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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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mit konzentrierter, fast körperlich greifbarer Aufmerksamkeit. Aubrey war sich sicher, wenn er den Arm ausgestreckt und zwischen die beiden gehalten hätte, dann hätten sich ihm die Härchen aufgestellt.
    Und dann bewegten sie sich. Obwohl Aubrey genau zusah, hätte er später nicht sagen können, wer sich zuerst geregt hatte. Als bewegten sie sich absolut gleichzeitig und von einem einzigen Gehirn gelenkt, zuckten Hände und Füße mit einer Kraft und einer Schnelligkeit vor, die Aubrey niemals für möglich gehalten hätte. Er hatte Major Hibson stets für blitzschnell gehalten, aber die Kommandantin und der Gunny waren mindestens ebenso schnell, dabei waren sie viel größer.
    Als Disziplin mangelte es dem Coup de vitesse an der Eleganz von Judo oder Aikido. Coup de vitesse war ein harter Angriffsstil, der schamlos Anleihen bei jeder geeigneten Quelle machte – von der Savate bis zum Tai-Chi – und die Extrakte zu einer wilden Angriffsform mischte. Aubrey kannte einige, die den Coup als roh betrachteten oder darauf hinwiesen, daß er durch seine Konzentration auf den Angriff mit der Energie viel verschwenderischer umging als zum Beispiel Aikido, die vollkommenste unter den Verteidigungsdisziplinen. Während Aubrey die Kommandantin und den Sergeant-Major beobachtete, begriff er, daß er zwei tödliche Menschen vor sich hatte – und weshalb Honor Harrington den Coup allem anderen vorzog. In diesem Augenblick erlangte Aubrey eine seltsame Einsicht in den Charakter seiner Kommandantin und begriff, daß sie sich niemals mit der Defensive zufriedengeben würde, wenn sie statt dessen auch in die Offensive gehen könnte – und daß man einfach vergessen hatte, ihr das Aufgeben beizubringen. Sie ging Hallowell direkt an, und trotz seiner größeren Reichweite, seiner größeren Stärke und seines höheren Rangs war es die Kommandantin, die den Angriff bestimmte. Von Fäustlingen geschützte Hände und gepolsterte Füße prallten mit dumpfen Geräuschen auf den Körperschutz, und Aubrey beobachtete Kombinationen, die er niemals hätte beschreiben, geschweige denn – was für eine Vorstellung! – selbst ausführen können. Die Gesichter der beiden Kämpfenden waren vor Konzentration völlig ausdruckslos, und Aubrey zuckte zusammen, als Hallowell mit dem linken Fuß nach dem Brustkorb der Kommandantin trat.
    Doch sie hatte den Tritt kommen sehen. Weil sie ihm nicht ausweichen konnte, bewegte sie sich in den Tritt hinein und schlug einen Sekundenbruchteil vor dem Auftreffen mit dem Ellbogen nach unten. Aubrey hörte deutlich ihren gepolsterten Ellbogen gegen das Schienbein krachen, das nur von einer dünnen Muskelschicht geschützt war, und Hallowell grunzte, als der Schlag die Energie seines Tritts größtenteils aufzehrte. Zwar besaß der Treffer immer noch genug Wucht, daß auch die Kommandantin grunzte, aber sie verzog keine Miene, als ihr Schlagarm zurückprallte. Sie streckte ihn wieder und schlug mit der Faust nach Hallowells Solarplexus, er aber wehrte den Hieb mit dem Arm ab. Während er noch ihre rechte Hand abblockte, schlug sie ihm mit der linken in die Kniekehle des Beins, das vom Tritt noch immer ausgestreckt war. In einer Reflexbewegung knickte das Knie ein, und die Kommandantin wirbelte auf einem Fuß an Hallowells rechte Seite, wobei sie ihm den anderen um das rechte Fußgelenk hakte und mit dem rechten Arm scheinbar unmotiviert durch die Luft fuhr – aber eben nur scheinbar. Hallowell nahm den Kopf beiseite, um dem Schlag auszuweichen, und riß gleichzeitig schützend den Arm hoch; sie jedoch senkte auf der Stelle die Faust unter die Abwehr und rammte sie ihm gegen den Brustkasten, während gleichzeitig ihr Fuß sein Fußgelenk fand. Hallowell ging zu Boden und warf dabei absichtlich seine ganze Masse gegen ihr Standbein, um sie mit sich zu reißen, und beinahe hätte er damit Erfolg gehabt. Die Kommandantin ging zwar ebenfalls zu Boden, faltete sich jedoch so kontrolliert zusammen, daß es beinahe aussah, als hätte sie gewollt, daß er sie zu Boden riß. Ihr linker Arm schoß vor und schlängelte sich von hinten unter seiner linken Achsel hindurch, dann schloß sich ihre Hand um sein Handgelenk. Sie drehte sich halb von ihm ab, zwang dabei seinen Ellbogen nach vorn und verlagerte ihr Gewicht nach links, um Hallowell nach rechts zu zwingen – womit sie den Arm unter ihm fixierte. Ihre rechte Hand zuckte in einem mörderischen Schlag herab, den die Kommandantin im gleichen Augenblick abfing, als sie

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