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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Soldat nicht gepanzert gewesen, so hätte ihn jeder der fünf, sechs Treffer, die sie landete, k.o. geschlagen oder getötet, bevor überhaupt jemand, reagiert hätte. Sein Kamerad trat vor.
    »Nein! Bleiben Sie stehen!« rief Sukowski und stürzte sich in den Kampf. Der erste Marine versuchte nicht einmal, sich zu wehren. Er bemühte sich nur, vor seiner Angreiferin zurückzuweichen, ohne sie zu verletzen, sie aber ließ nicht von ihm ab. Sie stieß sich vom Deck ab, schlang die Arme um seinen Helm und trieb ihm ihr Knie gegen die Brustpanzerplatte, wieder und wieder und wieder. Caslet öffnete den Mund, als Sukowski sich auf sie stürzte.
    »Passen Sie auf, Sie wird …«
    Sukowski beachtete den Bürger Commander nicht. Seine Aufmerksamkeit galt allein Hurlman, und er sprach sie mit sehr sanfter Stimme an.
    »Chris. Chris, ich bin’s. Der Skipper, Chris. Alles ist gut. Er wird dir oder mir nicht weh tun. Chris, das sind unsere Freunde. Hör mir zu, Chris. Hör mir zu.«
    Wie eine leise, besänftigende Litanei brachte Sukowski die Worte hervor, und der Zorn der Frau geriet ins Wanken. Ihr Angriff büßte an Wucht ein, wurde langsamer und versiegte. Als Sukowski sie vorsichtig berührte, blickte sie ihn über die Schulter an.
    »Alles ist gut, Chris. Wir sind jetzt in Sicherheit.« Eine Träne rann dem Manticoraner über die Wange, aber er sprach mit begütigender Stimme weiter. »Alles ist gut, Chris. Alles ist gut.«
    Sie gab einen Laut von sich – das erste, was Caslet von ihr hörte. Es war kein Wort, es klang nicht einmal ganz menschlich, aber Sukowski nickte.
    »Das ist richtig, Chris. Komm jetzt. Komm mit mir.«
    Sie erbebte und schloß kurz die Augen, dann löste sie den Todesgriff um den Helm des Marineinfanteristen, sackte zusammen und kauerte sich auf das Deck. Sukowski kniete neben ihr nieder, legte beide Arme um sie und hielt sie fest, sie aber entwand sich ihm und blickte zu den Marines und Caslet hoch. Sie fletschte die Zähne. Wieder krümmte sie sich zum Angriff, und Caslet leckte sich die Lippen, als er ihre Körpersprache begriff. Die Brutalitäten, die ihre Häscher an ihr verübt hatten, waren nicht zu übersehen, aber sie hatte den Soldaten nicht angegriffen, um sich zu schützen, sie verteidigte ihren Kapitän und war bereit, es mit bloßen Händen mit ihnen allen aufzunehmen, Fingernägel gegen Panzerstahl, wenn sie ihn auch nur bedrohlich anschauten.
    »Es ist vorbei, Chris. Wir sind jetzt in Sicherheit«, flüsterte Sukowski ihr immer wieder ins Ohr, bis sie sich endlich ein wenig entspannte. Der manticoranische Kapitän schloß für einen Moment die Augen, dann hob er den Blick zu Caslet.
    »Ich glaube, ich bringe sie lieber persönlich ins Lazarett«, sagte er mit rauher Stimme, ohne die Ruhe, die er hineinlegte – hineinzwang, wenn er zu Hurlman sprach.
    »Natürlich«, sagte Caslet leise. Er holte tief Luft und ging vor der Frau in die Hocke. »Niemand wird Ihnen oder Ihrem Kapitän ein Leid tun, Commander Hurlman«, redete er sie mit ruhiger, besänftigender Stimme an. »Niemand wird einem von Ihnen wieder weh tun. Darauf haben Sie mein Wort.«
    Sie starrte ihm feindselig ins Gesicht, und ihre Lippen bewegten sich, ohne einen Laut von sich zu geben. Caslet hielt ihrem Blick stand, und mit einemmal flackerte tief in ihren Augen etwas auf. Ihr Mund beruhigte sich, und Caslet nickte, dann erhob er sich und reichte ihr die Hand. »Kommen Sie mit, Commander. Ich bringe Sie zu Doktor Jankowski. Die wird Sie und Ihren Kapitän ein wenig säubern, dann sprechen wir weiter, okay?«
    Für einen langen, angespannten Moment starrte sie auf seine Hand, dann gaben ihre Schultern nach. Ganz kurz ließ sie den Kopf hängen, dann hob sie die Hand und ergriff Caslets Finger mit einer zaghaften Bewegung wie ein wildes Tier, das allen Instinkten zum Trotz Vertrauen faßt. Er drückte Hurlman sanft die Hand und half ihr aufzustehen.
     
    Zwei Stunden später saß Harold Sukowski im Kommandanten-Besprechungsraum der Vaubon . Caslet, Allison MacMurtree und Denis Jourdain saßen ihm gegenüber. Christina Hurlman war nicht anwesend, sie lag betäubt und unter Aufsicht von Bürgerin Doktor Jankowski im Lazarett. Caslet betete insgeheim, daß Jankowskis Prognose stimmen möge. Die Schiffsärztin der Vaubon war vor dem Umsturz zivile Ärztin im DuQuesne Tower gewesen und hatte damals oft mit Notzuchttrauma zu tun gehabt. Hurlmans Mordlust hatte sie mit gewisser Erleichterung zur Kenntnis genommen, »Lieber

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