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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Baumkater besaß, der ihr die Emotionen hinter der ausdruckslosen Fassade zu spüren gestattete. Deshalb wußte sie, daß sein Bedauern über seine Befehle während des Unternehmens Jericho zweifellos völlig aufrichtig und Mercedes’ Einschätzung seiner Rolle bei den Verbrechen gegen die Madrigals genau richtig gewesen war. Und weil sie all das wußte, fand sie es unverzeihlich, daß sie nicht imstande war, ihm zu vergeben.
    Sie seufzte, und ihr Blick fiel auf Nimitz und wurde weich. Der ‘Kater schnarchte leise, aber Honor wußte, wie er reagiert hätte, wäre er wach gewesen. Nimitz hegte überhaupt keine Vorbehalte gegenüber Alfredo Yu und nahm es Honor dennoch nicht übel, daß sie sich für ihre Reserviertheit gegenüber dem Flaggkommandanten schämte. Zweifellos hätte er sie – einmal mehr – wegen ihres unangebrachten Schuldgefühls gescholten. Aber das hätte nichts geändert. Yu war ein hervorragender Offizier und als Flaggkommandant so fähig, wie es sich ein Admiral nur wünschen konnte – und vermutlich für eine Verwendung als Flaggoffizier viel besser geeignet als sie . Er war ein guter, anständiger Mann, der von ihr besseres Verhalten verdient hätte, und sie vermochte es ihm nicht zu erweisen. Noch nicht. Ihr gefiel es gar nicht, sich als kleinlich und bockig zu entpuppen.
    Erneut seufzte sie, erhob sich und nahm Nimitz von seinem Ruheplatz. Während sie ihn in ihr Schlafzimmer trug, rührte er sich schläfrig in ihren Armen, öffnete halb die Augen, reichte mit einer Echthand hoch und tätschelte ihr die Wange. Honor spürte seine halbwache Befriedigung darüber, daß sie sich endlich hinlegte, lächelte und strich ihm mit der freien Hand über die Ohren. Nun war sie so müde, daß sie nicht mehr befürchten mußte, in der Nacht von Träumen – guten oder schlechten – geplagt zu werden. Morgen stand dem Geschwader – und seiner Chefin – ein langer Tag bevor: Es war allerhöchste Zeit, daß sie eine Mütze Schlaf bekam. Als sie hinter sich das Licht ausschaltete, gähnte sie herzhaft.
     
    Die drei Gäste saßen in der Behaglichkeit einer Bibliothek, deren endlose Regale voller altmodischer Bücher standen, und der Wein in den langstieligen Gläsern vor den Männern glänzte rot. Der Gastgeber stand neben einer Anrichte und stellte die Karaffe darauf ab. Sterne und die kleinen, hellen Juwele der graysonitischen Orbitalfarmen sprenkelten die mondlose Nacht jenseits der Fenster. Ringsum war es still in dem wuchtigen Anwesen von Burdette House.
    Die Szene war ruhig, geradezu friedlich, nur in den blauen Augen Lord Burdettes, der sich von der Anrichte abkehrte und seinen Gästen zuwandte, ließ sich davon keine Spur erkennen.
    »Die Entscheidung ist also endgültig?« fragte einer der Gäste, und Burdette runzelte die Stirn.
    »Allerdings«, knirschte er. »Die Sakristei ordnet sich in allem diesem Wunder an Rückgratlosigkeit auf dem Thron des Protectors unter. Sie ist durchaus bereit, die Vaterkirche und damit uns alle mit in die Verdammnis zu reißen.«
    Der Fragesteller rutschte in seinem Sessel umher. Burdettes kalter Blick richtete sich auf dessen Gesicht und barg eine stumme Frage. Der Mann hob gereizt die Schultern.
    »Ich stimme Ihnen zu, daß die Sakristei die Weisheit vermissen läßt, die Gottes Kinder von ihr erwarten dürfen, William, aber Benjamin Mayhew ist und bleibt der Protector.«
    »Ach ja?« Burdette kräuselte die Oberlippe und musterte John Mackenzie.
    »O ja«, antwortete Mackenzie, ohne auch nur einen Zoll nachzugeben. Das Gut von Mackenzie war beinahe so alt wie das von Burdette, und anders als die Fitzclarances von Burdette besaßen die Mackenzies ihr Gut seit dessen Gründung in direkter Linie. »Was auch immer Sie persönlich von Protector Benjamin halten mögen, seine Familie hat Grayson stets gut gedient. Ich möchte nicht hören, daß er als ›Wunder an Rückgratlosigkeit‹ bezeichnet wird – ganz egal von wem.«
    Mackenzies braune Augen waren so hart geworden wie die blauen Burdettes, und die Spannung schwebte in der Luft zwischen ihnen, bis ein zweiter Gast sich räusperte.
    »Mylords, wir dienen weder Graysons Interessen noch Gott, indem wir miteinander streiten«, sagte Gutsherr Mueller ruhig, aber betont, und die beiden anderen blickten ihn kurz an. Dann grunzte Burdette.
    »Sie haben ja recht.« Er trank von seinem Wein und wandte sich wieder Mackenzie zu. »Ich nehme es nicht zurück, John, aber ich werde es auch nicht wiederholen.«
    Mackenzie

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