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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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der Sache endgültig auf den Grund gegangen sind. Ich halte mich aus der Sache heraus, um Ihnen – und Chief Harkness – Spielraum zu geben, aber wenn Wanderman wieder Schwierigkeiten bekommt oder jemand anders ›hinfällt‹ oder einen ›Unfall‹ hat, dann wird mit harten Bandagen gekämpft.« Sie lächelte grimmig. »Den ganz harten«, fügte sie leise hinzu.
     
    »Na, mein Junge. Ich sehe, du bist wieder auf den Beinen.« Beim Klang der tiefen Stimme fuhr Aubrey Wanderman rasch herum und zuckte zusammen, als ihm die verheilenden Rippen einen scharfen Schmerz durch den Leib sandten. In der offenen Luke stand ein stämmiger, ramponiert wirkender Senior Chief, auf den Schulterklappen die gekreuzten Raketen eines Gunner’s Mate, eines Artilleristen. Er war ein großer Mann – nicht so groß wie Steilman, aber fünf Zentimeter größer als Aubrey –, und er wirkte wie ein harter Brocken. Aubrey hatte ihn schon an Bord gesehen, aber vermochte beim besten Willen nicht zu sagen, wer der Mann war – oder was er bei ihm im Lazarett suchte.
    »Äh, jawohl, Senior Chief …« antwortete er unsicher.
    »Harkness«, sagte der Senior Chief und klopfte auf das Namensschild an der rechten Brust seiner Bordkombination. »Ich arbeite in der Flugleitung.«
    »Aha.« Aubrey nickte, aber trotzdem zeigte sich seine Verwirrung. In der Flugleitung kannte er niemanden, aber er wußte, wer »Harkness« war. Der Ruf des Senior Chiefs war fast legendär, obwohl Gerüchte wissen wollten, daß er in letzter Zeit zahmer geworden sei. Aubrey fiel allerdings kein plausibler Grund ein, weshalb Harkness ihn besuchen sollte.
    »Ja.« Harkness setzte sich auf das unbelegte Krankenbett, das sich genau gegenüber von Aubreys Bett befand, in dem er die letzten beiden Tage verbracht hatte. Harkness grinste ihn an. »Hab’ gehört, du hattest einen kleinen Unfall, mein Junge.«
    Von Harkness als »mein Junge« angesprochen zu werden, störte Aubrey längst nicht so, als wenn ihn ein anderer erfahrener Raumfahrer so bezeichnet hätte, aber bei dem Wort »Unfall« verspürte er das vertraute Frösteln. Deswegen also. Harkness war hier, um ihn zum Sprechen zu bringen. Aubreys Gesicht verlor jeden Ausdruck.
    »Ja«, sagte er und wandte den Blick ab. »Ich bin gestürzt.«
    »Bockmist«, widersprach Harkness entspannt. Der Senior Chief klang sogar beinahe amüsiert, und Aubrey bemerkte, wie das Frösteln einem heißen Aufwallen wich. Schließlich war das alles andere als komisch! Sein wütender Blick schoß zu Harkness, aber der Senior Chief antwortete einfach mit dem trägen, selbstsicheren Grinsen eines gryphonischen Riesenkodiaks oder eines sphinxianischen Hexapumas, und Aubrey errötete.
    Harkness ließ das Schweigen einige Augenblicke ruhen, dann lehnte er sich zurück, stützte sich auf die Ellbogen und machte es sich lässig auf dem Bett bequem.
    »Hör zu, mein Junge«, knurrte er nüchtern, »ich weiß, daß das Bockmist ist, du weißt, daß es Bockmist ist, die Bosun weiß, daß es Bockmist ist – zum Teufel, sogar die Alte Lady weiß, daß es Bockmist ist. Du lügst wie gedruckt, stimmt’s?« Mit träger, beiläufiger Herausforderung blickte er Aubrey in die Augen und nickte, als der Jüngere nichts erwiderte. »Jawoll, und Tatsumi auch«, fuhr Harkness gelassen fort, »und ich weiß noch nicht mal, ob ich euch beiden das überhaupt übelnehmen kann, denn Steilman kann ein ganz mieser Hurensohn sein, aber du glaubst doch hoffentlich nicht, daß es jetzt vorbei wäre?« Beim Klang von Steilmans Namen verspürte Aubrey ein neues, tiefergehendes Frösteln. Er hatte keiner Menschenseele etwas erzählt und Tatsumi bestimmt auch nicht, aber Harkness wußte dennoch Bescheid, und wenn der SCPO zur Bosun oder zum I.O. ging, dann würde Steilman niemals glauben, daß Aubrey den Mund gehalten hatte.
    »Ich …« sagte er, preßte die Lippen wieder zusammen und blickte Harkness hilflos an.
    »Ich will dir mal was erklären.« Die Stimme des Senior Chiefs enthielt plötzlich einen seltsamen, mitfühlenden Beiklang. »Weißt du, ich werde dich nicht nach irgendwelchen Namen fragen, und ich werde auch nicht mit dem, was du mir vielleicht sagst, zur Bosun oder zu Mr. Thomas laufen. Zufällig bin ich der Meinung, daß du selber zu ihnen gehen solltest, aber das mußt du selber wissen. Diese Entscheidung kann dir niemand abnehmen, aber du solltest dir schon mal überlegen, was du Captain Harrington sagen wirst, falls sie auf die Idee kommt, dich zu

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