Honor Harrington 5. Im Exil
Gottes triumphierte – sie verlangte nur, daß man es versuchte, daß man das Möglichste tat, ganz gleich, wie teuer es zu stehen kam und wie es ausging. Das war ein Kodex, wie jeder Krieger ihn nur begrüßen konnte.
Sie streckte die Schultern und blickte aus dem Fenster, als der Wagen die Einfahrt zum Yanakov-Park durchquerte. Sie ließ die Augen über das willkommene Grün wandern und genoß die Schönheit des Anblicks. Dann riß sie erbleichend die Augen auf. Gütiger Himmel – geht es schon los? schoß es ihr durch den Sinn.
Nimitz’ Kopf fuhr mit aufgerichteten Ohren hoch. Seine Schnurrhaare bebten, denn er nahm Honors abrupte Beunruhigung deutlich wahr. Beide starrten sie noch einen Moment auf die Gruppe Männer, die entschlossen durchs Parktor marschierten, dann drehte sich Honor zu LaFollet um.
»Holen Sie Colonel Hill ans Com! Beeilen Sie sich, Andrew!«
»Mylady?« LaFollet fixierte sie einen Herzschlag lang überrascht, dann fuhr sein Kopf herum, und er blickte rasch durch sämtliche Wagenfenster. Dabei griff er in reflexhaftem Gehorsam auf ihren Befehl nach seinem tragbaren Com, aber sein Gesicht stellte eine Studie der Verwirrung dar. »Was ist denn los, Mylady?« fragte er, während er Tasten auf dem Gerät drückte.
»Sagen Sie ihm, er soll die Polizei rufen und dann einen Zug der Gutsgarde in den Park schicken!«
Als der Major sie nur mit offenem Mund anstarrte, schlug Honor mit der Hand auf die Armlehne. Normalerweise ist Andrew doch alles andere als schwer von Begriff , dachte sie wütend, warum muß er ausgerechnet heute so träge sein?
»Äh, ja, zu Befehl, Mylady«, sagte LaFollet schließlich, und zwar in derart beruhigendem Ton, daß Honor am liebsten aufgeschrien hätte. »Welchen Grund darf ich dem Colonel melden?«
»Welchen Grund?« wiederholte Honor ungläubig. Sie deutete mit dem Zeigefinger auf die Männer, die gerade das Tor passiert hatten. »Ihretwegen natürlich!«
»Was ist denn mit ihnen, Mylady?« fragte LaFollet vorsichtig, und nun starrte Honor ihn fassungslos an. Seine perplexe Verwirrung teilte sich ihr über die Verbindung zu Nimitz mit, und ihr war, als verlöre sie den Boden unter den Füßen – konnte ihr Chefleibwächter so einfältig sein?
»In den Unruhen sind schon genügend Menschen zusammengeschlagen worden, ohne daß sie mit Knüppeln herumliefen, Andrew!«
»Knüppel?« Nun war LaFollets Verwirrung komplett, und er warf noch einen Blick aus dem Fenster, als gerade eine zweite Gruppe in den Park kam. Wie im Falle der ersten trugen die Männer lange, schlanke Knüppel über der Schulter, und der Major kniff die Augen zusammen. Honor entspannte sich ein wenig, als er offenbar endlich die Bedrohung ausmachte, aber dann begann er unverständlicherweise zu lachen !
Das Gelächter begann als ungläubiges Glucksen, und sein verzweifelter Versuch, es zu unterdrücken, ließ sein Gesicht erbeben. Es gelang ihm nicht. Als erstickter Schwall befreiter Heiterkeit brach es aus ihm hervor und hallte im Wageninnern wider. Honor und Nimitz beobachteten ihn fassungslos, und ihre Mienen ließen ihn nur noch lauter lachen. Nein, nicht lachen – heulen war das besserer Wort, und Honor faßte ihn an der Schulter und schüttelte den Mann.
» K-k-k-Knüppel , Mylady?« Der Major rang um Atem und hielt sich mit beiden Händen den schmerzenden Bauch. Tränen der Heiterkeit glänzten in seinen Augen. »Das … das sind keine Knüppel, Mylady – das sind Baseballschläger !«
»Baseballschläger?« wiederholte Honor verständnislos, und LaFollet nahm nickend eine Hand von seinem Bauch, um sich die Augen trockenzuwischen. »Was ist denn ein Baseballschläger?« verlangte sie zu wissen.
»Mylady?« Den Major erstaunte die Frage zutiefst, aber er riß sich zusammen, wischte sich noch einmal über die Augen und atmete tief durch, um den letzten Nachhall seines Lachanfalls aus seiner Stimme zu vertreiben. »Baseballschläger werden vom Schlagmann in einem Baseball-Spiel benutzt, Mylady«, sagte er, als erklärte das irgend etwas.
»Und was«, brachte Honor zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »ist, bitte sehr, ein ›Baseball-Spiel‹?«
»Sie meinen, auf Manticore wird kein Baseball gespielt, Mylady?« Nun schien LaFollet wenigstens genauso verwirrt zu sein wie Honor.
»Man spielt nicht nur auf Manticore keinen Baseball – was auch immer das sein mag –, man spielt es auch nicht auf Gryphon oder auf Sphinx. Und ich warte nach wie vor darauf, daß Sie mir
Weitere Kostenlose Bücher