Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Platze gefühlt. Sein Blick strich durch die Turnhalle der Marines, und er schluckte nervös, während er harte, durchtrainierte Männer und Frauen dabei beobachtete, wie sie sich mit ernüchternder Effektivität gegenseitig zu Boden warfen. Mit der Grundausbildung im unbewaffneten Kampf, welche die Navy ihren Rekruten zukommen ließ und die eher an stilisierte Übungen erinnerten, hatte das überhaupt nichts mehr zu tun. Die Grundausbildung stellte nicht die Basis für ernsthafte, blutige Gemetzel dar, denn Navypersonal sollte sich mit derart niederem Kampf gar nicht abgeben; Navypersonal schleuderte dem Gegner Gefechtsköpfe im Megatonnenbereich entgegen oder Strahlen aus kohärenten Licht- und Gammawellen. Wie für die meisten seiner Rekrutenkameraden war auch für Aubrey das Training im Kampf Mann gegen Mann nichts weiter als ein Zugeständnis an militärische Traditionen gewesen.
    Marines waren anders. Von ihnen wurde erwartet, daß sie kämpfend durch Schlamm und Blut wateten, und ihnen war es absolut ernst damit, wenn sie lernten, wie man seine Mitmenschen mit bloßen Händen zerlegt. Alle Marines waren Freiwillige, und wie in den meisten Prolong-Gesellschaften verpflichtete man sich beim Royal Manticoran Marinecorps auf lange Zeit – zehn T-Jahre Minimum –, was den Soldaten viel Zeit verschaffte, ihr erwähltes Spezialgebiet zu studieren. Ringsum übten die meisten mit Vollkontakt in leichter Schutzausrüstung, und als Aubrey Major Hibson bei der Arbeit beobachtete, zuckte er immer wieder zusammen, wenn Schläge und Tritte mit dumpfem Geräusch ihr Ziel trafen.
    Der weibliche Major war eine zierliche Person, weniger als halb so schwer wie ihr Gegner, doch sie bewegte sich unglaublich schnell, und trotz ihrer geringen Körpergröße schien sie aus irgendwo übriggebliebenem Panzerstahl gefertigt worden zu sein. Ihr Sparringspartner wirkte nicht gerade wie ein Faulpelz und besaß beträchtliche Vorteile in puncto Größe und Reichweite. Offenbar kannten sie beide alle Angriffsvarianten und die entsprechenden Paraden. Die einzelnen Bewegungen waren so tief in ihnen verwurzelt, daß einem beiläufigen Beobachter die Übung fast wie ein Tanz mit ausgeklügelter Choreographie erscheinen mußte und nicht wie der Versuch, sich gegenseitig den Kopf abzureißen. Doch war es Major Hibson und ihrem Gegner todernst, und trotz ihrer geringen Größe gab sie das Tempo vor. Sie umzirkelte ihren Gegner, fintete, wich mit blitzartiger Schnelligkeit aus. Selbst Aubrey begriff, welche Strategie sie verfolgte, und ihr Gegner ebenfalls, er konnte aber nur reagieren. Major Hibson mußte einiges einstecken – ihr Partner hatte mehrere solide Treffer landen können –, aber das schien sie als Preis für die Erfüllung ihrer Mission anzusehen, und seinen besten Angriffen wich sie jedesmal aus, blockte sie ab oder gab ihnen nach, um sie ihrer Wucht zu berauben; manchmal absorbierte sie die Treffer einfach und setzte mit einer Wildheit zu Gegenattacke an, die Aubrey eine Gänsehaut verschaffte. Am Ende ging einer der vernichtenden Schläge ihres Gegners ein paar Zentimeter zu weit.
    Hibson schien zur Seite zu klappen und wich so dem Kopfstoß aus, aber diesmal bewegte sie sich auf den Gegner zu, nicht von ihm fort. Plötzlich befand sie sich innerhalb der Reichweite des Partners, und in einer Drehung schoß ihr gepolsterter Übungsschuh mit einem unmöglich wirkenden Rückwärtstritt gegen das Kinn des Mannes. Er taumelte, und Hibson beugte sich, während sie noch auf der Zehenspitze balancierte, nach unten, packte ihn am Fußgelenk und riß ihn von den Beinen. Noch während seines Sturzes ließ sie sich nach hinten fallen und landete mitten auf ihm. Er versuchte sie zu packen und in den Schwitzkasten zu nehmen, war jedoch noch gelähmt und einen Sekundenbruchteil zu langsam. Hibson trieb ihm den Ellbogen wie eine Pfahlramme in den Solarplexus, wand sich wie ein an Land geworfener Fisch und kniete schließlich auf seiner Brust. Ihre rechte Hand schoß in einem tödlichen Schlag herab, den sie gerade noch rechtzeitig abbremste, bevor er ihm den entblößten Kehlkopf zerschmetterte.
    Aubrey schüttelte den Kopf. Der reinste Irrsinn! Diese Leute verbrachten Jahre damit, so etwas zu trainieren, und er war Elektroniktechniker, kein Marine. Vermutlich hätte es ihn anspornen sollen zu beobachten, wie jemand von Hibsons Größe einen solchen Klotz von Gegner besiegte, aber er hatte auch gesehen, wie hart sie dafür arbeiten mußte – und

Weitere Kostenlose Bücher