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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Kehle blitzend funkeln, und die beiden rannten noch schneller, um sie auf jeden Fall zu erreichen, bevor ein echter Harringtoner Waffenträger sie entlarvte.
     
    LaFollet und Yard waren noch keine zwanzig Meter vom Graben entfernt, als es geschah. Allein der Umstand, daß sie im entscheidenden Moment beide auf das Wrack blickten, rettete ihnen das Leben.
    Das Loch im Treibstofftank war nicht groß – aber schließlich hatten sich im Rumpfinnern doch genügend Dämpfe gesammelt, und dorthin war der flammenhemmende Schaum noch nicht vorgedrungen. Die erste Warnung war kurz und bestand aus einem gespenstischen Flammenmeer, das auf makabre Weise wie ein wunderschön anzusehender Fächer in Scharlachrot, Gold und Blau aus dem Wrack schoß. Die beiden Waffenträger warfen sich flach auf den Boden, und nur den Bruchteil einer Sekunde später explodierte die Welt ringsum.
     
    Die Druckwelle riß Honor, Candless und Hanks von den Beinen. Honors Gesicht wurde bleicher als blanker Knochen, als Adam Gerrick, Jared Sutton und zweiundvierzig Mann des Rettungspersonals zerrissen und verbrannt wurden. Sie spürte, wie die Hitzewelle über den Graben hinwegschoß, und hörte das Kreischen umhersausender Metallsplitter. Als der Explosionsdonner sie auf den Boden warf, empfand Honor keinen körperlichen Schmerz, sondern nur den Verlust und die Schuld, die schlimmer waren als selbst die Agonie sein konnte.
     
    Wie Andrew LaFollet und Arthur Yard hatte auch Edward Martin die furchtbare Fackel gesehen und ihre Bedeutung erkannt. Er war älter als sein Begleiter, und darum waren seine Reflexe nicht mehr so gut wie einst, aber dennoch warf der Ex-Sergeant den jüngeren Mann noch rechtzeitig zu Boden. Taylor schrie bestürzt auf. Dann traf sie die Druckwelle, und das Pflaster bäumte sich auf und schlug beiden ins Gesicht. Martin spürte, daß Taylor, den er noch immer an den Boden preßte, nun entsetzt begriff.
    Die Explosion donnerte über sie hinweg wie der Zorn Gottes und schien kein Ende zu nehmen. Weniger als fünf Meter entfernt krachte ein schweres Gewicht auf den Boden, prallte ab und flog über die beiden Männer hinweg in die Dunkelheit. Martin hob vorsichtig den Kopf.
    Wo gerade noch die Pinasse gelegen hatte, war nur noch ein flammender Krater, den zerfetzte Wrackteile und die brennenden Überreste von Rettungsfahrzeugen säumten. Dumpf fragte Martin sich, wie viele Männer er wohl gerade getötet hatte, dann richtete er sich auf, beugte sich zu Taylor hinunter und zerrte den Mann auf die Beine.
    »Los, weiter, Austin«, sagte er mit gespenstisch anmutender Ruhe. Die Schuld am Tode so vieler Menschen zwang ihn fast in die Knie, aber er hatte es für Gott getan, und an diesen Halt klammerte er sich verzweifelt. Das war sein Talisman, das einzige, was ihm in diesem Alptraum aus feurigem Massensterben den Verstand bewahrte. »Wir sind noch nicht fertig.«
     
    Andrew LaFollet und Arthur Yard hatten überlebt, aber Yard war bewußtlos. Dem Major ging es nur wenig besser. Er richtete sich in eine kniende Haltung auf und spähte zur Pinasse hinüber. Nur einen einzigen Blick benötigte er, um zu wissen, daß er für niemanden etwas tun konnte, der in der Nähe gewesen war. Er beugte sich über Yard und untersuchte den Kameraden auf Verletzungen.
    Gott sei dank habe ich sie überredet, im Graben zu bleiben , dachte er und seufzte vor Erleichterung, als er das Hämmern von Yards Puls spürte.
     
    Honor kroch den Rand des Grabens hinauf, sie suchte nach Nimitz. Durch ihre Verbindung spürte sie ihn und wußte, daß er verängstigt war und gleichzeitig entsetzt über die Vernichtung. Ein helles, wütendes Zetern in seinen Gefühlen deutete darauf hin, daß er nicht völlig ungeschoren davongekommen war – und daß ihm das überhaupt nicht paßte. Aber wenigstens wußte sie nun, daß er wohlauf und weitgehend unverletzt war, und eigentlich war das mehr, als sie im Augenblick von sich behaupten konnte.
    Daß sie sich eine Rippe gebrochen hatte, wußte sie bereits; nun glühte ihre ganze Seite wie Feuer, und salziges Blut brannte ihr in den Augen. Sie konnte nicht sagen, ob ihre Stirn zerschnitten oder nur zerkratzt war, aber unzweifelhaft hatte sie sich die Unterlippe aufgeschlagen, als sie mit dem Gesicht auf den Boden prallte. Als sie den Kopf über den Rand des Grabens hob, war sie noch immer halb benommen.
    Da! Nimitz hatte den Betokeramikrand des Kanals gefunden. Er hatte sich dahinter gehockt und spähte hinüber in die Flammen.

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