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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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verfaßten, hatten sie offensichtlich nicht an Passagierliner gedacht. Stellingetti würde niemals damit leben können, mehrere tausend Zivilisten auf dem Gewissen zu haben, und doch ließen die Order ihr keine andere Wahl. Wenn der Liner nicht stoppte, mußte sie ihn vernichten, und schon bei dem Gedanken krümmte sie sich innerlich zusammen. Ohne Zweifel würde das Amt für Öffentliche Information behaupten, daß der Liner bewaffnet gewesen sei – was er zweifellos war –, und daß seine Bewaffnung und die Weigerung zu stoppen ihn zum rechtmäßigen Ziel gemacht habe. Das Amt für Öffentliche Information besaß viel Erfahrung darin, dem Opfer die Schuld am eigenen Schicksal zuzuschieben. Stellingetti hingegen würde jeden Tag im Spiegel ihr eigenes Gesicht betrachten müssen.
    Und was hatte dieser verdammte Andermaner vor? Die Order verlangten von Stellingetti ausdrücklich, sich von Andermanern fernzuhalten, ja, ihnen sogar gegen andere Raider beizustehen. Aber wenn dieser Frachter sich weiterhin einmischte, würde er aus nächster Nähe beobachten können, wie die Kerebin den Passagierliner in Stücke schoß. Was sollte Stellingetti dann tun? Den Andermaner ebenfalls vernichten, um alle Zeugen zu beseitigen, deren Aussagen die Version des Amts für Öffentliche Information über den Zwischenfall unglaubwürdig machen konnten?
    »Com, warnen Sie den Andy, Abstand zu halten! Das Schiff soll sich von dem Manticoraner fernhalten, sonst kann ich für die Konsequenzen nicht verantwortlich gemacht werden.«
    »Aye, Skipper.«
     
    »Vergessen Sie die Idee mit der Gewalttransition, Skipper«, sagte Sid Cheney müde. »Wir haben zwo beschädigte Abschnitte in den primären Datenleitungen gefunden, der Hauptcomputer ist gegrillt, das Ersatzsystem von Überschlag angekratzt. Wenn Sie damit eine Gewalttransition machen, haben Sie eine Chance von bestenfalls sieben zu drei, daß entweder der Ersatzcomputer oder die Kontrolleitungen auf halbem Wege durchbrennen.«
    »Wie lange brauchen Sie, um die beschädigten Teile der Kontrolleitungen zu ersetzen?« wollte Fuchien wissen.
    »Selbst wenn ich sie ersetzen lasse, müssen wir uns immer noch Sorgen um diesen Computerschaden machen.«
    »Das weiß ich.« Fuchien griff nach Strohhalmen, denn Strohhalme waren das einzige, was ihr noch geblieben war. »Aber wenn wir wenigstens einen Teil der Unsicherheit eliminieren können …«
    »Meine Leute sind schon dabei, aber wenn wir’s nach Vorschrift machen, brauchen wir zwölf Stunden. Wir nehmen jede mögliche Abkürzung, wahrscheinlich schaffen wir’s deshalb in sechs, aber das reicht nicht, stimmt’s?«
    »Nein, Sid«, antwortete Margaret Fuchien leise.
    »Tut mir leid, Maggie«, sagte der Ingenieur noch leiser. »Ich gebe mir alle Mühe.«
    »Ich weiß.«
    Fuchien zwang sich zu einer aufrechten Haltung und holte tief Luft. Wards Drohnen hatten den Verfolger nicht täuschen können. Noch achtzehn Minuten, dann wäre der Schlachtkreuzer auf Raketenreichweite. Mit unzuverlässigem, unberechenbarem Hypergenerator würde die Artemis auf keinen Fall rasch genug tiefer transitieren können, um die Ortung des Haveniten abzuschütteln.
    Wieder blickte sie auf Wards Plot und runzelte die Stirn. Der Andermaner schloß rasch zur Artemis auf; bei seinem Annäherungswinkel würde der Vektorenangleich in weniger als fünfzehn Minuten erfolgen. Lange würde er nicht mit dem Liner Schritt halten können; trotz der beschädigten Beta-Emitter lief die Artemis jedem Frachter davon, aber in dem Moment, in dem sich ihre Kursvektoren schnitten, hätten sie beinahe die gleichen Geschwindigkeiten. Fuchien konnte nicht anders, sie mußte die Schiffsführung des andermanischen Skippers bewundern, aber selbst wenn ihr Leben davon abgehangen hätte, wäre sie nicht imstande gewesen zu erraten, welchen Grund er für dieses Manöver haben sollte.
    »Schon ein Anruf der Havies?« fragte sie den Signal-offizier.
    »Nein. – Ma’am.«
    Die Antwort klang so angespannt, wie Fuchien sich fühlte. Sie lächelte gezwungen und schritt bedächtig das Kommandodeck ab. Da blieb einem doch kaum eine Wahl. Wenn der Schlachtkreuzer in Raketenreichweite kam, würde sie beidrehen und sich ergeben. Alles andere wäre der reinste Irrsinn.
    »Skipper!« Das war der Signaloffizier. »Wir werden vom Andy angerufen!«
     
    »Nun, jetzt haben sie ein Rendezvous ausgeführt«, stellte Edwards fest. »Und was kommt jetzt?«
    »Das weiß ich nicht. Hat der Andermaner auf unsere

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