Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
der Zeit vor dem Umsturz hatten die Säuberungen nicht überlebt, aber der Kern aus Fachleuten, der den Strategen gedient hatte, hatte nicht nur die Säuberungen überstanden, sondern auch begriffen, was mit ihnen im Falle eines Versagens geschehen würde. Seither enthielten die von ihnen erstellten Analysen zwar sehr viele Bedingungen und Einschränkungen – ohne Zweifel wollten sie sich damit den Rücken freihalten –, aber der Ausstoß an Rohdaten war dennoch bemerkenswert. Eine Handvoll neuer Strategen war aufgestiegen und versuchte diese Daten zu nutzen. Sehr ehrgeizig waren sie, diese Strategen. Sie spürten die Gelegenheiten, im kaum gezügelten Chaos der Volksrepublik Macht zu erlangen. Viele von ihnen waren dem Komitee für Öffentliche Sicherheit nur deswegen treu, weil sie im Augenblick nichts anderes wagten – noch nicht –, und Pierre verdächtigte Admiral Thurston, zu ihnen zu gehören. Thurston war der Urheber des Plans, den Pierre gerade auf seinem Terminal sichtete.
    Leute wie der Admiral wußten im Moment noch, daß ihr Erfolg – und Überleben – vom Überleben des Komitees abhing.
    Außerdem stand ihnen immer vor Augen, daß die Volksflotte einen Sieg benötigte. Die Minimalanforderung bestand darin, den Vormarsch der Manties in die Volksrepublik aufzuhalten, auch wenn dies die Möglichkeit bildete, die am wenigsten erstrebenswert war. Zweifelsohne vermochte Cordelias Ministerium daraus einen überwältigenden Sieg zu machen, aber wieviel besser wäre es wohl, wenn die Volksrepublik in die Offensive ging und einen Sieg erränge. Vom Standpunkt der Strategen war es unerläßlich, daß Manticore Kräfte von den Sonnensystemen an der Front abzog. Die Front stabilisierte sich zwar allmählich, aber es war alles andere als sicher, daß sie stabil bleiben würde – es sei denn, die Strategen der RMN konnten von neuen Offensiven abgelenkt werden.
    Dazu sollten die Operationen dienen, die nun vor Pierre auf dem Bildschirm standen, und trotz seiner Müdigkeit spürte er, wie beim erneuten Lesen der Pläne sein Interesse wieder erwachte. Das kann klappen , dachte er, und selbst wenn es fehlschlägt, kostet es uns kaum nennenswerte Verluste. Die Volksflotte verfügte über enorme Reserven an Schlachtschiffen: Großkampfschiffe, die zu schwach waren, um im Schlachtwall durchzuhalten, die aber trotzdem, wenn man sie richtig einsetzte, den Verlauf des Krieges entscheidend beeinflussen konnten.
    Er lehnte sich zurück, betrachtete die Daten auf dem Terminal und nickte langsam. Es war an der Zeit, die Schlachtschiffe zu benutzen. Thurstons Plan stellte nicht nur den kühnsten Vorschlag dar, dies zu bewerkstelligen; wenn er Erfolg hatte, trug dieser Plan auch die süßesten Früchte.
    Pierre nickte ein letztes Mal und nahm einen elektronischen Griffel zur Hand.
    Er fuhr damit über das Eingabepad und sah zu, wie auf dem Display eine kurze, handgeschriebene Mitteilung erschien: »Unternehmen Versteckpferd und Unternehmen Dolch genehmigt. Rob S. Pierre, Vorsitzender des Komitees für Öffentliche Sicherheit. Beginn unverzüglich«, war dort zu lesen.
     

8
    Die Ostseite der Harringtoner Kathedrale bestand vom Boden bis zur Decke aus farbigen Glasfenstern. Das Morgenlicht fiel durch die bunten Scheiben und tauchte die Gemeinde in prächtige, leuchtende Farben. Im Herzen des Lichtscheins saß Honor, eingeschlossen in spiralige Fähnchen aus Weihrauch.
    Die herrliche Harmonie des Chorgesangs durchströmte sie, und sie schloß die Augen, um ihn zu genießen. Der Chor sang a cappella, denn die großartig ausgebildeten Singstimmen bedurften keiner Begleitung, und der Einsatz von Musikinstrumenten hätte, ganz gleich wie kunstvoll gespielt, dem Chor nur an Wirkung nehmen können. Honor liebte Musik von jeher, auch wenn sie nie gelernt hatte, ein Instrument zu spielen, und ihrer Singstimme hätten ihre Siedler allenfalls mit gequälter Höflichkeit gelauscht. Die graysonitische klassische Musik basierte auf einem Alterdenstil, den man ›Country and Western‹ nannte, und war ein wenig gewöhnungsbedürftig. Mittlerweile aber hatte Honor sogar eine gewisse Vorliebe dafür entwickelt, und während die graysonitische Unterhaltungsmusik ihr einigermaßen gut gefiel, war die geistliche Musik einfach atemberaubend.
    Der Chor hörte auf, und Nimitz seufzte gleichzeitig mit Honor wohlig auf. Der Baumkater lag auf einem Kissen im Kirchenstuhl neben ihr, Andrew LaFollet stand mit entblößtem Haupt, aber dennoch im Dienst,

Weitere Kostenlose Bücher