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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ich«, antwortete Honor. Gouverneur Hagen hatte gemurmelt, man könne das Piratenschiff ja noch als Zollpatrouillenschiff einsetzen, und »nicht besonders gefallen« untertrieb sicherlich seine Reaktion auf ihre Weigerung, das Schiff an ihn zu überstellen. Sie blickte noch einen Moment in ihre Tasse, dann zuckte sie mit den Schultern. »Na, das wäre keine Premiere. Ich fürchte, ich kann mit dem Unmut des Herrn Gouverneurs ganz gut leben. Und auf jeden Fall können wir sicher sein, wenigstens das Schiff nie wiederzusehen.«
    »Darf ich sie wirklich erschießen, wenn wir sie noch einmal erwischen, Ma’am?« Honor nickte mit vorübergehend leerer Miene. »Gut«, sagte der Major leise.
    Mit ihrer Körpergröße von weniger als einhundertundsechzig Zentimetern wirkte Susan Hibson zierlich, aber an ihren Augen und ihrem feingeschnittenen Gesicht war nichts Weiches. Sie war vom Scheitel bis zur Sohle Marineinfanteristin, und Marineinfanteristen mochten keine Piraten. Honors Theorie zufolge hing dieser Umstand damit zusammen, daß die Marines der Enterkommandos normalerweise diejenigen waren, die das menschliche Leid, welches die Piraten stets hinterließen, als erste zu Gesicht bekamen.
    »Ich persönlich«, sagte sie dann, »würde am liebsten niemanden erschießen, Susan. Aber wenn das die einzige Möglichkeit ist sicherzustellen, daß sie aus dem Verkehr gezogen werden, dann sehe ich keine andere Wahl. Wir lassen ihnen wenigstens ein ordentliches Verfahren zukommen, bevor wir sie töten. Und aus pragmatischer Sicht könnte solch ein Exempel den nächsten Haufen davon überzeugen, daß wir es ernst meinen.«
    »Wie eine Impfung, Mylady«, warf Surgeon Lieutenant Commander Angela Ryder von ihrem Platz am Ende des Tisches ein. Ryder war so dunkelhaarig wie Hibson und hatte ein schmales, gelehrtes Gesicht. Sie wirkte oft ein wenig geistesabwesend und bevorzugte gegenüber der Uniform einen weißen Kittel, aber sie war eine erstklassige Ärztin. »Mir gefällt es auch nicht, Menschen zu töten«, sagte sie, »aber wenn die anderen Piraten die Lektion kapieren, müssen im Endeffekt weniger von ihnen sterben.«
    »Das ist der Gedanke dahinter, Angie«, antwortete Honor, »aber nach meinen Erfahrungen fürchte ich, daß der Menschentyp, der zum Piraten wird, niemals glaubt, es könnte auch ihn treffen. Diese Leute sind davon überzeugt, daß sie zu schlau sind – oder zuviel Glück haben –, um getötet zu werden. Und was das Glück anbetrifft, so haben viele von ihnen wohl recht. Die Konföderation durchmißt etwa einhundertundfünf Lichtjahre, das bedeutet ein Volumen von knapp sechshunderttausend Kubiklichtjahren. Ohne eine effektive – und ehrliche – Regierung, die ihnen entschlossen nachstellt, finden Raider immer irgendwo ein Plätzchen, wo sie sich einnisten können, und die meisten von ihnen sind ohnehin nur angeheuert.«
    »Das habe ich nie richtig verstanden, Ma’am«, sagte Ryder.
    »Von alters her sind Piraten immer von ›ehrlichen Händlern‹ finanziell unterstützt worden«, erklärte Honor. »Selbst vor der Raumfahrt auf Alterde haben vorgeblich ›respektable‹ Geschäftsleute Piraten gedeckt, und auch Sklavenhändler Rauschgiftschmuggler, alles, was Sie wollen. Mit solchen Unternehmungen läßt sich eine Menge Geld machen, und die Hintermänner waren schon immer schwieriger zu erwischen als das Fußvolk. Die Hintermänner geben sich größte Mühe, zu Stützen der Gesellschaft zu werden – etliche davon sind bekannte Philanthropen gewesen –, um durch ihre Stellung über jeden Verdacht erhaben zu sein, und wenn die illegalen Geschäfte doch enthüllt werden, können sie behaupten, sie hätten nichts gewußt und wären getäuscht worden. Davon abgesehen machen sie sich nie selbst die Hände schmutzig, und die Gerichte neigen zu großer Nachsicht, wenn man sie doch einmal erwischt.« Sie zuckte mit den Achseln. »Abscheulich, aber leider Tatsache. Und wenn die Lage so ungeordnet und verworren ist wie in Silesia, dann ist die Gelegenheit oft einfach zu verlockend. Hier draußen haftet der Piraterie zudem ein wenig Gesetzlosenromantik an, also warum sollte Gouverneur Hagen auf das Geld verzichten, wenn jemand anders für ihn das Töten übernimmt?«
    »Sie haben ganz recht, Ma’am; das ist abscheulich«, sagte die Ärztin nach kurzem Nachdenken.
    »Abscheu entwertet die Analyse jedoch nicht, Doktor«, warf Hughes ein. »Hier ändert sich nichts, bis jemand eine Änderung erzwingt. Manchmal wünschte

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