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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Gesicht wurde aschfahl, als er begriff, daß er zu weit gegangen war: Indem er in der Öffentlichkeit eine Frau beleidigte, hatte er den tief in jedem Grayson verwurzelten, tausend Jahre alten Verhaltenskodex gebrochen; nur der tiefe, instinktive Respekt vor seinem weißen Kragen und die Bereitschaft Honors, seinen Ausfällen mit vernünftigen Argumenten zu begegnen, hatte seine schockierende Hinwegsetzung über alle Anstandsregeln bislang ausgeglichen. Diese Balance war nun verschwunden. Jeder Bürger des Guts von Harrington kannte die Geschichte von Honors Liebe zu Paul Tankersley – und ihrem Ende. Nun sahen sie ihren Schmerz, als Marchant ihre Wunden wieder aufriß, und unverzüglich stürzte ein Dutzend Männer auf den Prediger zu.
    Marchant zeterte etwas, aber die wütende Menge übertönte mit ihrem Gebrüll selbst seine verstärkte Stimme, und er eilte hastig die Tribüne hinauf. Als er die oberste Sitzreihe erreichte, glitt er aus, erlangte aber sein Gleichgewicht zurück und floh an den leeren Stühlen entlang ängstlich vor der erbosten Menge. Honor kämpfte sich von ihrer Pein frei, drehte sich LaFollet zu und ergriff ihn an der Schulter.
    »Halten Sie sie auf, Andrew!« Er starrte sie an, als könne er seinen Ohren nicht trauen, und sie schüttelte ihn wild. »Sie bringen ihn um, wenn wir sie nicht aufhalten!«
    »Äh, ja, Mylady!« LaFollet riß sein Com hervor und bellte Befehle hinein. Honor fuhr wieder zu dem Mikrofon des Podiums herum.
    »Halt!« brüllte sie. »Hören Sie auf damit! Was glauben Sie denn, was Sie da tun? Stellen Sie sich doch nicht mit ihm auf eine Stufe! «
    Ihre verstärkte Stimme war sogar über den Lärm des Tumultes hinweg zu hören, und eine Handvoll Männer hielt inne. Aber die Wut von Honors Untertanen war bereits außer Kontrolle geraten. Andere Harringtoner stürmten weiter, und sie holten auf. Marchant floh wie vom Teufel gehetzt – während ein Knäuel Grünuniformierter sich durch das Getümmel zu ihm durchzukämpfen bemühte, rannte er um sein Leben. Honor packte die Kante des Rednerpodiums und betete darum, daß ihre Gardisten Marchant zuerst erreichten.
    Sie erreichten ihn nicht zuerst. Ein Triumphschrei ertönte, als ein Mann Marchant zu fassen bekam. Beide stürzten und rollten die Stufen der Tribüne hinab. Die Meute stürzte sich wie ein Rudel hungriger Wölfe auf den Prediger, und jemand riß ihn auf die Füße. Er kauerte sich zusammen und schützte mit den Armen seinen Kopf, während Fäuste und Füße auf ihn einprasselten – und dann, wie durch ein Wunder, waren die Gardisten heran. Sie kamen näher, stießen die Angreifer beiseite und schlossen den Halbbewußtlosen in einen Ring aus grünen Uniformen ein. Unter einem Ansturm von Buhrufen, Beschimpfungen und gebrüllten Drohungen entfernten sie Marchant von der Tribüne. Honor sank erleichtert in sich zusammen.
    »Gott sei Dank«, hauchte sie und barg ihr Gesicht in einer Hand, während ihre Garde den geschundenen, blutenden, taumelnden Prediger in Sicherheit brachte. Von ihrer Schulter aus zischte Nimitz ihm unversöhnlich hinterher. »Gott sei Dank«, flüsterte sie noch einmal, dann senkte sie die Hand und blinzelte die Tränen fort. Ein vom Alter gebrechlicher Arm legte sich um sie.
    Reverend Hanks zog sie an sich, und seine Unterstützung benötigte sie wirklich. In dem grimmigen, wütenden Abscheu für Marchants grausame Bigotterie, die über Nimitz zu ihr drang, sah sie keinerlei Herablassung, und so lehnte sie sich zitternd an den Reverend, denn der wiederaufgeflammte Schmerz, den Marchants Worte in ihr geweckt hatten, und die Erkenntnis, wie knapp er dem Tode entronnen war, hatten sie völlig erschüttert.
    »Jawohl, Mylady, Gott sei wahrhaft Dank.« Hanks’ tiefe Stimme bebte vor Wut, und er kehrte Honor von der Menge ab und zog ein Taschentuch hervor. Sie nahm es dankbar an und trocknete sich, noch immer an ihn gelehnt, die Augen. Im unverändert zornigen Ton fuhr er fort: »Und Dank auch Ihnen. Wenn Sie nicht so schnell reagiert hätten …« Seine Stimme verebbte. Er schüttelte sich und atmete tief durch.
    »Vielen Dank«, wiederholte er. »Ich bitte Sie, im Namen der Vaterkirche meine Entschuldigung für diesen Vorfall zu akzeptieren. Ich versichere Ihnen«, und nun klang seine Stimme wieder ruhiger, aber auch härter und unerbittlicher, als sie es dem sanften Reverend zugetraut hätte, »daß man sich mit Bruder Marchant … befassen wird.«
     

6
     » Hai! «
    Rasch und gewandt kam

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