war durch seinen Eid und das Gesetz gebunden, diese Einberufung geheimzuhalten. In dieser Sitzung wollte ich Ihnen neue Informationen vom Einsturz der Kuppel über der Winston-Mueller-Middle-School vorlegen. Niemand von Ihnen kannte den Zweck der Sitzung, aber jemand unter Ihnen muß geahnt haben, worauf das Treffen abzielte. Und dieser jemand wollte nicht, daß Sie erfahren, was ich herausgefunden habe.«
    Benjamin schwieg, und die Stille war vollkommen. Nicht ein einziger Reporter wisperte auch nur ein Wort in sein Flüstermikro.
    »Mylords«, fuhr der Protector fort, »der

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