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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sinken. Der Marineinfanterist grinste und setzte sich mit unterschlagenen Beinen neben ihn. Aubrey unterdrückte das vertraute Aufwallen des Neides, als er bemerkte, daß Hallowell nicht einmal heftiger atmete.
    Aubrey legte sich auf den Rücken und blickte zur Decke auf, während ringsum die dienstfreien Marines weitertrainierten. Bevor er seine Übungslektionen in dieser Turnhalle angetreten hatte, war ihm nie bewußt gewesen, in welchem Ausmaß sich die Marines an Bord eines Schiffes vom Rest der Besatzung abschotteten. Natürlich hatte Aubrey von der traditionellen Rivalität zwischen ›Blindgängern‹ und ›Deckschrubbern‹ gewußt, aber er war einfach zu sehr in die enge Welt seiner Wachstation eingebunden gewesen, als daß er bemerkt hätte, wie sehr die Besatzung der Wayfarer in zwei voneinander völlig verschiedenen Welten lebte. Man kannte die Kameraden aus der gleichen Laufbahn im Schiff, und wenn man Freunde in anderen Abteilungen hatte, dann kümmerten sich diese Freunde um ihre eigenen Probleme. In wesentlichen Aspekten hatte Aubrey mit diesen Freunden weniger gemeinsam als mit Leuten aus seiner eigenen Laufbahn, die er nicht ausstehen konnte.
    Und wenn das schon für die Kameraden der Navy galt, dann war es für die Marines gleich zehnmal so wahr. Während des Gefechtsalarms bemannten die Marines zwar Waffenstationen, aber sie hatten ihre eigene Messe, ihre eigenen Unterkünfte, ihre eigenen Übungsräume, ihre eigenen Offiziere und Unteroffiziere. Sie hatten andere Traditionen und Rituale, die für einen Navygasten wenig Sinn ergaben, und zudem schienen sie sehr darauf bedacht zu sein, daß sich daran nichts änderte.
    Und all das führte dazu, daß Aubrey sich wunderte, weshalb Gunny Hallowell ihm überhaupt half, denn Aubrey Wanderman hegte auch nicht den geringsten Ehrgeiz, jemals ein Marine zu werden.
    Er lag noch einen Moment auf dem Rücken, dann nahm er seinen Mut zusammen und erhob sich auf einen Ellbogen.
    »Sergeant-Major?«
    »Ja?«
    »Ich … äh, ich bin Ihnen sehr dankbar für die Mühe, die Sie sich machen … also …«
    »Spucken Sie’s schon aus, Wanderman«, knurrte Hallowell. – »Wir üben gerade nicht, deshalb werde ich Ihnen vermutlich nicht einmal dann weh tun, wenn Sie etwas richtig Dummes von sich geben«, fügte er grinsend hinzu, als der Jüngere immer noch zögerte und sich vor Verlegenheit beinahe wand. Aubrey errötete, dann erwiderte er das Grinsen.
    »Ich hab’ mich einfach gefragt, warum Sie sich die Mühe machen, Gunny.«
    »Da könnte ich einfach antworten: weil es einer tun muß«, sagte Hallowell nach kurzem Nachdenken. »Oder ich könnte sagen, es liegt daran, daß ich Bastarde wie Steilman auf den Tod nicht ausstehen kann, oder daß ich einfach keinen Jungen auf dem Gewissen haben möchte, der gerade erst mit dem Rasieren anfängt. Und ich schätze, im Grunde würde jede einzelne dieser Antworten ausreichen. Aber wenn ich ehrlich bin, dann tue ich das alles aus einem einzigen Grund: weil Harkness mich darum gebeten hat.«
    »Aber ich dachte immer …« Aubrey zögerte und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß zu schätzen, was Sie tun, Sergeant-Major, aber ich dachte, der Senior Chief würde mit Marines nicht auskommen, und … na ja …«
    »Und umgekehrt?« beendete Hallowell den Satz mit dumpfen Lachen. »Früher einmal hätten Sie damit wohl gar nicht so falsch gelegen, mein Junge, aber das war, bevor Harkness das Licht erblickte und eine Marineinfanteristin heiratete.« Als Aubrey bei diesen Worten die Augen weit aufriß, lachte der Sergeant-Major lauthals. »Sie meinen, er hat Ihnen nicht davon erzählt?«
    »Nein«, antwortete Aubrey erschüttert.
    »Nun, getan hat er’s jedenfalls. Seine Frau ist eine alte Freundin von mir aus der Grundausbildung. Aber wahrscheinlich haben die meisten von uns Blindgängern ihm seine Angewohnheiten nie übel genommen. Sie müssen wissen, Wanderman, daß Harkness es nie persönlich gemeint hat. Er kämpft eben gern, und wenn er sich mit einem Marine anlegte, dann blieb es in der Familie, ohne daß es gleich im eigenen Wohnzimmer stattfand.«
    »Sie meinen, all die Schlägereien, die vielen Disziplinarverfahren nur, weil er gern kämpft?«
    »Ich hab’ ja nie behauptet, daß er besonders schlau wäre, Wanderman«, sagte Hallowell belustigt. »Soweit ich weiß, ist er aber häufiger für Schwarzmarktgeschäfte angeklagt worden als für Schlägereien. Aber im Grunde ist das, was Sie gesagt haben, eine gute

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