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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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der Nasenspitze. »Hätten Sie so etwas auch bei jemandem versucht, den sie nicht so gut kennen wie mich?«
    »Wohl kaum, Mylady – aber Sie kenne ich schließlich, nicht wahr?«
    »Allerdings.« Honor schüttelte wieder ihren Arm. »Es ist schon nicht ganz einfach, jemanden zu überraschen, der einem alles beigebracht hat, was man weiß.«
    Meister Thomas grinste sie an und hob die Hand in der Gebärde, wie sie der Schiedsrichter macht, wenn ein Treffer erzielt worden ist. Honor mußte lachen. Thomas Dunlevy war der Zweite Schwertmeister von Grayson, und noch immer fühlte sie sich geehrt, daß der Mann eingewilligt hatte, sie auszubilden. Im Gegensatz zu Schwertgroßmeister Eric Tobin, der Dunlevy im Kampf um den Titel nur um Haaresbreite geschlagen hatte, hatte Meister Thomas kein Problem damit, daß Honor eine Frau war. Tobin war schon allein von der Vorstellung entsetzt gewesen, eine Frau auszubilden; Meister Thomas jedoch hatte sich nur die Frage gestellt, ob die fragliche Frau wohl in der Lage sein könnte, den Schwertkampf zu meistern, aber wie fast alle Graysons kannte auch er das Überwachungsvideo jenes Abends, an dem Honor Protector Benjamin und seine Familie vor dem Mordanschlag der Makkabäer rettete; er hatte sogar eingewilligt, nichts für ihre Unterweisung im Schwertkampf zu verlangen, wenn sie ihm dafür den Coup de vitesse beibrächte – und wenn beide die Rollen von Lehrer und Schüler tauschten, dann war Meister Thomas ebensowenig vor Überraschungen gefeit wie zuvor Honor.
    Honor hatte nicht allein deswegen dem Handel zugestimmt, weil sie ausgesprochen gern im Coup unterrichtete. Für die meisten Graysons war der Schwertkampf nur eine sportliche Disziplin unter vielen, und im Grunde sah auch Honor nicht mehr darin. Dennoch mußte ihr der Schwertkampf mehr bedeuten. Als einziger lebender Träger des Sterns von Grayson machte das Gesetz sie automatisch zum Champion des Protectors. Das Symbol des Protectors aber war keine Krone, sondern ein Schwert. Honor hatte einige Schwierigkeiten gehabt zu lernen, immer dann »das Schwert« zu sagen, wenn ein Untertan Königin Elisabeths von »der Krone« gesprochen hätte, aber allmählich gewöhnte sie sich daran. Schließlich hatte sie auch verinnerlicht, daß die Graysons den Terminus »die Schlüssel« benutzten, wenn sie vom Konklave der Gutsherren sprachen.
    Entscheidend aber war, daß das Schwert das Symbol für Benjamin Mayhew war, und daß dieser archaischen Waffe auf Grayson eine besondere Bedeutung zukam. Jeder Grayson konnte den Umgang mit dem Schwert erlernen, aber das Gesetz gestattete das Tragen einer scharfen Klinge – außer den Gutsherren – nur jenen, die wenigstens den Rang eines Schwertmeisters erlangt hatten. Und obwohl auf Grayson kein Gegenstück zum manticoranischen Duellkodex existierte, umfaßte das Grundgesetz noch immer das Recht jedes Gutsherrn, den Protector zum Zweikampf zu fordern und auf diese Weise gegen dessen Beschlüsse Widerstand zu leisten. Seit mehr als drei T-Jahrhunderten war dieses Recht nicht mehr in Anspruch genommen worden, dennoch galt es nach wie vor, und solche Herausforderungen konnten nur mit blankem Stahl ausgetragen werden.
    Honor erwartete nicht, jemals ihren Pflichten als Champion Benjamins IX. nachkommen zu müssen, aber andererseits schätzte sie böse Überraschungen gar nicht. Außerdem machten ihr die Übungen Spaß. Ihr eigenes Training hatte niemals Waffen einbezogen, denn der Coup de vitesse war eine strikt waffenlose Disziplin. Aber eine gute Grundlage für Meister Thomas’ Lektionen hatte der Coup ihr dennoch vermittelt, und die Eleganz der Stahlwaffen gefiel ihr sehr. Vom Fechten mit dem Florett oder dem Degen, wie es im Sternenkönigreich üblich war, unterschied sich die graysonitische Art jedoch himmelweit.
    Die ursprünglichen Kolonisten Graysons waren von Alterde geflohen, um der ›seelenzerstörerischen‹ Technologie zu entkommen, und so hatten die ersten Generationen auf alle technisch ausgefeilten Waffen verzichtet. Aber sie entstammten einer technisch geprägten Gesellschaft und verfügten über keinerlei Hintergrundwissen im Gebrauch primitiver Waffen. Als unter ihnen das Schwert wieder aufkam, fehlte den Graysons jede Grundlage zur Entwicklung von Fechttechniken. Sie mußten wieder ganz von vorne anfangen, und Meister Thomas hatte Honor von einer Überlieferung erzählt, nach der die Graysons dabei hilfesuchend auf einen ›Spielfilm‹ zurückgriffen, in dem es um eine Gruppe

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