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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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etwas sagen, Sir?« fragte sie einladend. Sie provozierte ihn mit ihrer Höflichkeit, und der Priester errötete.
    »Du hast Gott verleugnet, Honor Harrington!« verkündete er und schwenkte erneut sein Buch. Honor spürte, wie LaFollet seine Wut darüber hinunterschluckte, daß Marchant sie wiederholt duzte, dem Vornamen ansprach und die Verwendung aller Titel unterließ. Es handelte sich dabei um kalkulierte Beleidigungen, und das von einem Mann, der Honor niemals offiziell vorgestellt worden war. Sie aber griff nach oben, um Nimitz ein wenig zu beruhigen, und wartete ab. »Du bist eine Ungläubige und eine Ketzerin, wie du selbst vor dem Konklave der Gutsherren zugegeben hast, als du dich weigertest, dich zum Glauben zu bekennen, und jemand, der nicht der Vaterkirche anhängt, ist als Beschützer von Gottes Volk nicht würdig!«
    »Entschuldigen Sie bitte, Sir«, entgegnete Honor ruhig, »doch mir erschien es besser, vor Gott und dem Konklave offen zuzugeben, daß ich nicht im Glauben der Kirche der Entketteten Menschheit erzogen worden bin. Hätte ich etwas anderes behaupten sollen?«
    »Du hättest niemals Gott dadurch lästern dürfen, daß du nach weltlicher Macht strebst!« brüllte Marchant. »Jammer komme über Grayson, daß eine Ketzerin, eine Frau die Schlüssel eines Gutsherrn begehrt und sich als Statthalter Gottes ausgibt! Eintausend Jahre lang ist diese Welt gottgefällig gewesen – nun aber wird sie entweiht durch jene, die das Gebot des Herrn vergessen haben und auf den Wegen der Ungläubigen wandeln, die das Volk Gottes in einen Krieg zwischen Fremden führen, und du warst es, Honor Harrington, die all das über uns gebracht hat! Schon durch deine Gegenwart verunglimpfst du den Glauben, durch dein unreines Beispiel und die Wahnideen, die du verbreitest wie die Pestilenz! ›Hütet euch vor den Verführern, meine Brüder. Hört nicht auf jene, die den Tempel eurer Seele mit dem Versprechen materiellen Wohlstands und weltlicher Macht beflecken, sondern bleibt auf dem Weg Gottes, und ihr seid frei!‹«
    Honor hörte, wie Hanks zwischen zusammengebissenen Zähnen Luft einsog, denn Marchant zitierte aus dem »Buch des Neuen Weges«, dem zweitheiligsten aller graysonitischen Texte, und sie spürte den Zorn des Reverends darüber, daß Marchant den Sinn der Schrift verzerrte, bis er seinen Zwecken genügte. Honor hatte Stunden um Stunden über dem ›Neuen Weg‹ verbracht, um ihre Leute zu verstehen, und nun segnete sie die Schärfe ihres Gedächtnisses.
    »Vielleicht sollten Sie das Zitat vervollständigen, Sir«, wandte sie sich an Marchant, und ihre Augenprothese ermöglichte ihr, das Erstaunen auf seinem Gesicht zu erkennen. »Ich glaube«, fuhr sie gelassen und deutlich fort, »daß Sankt Austin die Passage beendete mit: ›Verschließt euch nicht dem Neuen, so stark euch die Ketten des Vergangenen auch binden, denn gerade jene, die sich am beharrlichsten an das Alte klammern, sind die, welche euch vom Neuen Weg fernhalten und euch einmal mehr auf den Pfad der Unreinheit führen.‹«
    »Blasphemie!« kreischte Marchant auf. »Wie kannst du es wagen, die Worte des Buches in den Mund zu nehmen, Ketzerin?«
    »Wieso sollte ich nicht?« gab Honor im Tone tödlicher Vernunft zurück. »Sankt Austin schrieb nicht allein für jene, die bereits der Kirche angehörten, sondern für die, welche er zu bekehren versuchte. Sie nennen mich eine Ketzerin, dabei wäre ein Ketzer doch jemand, der behauptet, Ihren Glauben anzunehmen, nur um ihn dann zu verzerren, bis er seinen Bedürfnissen dient. Ich habe niemals solch eine Behauptung aufgestellt, denn ich wurde in einem anderen Glauben erzogen. Soll mich das aber davon abhalten, Ihre Lehren zu lesen und zu respektieren?«
    »Was weißt du denn schon vom Glauben?« stieß Marchant hervor. »Wie ein Papagei wiederholst du die Worte, aber ihre Bedeutung erfüllt dich nicht! Schon der Schlüssel, den du um den Hals trägst, ist dafür Beweis genug, denn die Frau ist nicht zum Herrschen bestimmt. ›Sammle deine Söhne, um die Welt zu schaffen, wie Gott sie verfügt hat, und behüte deine Frauen und Töchter wohl. Beschütze sie und unterweise sie, auf daß sie durch dich den Willen Gottes erfahren.‹ Durch dich !« betonte Marchant und funkelte Honor zornig an. »Gott selbst sagt uns, daß die Frau vom Manne beherrscht werden soll wie die Kinder vom Vater, und nicht, daß sie Sein Gesetz verletze, indem sie sich gegen Seinen Willen stellt! Du und dein unseliges

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