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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gingen ihm nicht aus dem Sinn – und Sukowski und Hurlman ebensowenig. Jourdain blickte ihm ganz kurz in die Augen und nickte fast unmerklich. Caslet wandte sich wieder Harrington zu. »Entschuldigen Sie, Ma’am«, sagte er bedächtig, »aber unsere Daten weisen darauf hin, daß die Piraten noch weitere Schiffe besitzen. Wenn Sie die Kerle finden, könnte es sein, daß Sie sich mehr abgebissen haben als Sie kauen können.«
    »Die Zähne der Wayfarer sind aber ziemlich scharf, Bürger Commander«, entgegnete die manticoranische Kommandantin mit einem schmalen, drohenden Lächeln. »Und wir besitzen komplette Datensätze von der Piratenflotte. Sie haben den Planeten Sidemore im Marsh-System übernommen. Marsh ist – oder war vielmehr – eine unabhängige Republik außerhalb der Konföderation, und vermutlich haben die Silesianer deshalb nie dort nach Warnecke gesucht, wenn sie überhaupt wissen, daß er davongekommen ist. Das Sonnensystem war bereits unbedeutend, als die Piraten es erobert haben, und die einzige logistische Unterstützung besteht aus einem einzelnen Reparaturtender, den sie aus dem Kelch mitgebracht haben. Die Ressourcen der Piraten sind sehr beschränkt, nach unserer Zählung haben – hatten – sie insgesamt zwölf Schiffe. Davon haben Sie zwo eliminiert, wir ebenfalls zwo, damit sind es noch acht, von denen einige nicht kampftüchtig sein werden. Nach den Daten des Wracks sind die Orbitalbefestigungen kaum der Rede wert, und auf dem Planeten haben die Piraten nur ein paar tausend Mann. Glauben Sie mir, Bürger Commander – mit denen werden wir fertig.«
    »Ich kann nicht behaupten, ich wäre traurig, das zu hören, Captain«, antwortete Caslet nach kurzem Zögern.
    »Das habe ich auch nicht erwartet. Und obwohl es keinen Ausgleich für den Verlust Ihres Schiffes bedeutet, möchte ich Ihnen einen Logenplatz anbieten, von dem Sie zuschauen können, was mir mit Warneckes Psychopathen anstellen. Um genau zu sein, lade ich Sie und Kommissar Jourdain für den Angriff auf die Brücke ein.«
    Caslet zuckte überrascht zusammen. Einen feindlichen Offizier, selbst einen Kriegsgefangenen, auf die Brücke zu bitten, war ohne Beispiel. Die Augen eines ausgebildeten Raumoffiziers sahen immer zumindest ein wenig von dem, was die Admiralität des Gegners ihn garantiert nicht sehen lassen wollte. Andererseits würde er vorerst wohl kaum jemandem in der Heimat von alledem Bericht erstatten können …
    »Ich danke Ihnen sehr für dieses Angebot, Captain«, sagte er. »Ich weiß es zu schätzen.«
    »Das ist das Mindeste, was ich tun kann, Bürger Commander«, entgegnete Harrington mit einem bedauernden, leisen Lächeln. Sie prostete ihm zu, und automatisch hob er das Glas. »Trinken wir auf etwas, in dem wir übereinstimmen, meine Damen und Herren«, sprach sie in die Runde. »Auf André Warnecke. Möge er bekommen, was er verdient.«
    Sie hob das Glas, und ringsum erhob sich zustimmendes Gemurmel. In dieser Antwort hörte Warner Caslet seine eigene Stimme – und die Denis Jourdains.
     

28
    Aubrey Wanderman trottete in die Turnhalle. Ein Dutzend Marines, die ihm in den letzten Wochen von unbegreiflichen Fremden zu Freunden geworden waren, begrüßten den »Deckschrubber« mit einer Handvoll fröhlicher Beleidigungen. Daran hatte er sich gewöhnt und zahlte – solange der Dienstgrad es gestattete – mit gleicher Münze zurück. So merkwürdig es war, hier fühlte er sich mehr zu Hause als sonst irgendwo im ganzen Schiff, und er hegte den schweren Verdacht, daß er die Geringschätzung für die ›Blindgänger‹ niemals wirklich teilen könnte, die fast alle seine Kameraden in der Navy für angemessen hielten.
    Er freute sich auf das verabredete Sparring, und auch das kam ihm seltsam vor, denn schließlich hatte er dieses Training aus purer Verzweiflung begonnen. Trotzdem ließ sich nicht abstreiten, daß er mittlerweile Vergnügen daran fand, auch wenn er nicht gerade selten blaue Flecken davontrug. Seine schlanke Statur setzte Muskeln an, und viel mehr als die körperlichen Fähigkeiten, die ihm daraus erwuchsen, genoß Aubrey die Disziplin und die Selbstsicherheit, die damit einhergingen. Außerdem mußte er zugeben, daß ihm die Turnhalle zu einer Art Zuflucht geworden war. Die Leute hier mochten ihn wirklich – und er brauchte sich nicht zu sorgen, daß Steilman auftauchen könnte. Aubrey grinste. Wenn es eine Stelle im ganzen Schiff gab, wo sich Randy Steilman niemals freiwillig blicken lassen

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