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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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fragte sie rasch, und Hauptmann schüttelte den Kopf.
    »Er hat die meisten seiner Leute von Bord bekommen, aber er blieb zurück«, erklärte er bedächtig. »Sein Eins-O auch.«
    »Ach, Daddy«, flüsterte Stacey, und Hauptmann ballte im Schoß eine Faust. Harold Sukowski war der Kapitän der Familienjacht gewesen, als Stacey noch ein Kind war, und die Hauptmanns waren oft mit diesem Schiff durchs All gereist. Das Mädchen hatte sich bis über beide Ohren in den Kapitän verliebt, und er hatte ihr die Grundlagen der Astrogation beigebracht und sie betreut, als sie ihren Pilotenschein für Außeratmosphärenfahrzeuge machte. Besonders nach dem Tod ihrer Mutter waren er und seine Familie für Stacey sehr wichtig gewesen. So sehr Hauptmann seine Tochter auch liebte, manchmal vermochte er es nicht zu zeigen; dessen war er sich bewußt. Ihr Reichtum und ihre Stellung hatten Stacey zu einer einsamen Kindheit verurteilt. Schon früh mußte sie lernen, vorsichtig bei Menschen zu sein, die sich mit ihr »anfreunden« wollten, und die, mit denen sie Kontakt bekommen hatte, waren Angestellte ihres Vaters gewesen. Das war im Falle Sukowskis nicht anders gewesen, aber der Kapitän besaß ein Navypatent als Sternenschiffkommandant, mit allem Glanz, der dazu gehörte, und war ein Mann, der Stacey nicht als Prinzessin sah, nicht als Erbin des größten Vermögens im ganzen Sternenkönigreich und auch nicht als zukünftige Chefin, sondern als einsames kleines Mädchen.
    Sie hatte ihn verehrt. Hauptmann hatte überraschenderweise eine jähe Eifersucht empfunden, als er begriff, wie seine Tochter zu Captain Sukowski stand. Dennoch zwang er sich gegenüber dem Kapitän stets zu strengster Selbstbeherrschung, und im Rückblick war er froh darüber. Mit Sicherheit hätte ein mutterloses Kind wie Stacy sich einen umgänglicheren Vater als Klaus Hauptmann wünschen mögen, und die Familie Sukowski füllte damals ein wenig die Leere, die der Tod von Hauptmanns Frau in Staceys Leben hinterlassen hatte. Als Sukowski das Kommando über die Jacht an jemand anderen übergab, hatte Stacey ihn fürchterlich vermißt, aber sie war gleichzeitig entzückt gewesen, weil sein Dienstalter innerhalb der Hauptmann-Linie ihm den Befehl über die neugebaute Bonaventure zuteil werden ließ. Stacey hatte ihren Vater zur Indienststellungsparty geschleppt und Sukowski einen antiken Sextanten geschenkt. Er wiederum revanchierte sich, indem er sie als zusätzliches Besatzungsmitglied eintrug, was sie zur Kielplatteneignerin des neuen Schiffes machte.
    »Ja, ich weiß.« Hauptmann öffnete die Augen und blickte über den Pool. Er biß die Zähne zusammen. Zum Teufel mit der Admiralität! Wenn diese Idioten nicht alles vermasselt hätten, wäre es nie zu diesem Desaster gekommen! Hauptmann verlor niemanden gern, aber er hätte seine rechte Hand hingegeben, wenn er dadurch Stacey diesen Schmerz hätte ersparen können. Und er selbst, das mußte er eingestehen, spürte den Verlust ebenfalls tief und persönlich. Nur wenigen Menschen hatte er sich je eng verbunden gefühlt, und erst recht hatte er diese Menschen nie bevorzugt, weil seine Politik lautete, einfach niemanden zu protegieren; aber der Verlust dieses einen Kapitäns berührte ihn sehr.
    »Haben wir schon etwas erfahren?« fragte Stacey dann.
    »Noch nicht. Unsere Niederlassung im Telmach-System hat uns so früh wie möglich informiert, kaum daß die Bonaventures den Verlust gemeldet hatten, aber es ist noch zu früh für weitere Nachrichten. Natürlich hatte Sukowski die Dokumente über unser Lösegeldangebot im Safe.«
    »Glaubst du wirklich, das macht irgendeinen Unterschied aus?« fragte Stacey rauh. Sie klang ärgerlich – nicht wegen ihres Vaters, sondern wegen ihrer Hilflosigkeit, wie Hauptmann sehr wohl wußte. Trotzdem fachte Staceys Verärgerung seine eigene Wut nur an, und er biß die Zähne noch fester zusammen als zuvor.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich. »Mehr können wir nicht tun.«
    »Wo war die Navy?« begehrte Stacey auf. »Warum wurde nichts unternommen?«
    »Du kennst die Antwort doch«, antwortete Hauptmann. »Sie sind ›zu weit verteilt in anderen Einsätzen begriffen‹. Zum Teufel, ich habe gerade mal geschafft, der Admiralität vier Q-Schiffe aus der Tasche zu schwatzen!«
    »Augenwischerei. Diese Schiffe sind reine Augenwischerei.«
    »Vielleicht.« Hauptmann blickte auf seine Hände und seufzte wieder. »Nein, seien wir ehrlich, Stace. Mehr konnte man vermutlich

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