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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ich mir wirklich, wir könnten grünes Licht geben und ihnen die Andies auf den Hals hetzen.«
    »Auf kurze Sicht schon.« Honor schlürfte Kakao und senkte mit einem bitteren Lächeln die Tasse. »Auf lange Sicht ist ein Kaiserreich, das die gesamte Konföderation kontrolliert, wahrscheinlich ein noch schlimmerer Nachbar als Piraten. Jedenfalls glaube ich, daß der Herzog von Cromarty es so sehen würde.«
    »Kann man ihm auch nicht verdenken«, stellte Fred Cousins fest. »Mit den Havies haben wir schon genug am Hals.«
    Honor nickte und wollte antworten, aber sie verstummte, als Nimitz sich auf seinem Hochstuhl erhob und sich ausgiebig reckte. Ein träges Gähnen entblößte seine nadelspitzen Zähne, dann schaute er Honor tief in die Augen. Sie begegnete seinem Blick; zwar vermochten sie nach wie vor keine konkreten Gedanken auszutauschen, aber sie verstanden sich immer besser darauf, dem anderen Bilder zu senden. Nun lächelte Honor, als Nimitz ihr ein Bild der Hydroponikabteilung sandte, gefolgt von einem Bild Samanthas: Die Baumkatze saß unter einem Tomatenspalier, wie man sie benutzte, um die Crew mit frischem Obst und Gemüse zu versorgen, aber Honor lächelte über die Einladung, die sie Samanthas hellen Augen entnehmen konnte.
    »Also gut, Stinker«, sagte sie und hob ermahnend einen Finger. »Komm nur niemandem in die Quere – und verlauf dich nicht!«
    Nimitz bliekte fröhlich und hopste aufs Deck. Obwohl er normalerweise dicht bei Honor blieb, hatte er die Bedienung von automatischen Türen bereits gelernt, als Honor noch ein Kind war; den Umgang mit Liften schließlich auf der Akademie. Er konnte zwar nicht das Liftcom benutzen, um die Steuerzentrale nach Richtungsangaben zu fragen, aber er vermochte durchaus auswendig gelernte Bestimmungscodes einzugeben. Nun sah er Honor noch einmal mit lachenden Augen an, winkte ihr mit dem Schwanz zu und verschwand aus der Kabine. Als Honor aufblickte, bemerkte sie, daß Cardones sie neugierig betrachtete.
    »Er will sich nur ein wenig die Beine vertreten.«
    »Aha.« Cardones’ Gesicht blieb bewundernswert ernst, aber Honor benötigte nicht Nimitz’ Hilfe, um zu wissen, wie amüsiert er war.
    »Nachdem wir nun einen Piratenskalp am Gürtel tragen«, sagte sie lebhafter, »möchte ich besprechen, was Susan und Jenny aus den Computern des Raiders geholt haben. Wir konnten leider nicht viel darüber erfahren, ob sie ihre Operationen mit anderen koordiniert haben oder wo sie ihre Basis hatten, aber wir wissen, wo sie gewesen sind – und wohin sie als nächstes wollten. Zufällig ist das unser nächster Halt. Die Frage ist nun, ob wir noch ein paar Tage hierbleiben oder gleich nach Schiller weiterreisen wollen. Vorschläge?«
     
    Aubrey Wanderman trat aus dem Lift und warf einen Blick auf den Wegweiser am Schott gegenüber.
    Die zivilen Konstrukteure der Wayfarer hatten viel zu wenig Quartiervolumen vorgesehen, um die gegenwärtige Militärbesatzung darin unterzubringen. In der Werft war ein großer Teil des Laderaums Zwo in ein Labyrinth aus Schlafdecks verwandelt worden, das Aubrey noch immer verwirrte. Daß auch noch die Lebenserhaltungssysteme für dreitausend Menschen dort Platz finden mußten, trug nicht gerade zur Übersichtlichkeit bei. Gänge, die ganz so aussahen, als würden sie an eine bestimmte Stelle führen, endeten unvermittelt ganz woanders. Die meisten Besatzungsmitglieder der Wayfarer fühlten sich dadurch gestört, aber Aubrey fand Freude daran, das Labyrinth zu erkunden – und die alten Kämpen zogen ihn gern damit auf. Ungeachtet ihrer Spötteleien bekam Aubrey allmählich das Gefühl, sich im Schiff auszukennen. Das war zu einem nicht geringen Teil den Decksplänen zu verdanken, die er sich in sein Memopad geladen hatte. Aber immer wenn er glaubte, eine neue Route durch die verschlungenen Pfade der Wayfarer gefunden zu haben, mußte er die Strecke dennoch ausprobieren, um sich zu versichern – und das war auch an diesem Abend der Sinn der Übung.
    Er gab den Markercode ins Memopad und musterte einen Augenblick lang das Display. So weit, so gut. Wenn er diesem Gang bis zur nächsten Kreuzung folgte, konnte er den Weg zwischen dem Technischen Leitstand und LAC-Hangar Zwo abkürzen und dort den Kreuzlift zur Turnhalle nehmen – immer unter der Voraussetzung, daß er seinen Kurs korrekt geplant hatte.
    Der Gedanke ließ ihn lächeln, und er machte sich pfeifend auf den Weg durch den menschenleeren Gang. Seinen Rang als diensttuender RO.

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